Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Die im
Metzler Verlag erschienenen Literaturgeschichten zu verschiedenen Nationalliteraturen gehören zur Pflichtausstattung im Bücherregal jedes Germanisten, Französisten, Italianisten, Anglisten und so weiter. Auch wer sich einen Überblick über die Geschichte der US-amerikanischen Literatur verschaffen will, wird bei
Metzler fündig. Die von Hubert Zapf 1996 erstmals herausgegebene "Amerikanische Literaturgeschichte" ist im Herbst 2010 bereits in der dritten, im Vergleich zur zweiten noch einmal erweiterten und überarbeiteten Auflage, erschienen.
Auf gut 600 Seiten hat der Herausgeber, Professor für Amerikanistik an der Universität Augsburg, Texte verschiedener Autoren zu den einflussreichsten Strömungen in der amerikanischen Literaturgeschichte sowie zu verschiedenen Teilaspekten versammelt. Das zeitliche Spektrum reicht von den kolonialgeschichtlichen Anfängen (Hartwig Isernhagen) über die Etablierung einer amerikanischen Nationalliteratur im eigentlichen Sinne (Helmbrecht Breinig und Susanne Opfermann) bis hin zu einem Kapitel zur Literatur- und Kulturtheorie im 21. Jahrhundert (Hubert Zapf).
Der meiste Raum eingeräumt wird den Kapiteln zu den großen Epochen wie der Romantik und der "American Renaissance" (Hubert Zapf), zu Realismus, Naturalismus und Vormoderne (Winfried Fluck), zur Moderne (Heinz Ickstadt und Hubert Zapf) und zu den Jahrzehnten von der Postmoderne bis zur Gegenwart (Alfred Hornung). Hervorzuheben ist jedoch insbesondere das ausführliche Kapitel, in dem sich unter dem Stichwort "Multikulturalität" Brigitte Georgi-Findlay, Maria Diedrich und Heiner Bus mit amerikanischen Minoritätenliteraturen auseinandersetzen, die – zusammen genommen – keineswegs eine zu vernachlässigende Randerscheinung darstellen, sondern einen wichtigen Anteil dessen ausmachen, was die US-amerikanische Literatur vor allem seit dem 20. Jahrhundert ausmacht. Zu finden sind hier Unterkapitel unter anderem zur indianischen, afroamerikanischen, jüdisch-amerikanischen, asiatisch-amerikanischen und Chicano-Literatur. Doch nicht nur die literarische Praxis wird behandelt: Jürgen Schlaeger, Renate Hof und Hubert Zapf führen in einem gesonderten Kapitel auch in spezifisch US-amerikanische Ausrichtungen der Literaturkritik und Literaturtheorie wie "Literary Criticism" und "Ecocriticism" ein.
Die Literaturgeschichte eines so großen und kulturell verzweigten Landes wie den USA zugleich in seiner Komplexität und Vielfalt, aber auch verständlich und kompakt auf rund 600 Seiten zu schreiben, ist kein Leichtes. Es ist unvermeidbar, dass manches literarische Phänomen und auch viele Autoren nur kursorisch abgehandelt werden können, die eigentlich einer tiefergehenden Auseinandersetzung würdig wären als sie eine Überblicksdarstellung leisten kann. Doch genau um eine solche geht es schließlich bei einer Literaturgeschichte: Sie soll es dem Leser ermöglichen, mit vergleichsweise wenig Zeitaufwand einen sachkundigen und leicht zugänglichen Einblick in bestimmte Epochen und Werke zu gewinnen. Dies leistet das vorliegende Buch auf hohem Niveau und schafft es dabei, das literarische Geschehen in den USA auch in einen größeren kulturellen und gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Außerdem bietet es Anhaltspunkte dafür, in welche Richtung eine weiterführende Beschäftigung mit bestimmten Themen gehen kann. Hierzu finden sich nicht nur ausführliche Bibliografien zu den einzelnen Epochen; auch über das enthaltene Personen-, Werk- und Sachregister können Informationen zu einzelnen Schlagwörtern in verschiedenen Zusammenhängen gefunden werden.
Alles in allem kann die "Amerikanische Literaturgeschichte" jedem, der sich im Rahmen seines Studiums, aus beruflichen oder auch rein privaten Gründen für amerikanische Literatur und Kultur interessiert, nur empfohlen werden!
Auf der Verlagswebseite kann ein Blick in das Buch geworfen werden: zur Leseprobe.