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 Mein Traum ist länger als die Nacht

Wie Bertha Benz ihren Mann zu Weltruhm fuhr


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Als Bertha Ringer bei einem Ausflug den jungen, mittellosen Ingenieur Carl Benz kennen lernt, weiß sie natürlich noch nicht, dass er ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird. Bertha ist ein Mädchen aus einer wohlhabenden bürgerlichen Familie mit einer guten Bildung, und sie leidet seit ihrer Kindheit unter dem Umstand, dass Töchter in solchen Familien weniger erwünscht sind als Söhne; auch mit den Einschränkungen in Bezug auf so viele mögliche Tätigkeiten kann sich Bertha nicht anfreunden.
Gegen den Willen ihrer Familie heiratet sie den Tüftler und teilt seinen Traum, eine Kutsche ohne Pferde zu bauen. Doch der Weg hin zu dieser Erfindung erweist sich als steinig; mehrmals sind die Benzens bankrott, und Bertha weiß kaum, wie sie ihre Kinder ernähren soll. Und auch nachdem Carl Benz den pferdelosen Wagen realisiert hat, reißen die Schwierigkeiten nicht ab, denn niemand möchte das stinkende, fauchende, ruckelnde Gefährt kaufen, und die Polizei schikaniert Benz bei den Probefahrten, wo sie nur kann. Da entschließt sich Bertha Benz, eine spektakuläre Hundert-Kilometer-Fahrt von Mannheim nach Pforzheim zu wagen – sie, eine Frau, mit ihren halbwüchsigen Söhnen. Sie hat dies mit ihrem Mann abgesprochen, doch tun beide so, als ob sie das Unternehmen heimlich durchführen würde. Und auf der abenteuerlichen Fahrt erregt das mit Waschbenzin betriebene Gefährt samt seiner eigensinnigen Fahrerin überregionale Aufmerksamkeit.

Bertha Benz, die starke Frau, die geradezu sprichwörtlich hinter einem erfolgreichen Mann steht: In diesem Buch wird die wahrlich patente Ehefrau des Erfinders Carl Benz angemessen gewürdigt. Die Autorin zeigt auf, dass Benz das Automobil wohl nie erfunden hätte, wenn Bertha ihn nicht rückhaltlos und dauerhaft unterstützt hätte, zumal Benz alles andere als ein gewiefter Geschäftsmann war, sondern sich selbst nicht sonderlich gut verkaufen konnte und seine Ideen eher noch weniger.

Bei der Lektüre lernt der Leser sowohl Bertha als auch Carl Benz detailliert kennen, er erfährt einige interessante Details über die Eltern und Großeltern beider; die Kindheit der späteren Ehepartner wird erläutert, ihre Bekanntschaft und der Beginn ihrer Liebe, ihre Heirat und der Versuch einer ersten Firmengründung. Spannend, in Bezug auf den Stil durchaus romanhaft berichtet die Autorin von den Jahren des mehrfachen Scheiterns und Neubeginnens, vom langsamen Aufstieg des Automobils und schließlich dem vergleichsweise späten Ruhm, der für Bertha als Witwe einherging mit einer Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten, denen die alte Dame zunehmend skeptisch gegenüberstand.
Es gelingt Angela Elis, den Leser mitzunehmen in die Zeit des Umbruchs, in der die Benzens wirkten und sich mühsam behaupteten, und vor allem besticht das Portrait der selbstbewussten, eigenständigen Bertha Benz, einer Frau, die sich völlig vom weiblichen Ideal ihrer Zeit gelöst hatte außer in einem – in der Hingabe an ihren Mann, dessen Ideen und Träume sie verstand und teilte.

Das Buch enthält eine Fülle an Fotos aus dem Leben der Familie Benz, die deren Lebensumstände und Persönlichkeiten veranschaulichen. Im Anhang findet sich eine Auflistung weiterführender Literatur, sodass Leser, deren Interesse für das Thema nachhaltig geweckt wurde, auf ihre Kosten kommen. Technische Kenntnisse sind für die Lektüre übrigens nicht vonnöten.
Eine spannende und sorgfältig recherchierte Biografie zu einer außergewöhnlichen Frauenpersönlichkeit!

Verlagsseite zum Buch mit Leseprobe

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. September 2011 | ISBN: 9783423346702 | Preis: 9,90 Euro | 351 Seiten | Sprache: Deutsch

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