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Im Jahr 1189 nach Christus bricht ein Kreuzfahrerheer unter der Führung von Richard Löwenherz gen Osten auf, um die heilige Stadt Jerusalem von den "Ungläubigen" zurückzuerobern. Doch Jerusalem wird von niemand anderem als Sultan Saladin geschützt, der nicht nur als überragender Heerführer und mächtigster Herrscher des Morgenlandes gilt, sondern auch als geradezu mystische Lichtgestalt, die vom Volk verehrt wird. Während Richard den dritten Kreuzzug vor allem mit Gewalt zum Ziel bringen will und auch vor Gräueltaten nicht zurückschreckt, setzt Saladin mehr auf Achtung vor dem Gegner und seine eigene Weisheit. Bald geschieht jedoch etwas, das beide Männer nicht vorausahnen konnten und das sie trotz aller Widersprüche und ihrer Feindschaft zueinander verbindet: Sie verlieben sich in die schöne Jüdin Miriam. So kommt es, dass Richard Löwenherz und Sultan Saladin nicht nur um Ruhm und Ehre, um Religion, Kultur und die Vorherrschaft im Morgenland kämpfen, sondern auch um das Herz einer Frau …
Die meisten historischen Romane, die von den Kreuzzügen berichten, stellen die Ereignisse aus westlicher Sicht dar. Umso erfreulicher, dass Kamran Pasha den dritten Kreuzzug sowohl aus westlicher als auch aus östlicher Sicht schildert, wobei er den Schwerpunkt auf Sultan Saladin legt und auf die Schicksale der Juden und Muslime in Jerusalem. Spannend ist auch, dass der Autor Richard Löwenherz in diesem Roman nicht so glorifiziert, wie dies andere Werke tun. Der Name Löwenherz ist in der westlichen Literatur nahezu untrennbar mit dem Mythos um Robin Hood verbunden; meist wird Löwenherz, seinem Namen entsprechend, als mutige, gütiger und gerechter König verklärt. Pasha räumt mit dieser einseitigen Sichtweise auf und zeigt einen Richard I., der ohne Skrupel den Thron einnimmt, obwohl sein Vater eigentlich seinen Bruder dafür vorgesehen hatte, der dabei über Leichen geht und der für seinen Kreuzzug den Tod Tausender in Kauf nimmt, ohne mit der Wimper zu zucken.
Der Autor räumt im Nachwort ein, dass er sich eine Reihe künstlerischer Freiheiten genommen und die historischen Tatsachen teilweise verändert und zugunsten seiner Erzählung angepasst hat; manche Personen, die im Roman eine Hauptrolle spielen, sind frei erfunden, während andere, historisch verbürgte Persönlichkeiten unter den Tisch gefallen sind oder stark verändert wurden. Wer sattelfest in den historischen Begebenheiten zu jener Zeit ist, dem dürfte das teilweise sauer aufstoßen, wer aber nicht alle Details im Kopf hat, dem wird dies kaum auffallen.
Die einzelnen Kapitel wechseln zwischen den Ereignissen um Saladin, Richard und Miriam. Dieser ständige Perspektivwechsel bringt einerseits Abwechslung, verhindert andererseits aber auch, dass sich richtige Spannung aufbaut; man fiebert im Endeffekt nicht wirklich mit den einzelnen Figuren mit.
Insgesamt ist Kamran Pashas Roman durchaus gelungen und vielschichtig – vor allem auch durch die ungewöhnliche Sichtweise, die für Toleranz und Miteinander der Religionen und Kulturen wirbt -, allerdings verwendet er einen größeren – und nicht unbedingt spannenden - Teil der Handlung auf die unvermeidliche Liebesgeschichte, die sich um Saladin und die wunderschöne Miriam dreht. Unpassend wirkt die teils sehr blumige, fast schwülstige Stil des Autors, der stellenweise so gar nicht zu den handelnden Personen passen will. Als etwa ein unbedeutender Bauer aus Richards Heer durch ein Unglück in einen Fluss stürzt, verdrängt Richard "Tränen der Verzweiflung, als der tapfere Bauer, der sein Dorf verlassen hatte, um seinem Ruf zu folgen, mit brechenden Augen zu ihm aufblickt" – nicht ganz glaubwürdig für einen nur zu seinem Vorteil handelnden Mann, der wenige Seiten vorher einen Jungen ohne jeglichen Skrupel aus einem Fenster gestoßen hat.
So ist "Die Schwerter von Jerusalem" vor allem durch die ungewöhnliche Herangehensweise an das Kreuzzug-Thema ein durchaus lesenswerter Historienroman, der für Toleranz und Frieden plädiert. Stil und manche Elemente der Handlung können jedoch nicht völlig überzeugen, so dass der Roman am Ende einen relativ gemischten, aber leider nicht herausragenden Eindruck beim Leser hinterlässt.