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"Der Sturm" oder – wie es im englischen Original betitelt ist: "The Tempest" – gehört zu William Shakespeares bekannteren Stücken. Nachdem sich Kinoadaptionen wie etwa der prominent besetzte "Sommernachtstraum" von 1999 oder Baz Luhrmanns geniale Neuinterpretation von "Romeo + Julia" als Kassenschlager herausstellten, ist es vermutlich kein Wunder, dass Hollywood gern mit den Klassikern des britischen Dichters liebäugelt. In Zeiten visuell beeindruckender Special Effects bietet sich "The Tempest" für die Umsetzung auf der großen Leinwand geradezu an, denn im Drama um den verstoßenen Herzog von Mailand spielt Elementarmagie eine große Rolle.
Die Hauptrolle besetzt Regisseurin Julie Taymor ("Frida") in einem großartigen und unerwarteten Coup mit der fabelhaften Helen Mirren. Eine Überraschung, denn in Shakespeares Original ist die Hauptrolle eigentlich ein Mann: der Herzog von Mailand. Taymor macht kurzerhand den Herzog Prospero zur Herzogsgattin Prospera, die nach dem Tod ihres Mannes von ihrem ehrgeizigen Schwager aus Mailand vertrieben wird. Mit ihrer kleinen Tochter Miranda kann sich Prospera auf ein verlassenes Eiland retten. Dort gelingt es Prospera, sich den Elementargeist Ariel Untertan zu machen, der von einer Hexe in einen Baum gebannt worden war. Ebenfalls in ihre Dienste zwingt sie den wilden Caliban, Sohn der Hexe. Die Jahre vergehen. Als zwölf Jahre später ein von Prospera heraufbeschworener Sturm ihren alten Widersacher und sein Gefolge an die Küste der einsamen Insel spült, sieht die verbannte Herzogin ihre Chance auf Rache gekommen …
Man möchte es fast als Geniestreich bezeichnen, dass Taymor aus dem männlichen Prospero eine weibliche Prospera gemacht hat. Nicht nur, dass im originären Stück bis auf Miranda keine weitere Frauenrolle in Erscheinung tritt und das dadurch entstehende Ungleichgewicht in der Filmfassung nun aufgehoben wird. Prosperas Beschützerinstinkt gegenüber ihrer Tochter Miranda wird durch den Geschlechterwechsel noch einmal unterstrichen. Zudem gilt Helen Mirren zu Recht als begnadete Charakterschauspielerin: Scheinbar mühelos fühlt sie sich in die Shakespeare-Rolle ein und interpretiert die verschlungenen Versmaße des Dichters mit bewundernswerter Leichtigkeit. Zumindest diesbezüglich stehen ihr allerdings die anderen Darsteller erfreulicherweise in nichts nach. Unterstrichen werden muss in diesem Zusammenhang die extrem gelungene Synchronisation, die aufgrund der Lyrik der Texte nicht einfach gewesen sein kann.
Dennoch ist "The Tempest" nicht das Meisterwerk, das es hätte werden können. Trotz glaubhafter Darsteller, toller Masken und opulenter Kostüme, für die der Film eine Oscarnominierung einheimsen konnte, bleibt Julie Taymors Neuinterpretation hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Special Effects wirken zwar nicht billig, man ist heutzutage jedoch anderes gewöhnt. Zudem drängt sich der Gedanke auf, dass man die magischen Elemente der Geschichte ausdrucksstärker hätte inszenieren können, um so die Stärken des Mediums Film auszunutzen. Der Score wirkt oft verstörend, was sich wiederum auf das Seh-Erlebnis überträgt. Dadurch verspielt der Film seine Chance, Blockbuster-Kino zu werden. Stattdessen ist "The Tempest" eine ambitionierte Verfilmung, die vor allem für experimentierfreudige Filmfans und Shakespeare-Liebhaber sehenswert ist.