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Damian und Alexander sind jung, hip, sie leben in Berlin – und sind seit zwei Jahren ein Paar. Als Damian eines Tages die Möglichkeit erhält, bei einer Expedition zu einem Anfang des 20. Jahrhunderts untergegangenen Passagierschiffs teilzunehmen, sagen beide begeistert zu. Sie hoffen auf einen malerischen, romantischen Kurzurlaub im Mittelmeer. Eingeladen wurden sie, da Daniels verschollener Großonkel Matrose auf dem untergegangenen Luxusdampfers war. Aufgrund alter Tagebücher, die man jetzt gefunden hat, vermutet man in der Kabine seines Liebhabers (!) den Grünen Jaguar, eine kleine Jadestatuette, der man magische Kräfte nachsagt.
Der romantische Trip entpuppt sich für Strahlemann Damian jedoch sehr schnell als Alptraum: Nicht nur macht der durchtrainierte Taucher Max seinem Alexander eindeutige Avancen; der Titelheld bringt auch im Verlauf der Handlung in Erfahrung, dass sein Großonkel bei dem Schiffsunglück, bei dem 1935 die Victoria Luise sank, gar nicht gestorben ist. Zudem scheinen skrupellose Kriminelle hinter dem Grünen Jaguar her zu sein. Als auch noch einer der Matrosen beginnt, ihm schöne Augen zu machen, weiß Damian nicht mehr, wo ihm der Kopf steht …
"Der grüne Jaguar" ist das erste Comicband-Abenteuer von "Damian & Alexander" – und bisher leider auch, soweit das in Erfahrung zu bringen war, das einzige. Zeichnungen und Texte stammen aus der Feder von Thilo "tiló" Krapp, der vor allem für seine Kinder- und Jugendbuchillustrationen bekannt ist. An Kinder richtet sich "Damian & Alexander" sicher nicht, dazu geht es doch eine Spur zu freizügig und frivol zu. Seine beiden Hauptfiguren hat Krapp vor einigen Jahren als Protagonisten von Illustrationen und Comicstrips aus der Taufe gehoben, um durch ihre Augen satirisch dem Thema Beziehungen – insbesondere schwule Beziehungen – ein paar Seitenhiebe zu verpassen. Das tut der Künstler auch in "Der grüne Jaguar", allerdings immer augenzwinkernd, trotz mancher Übertreibung sehr realistisch und nie wirklich böse. Das macht den Comicband (und Damian und Alexander) sympathisch! Während Alexander der ruhigere von beiden ist, der sich in seiner Freizeit für Schwulenrechte engagiert, ist Damian ein Paradiesvogel, ab und an eine Dramaqueen, trägt aber das Herz am rechten Fleck. Und er kennt sämtliche Musical- und Popsongs, die je geschrieben wurden, auswendig. Ohne den Soundtrack von "Arielle die Meerjungfrau" verlässt er nur ungern das Haus.
Auch nahezu der gesamte restliche Cast des Comicbands ist schwul: turtelnde Matrosen, Milliardärssöhnchen und Stewards. Und in unterschiedlicher Kombination werfen sie sich mitunter mehr als einen heißen Blick zu. Das mag dem einen oder anderen Leser vielleicht ein bisschen zu viel des Guten sein. Wer das gelassen nimmt, wird mit einer unterhaltsamen Mystery-Geschichte belohnt, die sich selbst nicht zu ernst nimmt.
"Der grüne Jaguar" zählt über hundert Seiten. Natürlich bietet die Geschichte da mehr als schwule Beziehungskisten. Gemeinsam mit Damian und Alexander schickt tiló den Leser auf Tauchstation zu dem auf einer Riffkante liegenden untergegangenen Luxusdampfer und auf die Suche nach der grünen Jadestatue. Beim Showdown wird es sogar ein bisschen magisch und mystisch. Eine tiefsinnig gestrickte Krimihandlung sollte man nicht erwarten, die Charakterinteraktion steht im Vordergrund. Die Bilder selbst sind recht einfach gehalten, aber ansprechend. Sie passen zum satirischen Ton der Geschichte. Das Titelbild verrät bereits ziemlich gut, wie der Comic selbst gestaltet ist.
Dennoch geht die Mischung auf. "Der grüne Jaguar" mag kein Meisterwerk sein. Aber er bietet launige Comicunterhaltung. Nach der Lektüre sind einem Damian und Alexander ans Herz gewachsen und man hofft auf einen zweiten Band!