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Unter dem Pseudonym Rebecca Gablé hat sich die 1964 geborene Autorin Ingrid Krane-Müschen zu einer der beliebtesten deutschen Autorinnen mittelalterlicher Romane entwickelt. Vor kurzem ist mit "Der dunkle Thron" ihr jüngstes Mittelalterepos erschienen. Ein guter Zeitpunkt für den Hörverlag, die 2007 beziehungsweise 2008 produzierten Hörspieladaptionen von zwei Gablé-Romanen in einer ansprechenden Sammelbox neu aufzulegen:
"Das zweite Königreich" (6 CDs) spielt ca. 1.100 nach Christus: Cædmon von Helmsby wird mit einer Botschaft seines Königs in die Normandie gesandt. Sein Ziel erreicht der junge Engländer jedoch nicht. Das Schiff, auf dem er reist, erleidet Schiffbruch und Cædmon fällt Feinden in die Hände. Zwar gelingt ihm die Flucht, doch fortan sieht sich der junge Engländer immer wieder unfreiwillig in die Rolle eines Mittelmanns gedrängt zwischen Normannen, Engländern und schließlich sogar zwischen seinem König und dessen eigenem Volk …
In "Das Spiel der Könige" (7 CDs) stehen Geschwister im Mittelpunkt: Julian of Waringham und seine Zwillingsschwester Blanche. Es ist die Zeit der Rosenkriege: Die Lancasters und die Yorks kämpfen um die Krone. Die Waringhams halten seit jeher den regierenden Lancasters die Treue, auch wenn das Haus York immer mehr Einfluss zu gewinnen scheint. Für Bruder und Schwester brechen turbulente Zeiten an; für Julian (der primären Hauptfigur), weil es ihm selbst schwer fällt, an seinen schwächlichen König zu glauben; für Blanche, weil sie mit einem York-Treuen verheiratet wird, der sich als finsterer Blaubart entpuppt. Beide beschließen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen …
Während "Das Spiel der Könige" zu Gablés beliebtem Mittelalterzyklus um die fiktive Adelsfamilie Waringham zählt, gehört "Das Zweite Königreich" nicht zu einer mehrteiligen Saga. Beide Geschichten jedoch spielen im Englischen Mittelalter, beide sind in sich abgeschlossen und können völlig für sich stehen. Beide wurden von Ariane Skupch (Hörspielbearbeitung) und Axel Pleuser (Regie) zu spannenden Hörspielen adaptiert.
Es ist schon beeindruckend, mit welchem Aufwand die Romane vertont wurden: In beiden Produktionen wirkt eine Vielzahl von Sprechern mit – jeweils mehrere Dutzend pro Hörspiel; vor allem die in den Hauptrollen besetzten Künstler überzeugen. Natürlich erfordern die riesige Sprecherriege und die schnellen Szenenwechsel eine hohe Konzentration beim Hörer. Gablé erzählt von politischen Verwicklungen, die Figuren stehen oft in komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen zueinander, so dass Aufmerksamkeit unablässig ist. Wer sich mit einem großen Ensemble schwer tut, könnte die Hörspiele als leicht frustrierend erleben. Wer sich jedoch auf die gut recherchierten und durch ihre Reduktion aufs Wesentliche auch handlungsstarken Geschichten einlässt, wird mit opulentem Hörvergnügen belohnt. Das wird sehr ansprechend untermalt durch wunderbare mittelalterliche Musik und eine dezente, passende Soundkulisse.
Wer Hörspiele und das englische Mittelalter mag, kann mit dieser Hörspielbox nichts falsch machen!
Eine Hörprobe findet man hier.