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Als Pálmi seinen Bruder in der psychiatrischen Klinik besucht, spürt er sofort, dass etwas in dem ansonsten trostlos wirkenden Haus überhaupt nicht stimmt. Eine auffallende Unruhe herrscht in den Gängen und als Pálmi Daniels Zimmer betritt, sieht es längst nicht so aus, wie er es von früheren Besuchen her kennt. Das Bett ist umgekippt, der Kleiderschrank kurz und klein geschlagen und die Sachen seines Bruders liegen im ganzen Raum verstreut. Ein Anblick, der Pálmi Angst einjagt und so begibt sich der besorgte Mann auf die Suche nach Daniel, den er völlig aufgelöst, im 5. Stock der Klinik findet. Mit dem Ziel, sich das Leben zu nehmen, steht er am Fenster und ohne dass Pálmi ihn von seinem Vorhaben abbringen kann, springt er in den sicheren Tod.
Fast zur gleichen Zeit geht ein kleines Holzhaus in Flammen auf, das dem pensionierten Grundschullehrer Halldór Svavarsson gehört. An einen Stuhl gefesselt und mit Benzin übergossen, verbrennt der alte Mann bei lebendigem Leib. Ein brutaler Mord, dessen Motiv lange Zeit im Dunklen liegt. Erst als sich herausstellt, dass der ehemalige Lehrer einen früheren Schüler kurz zuvor mehrfach besucht hat und es sich bei diesem um den inzwischen toten Daniel handelt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Plötzlich stoßen Erlendur Sveinsson und sein Team auf alte Geheimnisse und ungeheuerliche Machenschaften, deren Auswirkungen erschreckend sind.
"Menschensöhne" ist der erste Fall für Kommissar Erlendur Sveinsson, der seinen Dienst bei der Reykjavíker Kripo versieht. In ihm zeichnet sich der isländische Ermittler vor allem durch seine stoischen Ruhe und Beharrlichkeit aus und versteht es mittels akribisch durchgeführter Polizeiarbeit zum Ziel zu kommen. Doch ehe es soweit ist und sich das Grauen erregende Motiv eines brutalen Mordes offenbart, glaubt der Hörer das perfide Spiel längst zu durchschauen. Ein Trugschluss, wie sich herausstellt und auf der Erkenntnis von nur einem sehr geringen Teil der Verbrechen beruht. Kriminelle Handlungen, die sich letztendlich als überaus grausam, allerdings für diese Zeit auch als etwas utopisch, herausstellen.
Der isländische Autor Arnaldur Indridason hat es in "Menschensöhne" verstanden, ein sehr brisantes Thema gekonnt in eine Krimihandlung zu verpacken und es seinen Hörern schonungslos nahezubringen. Auch wenn der Handlungsverlauf stellenweise etwas zäh erscheint: neben einer sehr passenden Atmosphäre und dem clever erdachten Plot überzeugen vor allem die Figuren, die durch die Lesung von Frank Glaubrecht sehr lebendig werden. So wird der Hörer in erster Linie von der Beziehung zwischen Pálmi und seinem Bruder Daniel, aber auch von dem Schicksal mehrerer Schüler einer Grundschule gefangen genommen, während die eigentlichen Mordermittlungen und die Person des Kommissars im Hintergrund verblassen.
Fazit.
"Menschensöhne" ist ein emotional ansprechender und nachdenklich machender Krimi, der den Auftakt für eine umfassende Reihe mit dem isländischen Kommissar Erlendur Sveinsson bildet. Eine Serie von Krimis, die, trotz immer wieder auftretender Kritik, erfolgreich ist.