Im ersten Band der "Chronik der Nephilim" haben Ellie und ihr Freund Michael überwältigende Entdeckungen bezüglich ihrer Herkunft gemacht. Doch am Ende war klar: Diese Aufklärung hat nur weitere Fragen aufgeworfen, weitere Herausforderungen stehen dem jungen Paar bevor. Die Rezension zum ersten Band findet sich hier.

Ellies und Michaels Eltern wäre es am liebsten, wenn die beiden alles vergessen würden, was sie über ihre Abstammung entdeckt haben. Sie sind Nephilim, die Kinder einer menschlichen Mutter und eines Engels. Doch sie erinnern sich noch an alles und forschen weiter nach ihren Wurzeln. Gerade Ellie ist ein Schlüsselelement im ewigen Kampf um die Menschheit, denn sie ist die Auserwählte, die am Jüngsten Tag über die Menschen richten soll. Wie sie diese Aufgabe erfüllen soll, muss sie erst noch herausfinden. Mit dem Entdecken ihres Wesens werden Ereignisse in Gang gesetzt, die weit größer sind, als Ellie und Michael ahnen konnten. Die gefallenen Engel setzen alles daran, jetzt endlich den Weltuntergang auszulösen, Ellie ist dabei ein wichtiges Instrument für sie. Und als wäre der Kampf um die Welt nicht genug Stress für Jugendliche, beginnen auch noch Differenzen und Eifersüchteleien die junge Beziehung zu belasten.

Eins vorweg: Sollte man den ersten Band der Reihe nicht gelesen haben, ist das gar kein Problem. Die Autorin wiederholt alles, was relevant für die weitere Handlung ist im Verlauf der Geschichte, so dass man nur wenig verpasst. Leser, die den ersten Band bereits kennen, werden also immer wieder frustriert feststellen, dass sie das Geschilderte bereits kennen.
Leider gehört dieser erste Teil des Buches, in dem vor allem Geschehene wiederholt wird, zum Spannendsten, was der zweite Band zu bieten hat. Nach allen Wiederholungen wird der Schreibstil plötzlich schlechter, die Protagonisten, allen voran Ellie selbst, schwer nachvollziehbar, die Handlung sprunghaft und konfus.

Michael versucht zu verdrängen, dass er wichtig für die Geschichte ist und widmet sich den normalen Highschool-Tätigkeiten, während Ellie das zwar auch gerne würde, aber vorher noch schnell die Welt retten muss. Ihr Verhalten ist überhaupt nicht mehr nachvollziehbar - im einen Moment streiten sich die beiden und die Beziehung scheint vor ihrem Ende zu stehen, im nächsten Moment ist alles wieder gut und von Spannungen ist nichts zu spüren. Schön, wenn reale Beziehungen auch so funktionieren würden. Von Ellies Innenleben spürt man als Leser gar nichts mehr. Gefasst tötet sie gefallene Engel, erfüllt ihr Schicksal und geht zu Schule, wie man das halt so macht als Jugendliche. Was es in ihr auslöst, dass ihr Vater nicht ihr biologischer Erzeuger ist, dass ihre Eltern sie über ihre Herkunft im Ungewissen ließen und das Michael alles andere als eine tatkräftige Stütze ist, das wird kaum berücksichtigt. Starr erfüllt sie die vorgegebenen Handlungsschritte. Diese fügen sich zudem noch zu glatt ineinander. Plötzlich erscheinen neue Charaktere, neue Lösungen, die alles erklären, die dem Leser aber einfach vor die Nase gesetzt werden.

Alles, was in diesem Band geschieht, hätte besser noch in den ersten gepasst. Mit ein paar zusätzlichen Kapiteln wäre die Geschichte in einem Band komplett abgehandelt gewesen, denn anscheinend wird nach diesem zweiten Band kein weiterer mehr folgen. Ziemlich dürftig für eine "Chronik". Andererseits: Ein weiterer Qualitätsverlust in Schreibstil und Handlung wäre gravierend, da kann man dankbar sein, wenn es wirklich bei zwei Bänden bleibt.