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Als Kind wünscht man sich oft, endlich groß zu sein. Dann kann man endlich tun und lassen was man möchte, muss nicht mehr um acht Uhr ins Bett und darf so lange Fernsehen schauen, wie man will. Doch dafür besitzen Kinder noch ihre Fantasie, die nicht von Vernunft überlagert ist und können so Dinge sehen, die Erwachsenen verwehrt sind - wie die Geheimnisse aus dem Land unter dem Bett. Und in dem Rollenspiel "Kleine Ängste" kann man diese Welt wieder aufleben lassen.
Dieses Rollenspiel hat als Helden Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Ihr Alltag ist eng gegliedert, sie müssen Regeln befolgen und zur Schule gehen und dennoch können sie Helden sein und mutige Taten vollbringen. Schließlich sind sie allein in der Lage, die Monster zu sehen, die in die Welt eindringen und Kinder bedrohen. Kein Erwachsener kann ihnen dabei helfen, ihr geringes Alter und ihre Fantasie sind dabei ihre größten Vorteile. Manchmal geraten Kinder unabsichtlich zwischen die Welten und müssen lediglich einen Weg zurück finden, oder sie gehen freiwillig in die Welt der Monster, um Freunde zu befreien oder Probleme aus dem Weg zu räumen. Und wenn die Monster in die Realität eindringen, müssen alle Kinder zusammenhalten, damit keines verschleppt und zum Schwarzen Mann entführt wird, der ihnen sonst die Seele raubt.
"Kleine Ängste" ist ein Rollenspiel, das mit den Ängsten und Alpträumen der Kindheit spielt. Es verarbeitet die Angst im Dunkeln, die Monster, vor denen man sich gefürchtet hat, als man klein war, zu einer fiktiven Mischwelt zwischen Realität und Schrecken. Das besonders Reizvolle daran ist natürlich, sich wieder in die Gedankenwelt eines Kindes einzufühlen. Die Gedankenwelt ist eine ganz andere, die körperlichen und geistigen Möglichkeiten sind begrenzt und natürlich verhält sich ein Kind komplett anders als ein Erwachsener. Das alles einigermaßen glaubhaft darzustellen, ist nicht einfach. Deswegen ist es gut, dass die Charaktererstellung so ausführlich beschrieben ist. Mit Fragen nach Freunden, eigenen Ängsten, persönlichen Begabungen und anderem erwächst so ein ausführliches Charakterkonzept, das ein lebendiges Bild des Kindes zeichnet, das man spielen möchte.
Um dem erzählerischen Charakter des Spiels nicht zuviel zu nehmen, sind die Regeln dazu recht gering ausgefallen. Es gibt geistige und körperliche Attribute, auf die gewürfelt werden kann, wenn Proben notwendig sind. Besitzt der Charakter zusätzlich noch eine passende Eigenschaft, kommt deren Wert zu dem Würfelpool hinzu. Die stärkste Kraft im Spiel ist jedoch der kindliche Glaube, der dazu beitragen kann, dass Würfelproben gelingen oder ein Monster endgültig niedergezwungen wird. Dies ist die Art kindlicher Magie, die Erwachsene verloren haben. Damit auch Einsteiger gut zurechtkommen, sind alle Einzelheiten sehr ausführlich und detailliert dargestellt, was das Regelsystem angeht. Es gibt viele Beispiele zur Anwendung und mögliche Ausnahmefälle werden beschrieben, ebenso wie Kampfsituationen und deren regeltechnische Abwicklung. Viel interessanter ist jedoch der Teil, der sich mit dem Land unter dem Bett beschäftigt. Hier werden einzelne ausgewählte Regionen genauer beschrieben, Schrecken dargestellt und man erfährt, wie man hinein- und wieder hinausgelangen kann. Auch Monster haben Sehnsüchte und Träume, weswegen es auch für sie ein eigenes Kapitel mit wichtigen Monstercharakteren gibt sowie Möglichkeiten, Monster nach eigenen Vorstellungen zu erschaffen.
Es war Zeit, dass dieses wunderbar anregende Rollenspiel voll subtilem Horror wieder auf den Markt kommt. Rollenspielerisch bieten sich so viele wunderbare Möglichkeiten für Spieler und Spielleiter, dass man voller Vorfreude auf die nächste Spielsitzung wartet. Dank der schlanken Regeln sind die Charaktere schnell erschaffen und auch Einsteiger kommen mit dem System fix zurecht. Allerdings ist dieses Rollenspiel vom spielerischen Anspruch her eher etwas für erfahrene Rollenspieler, die mal etwas anderes als Krieger oder Schurken spielen möchten. Das schön gestaltete Hardcover gibt dem Kleinod einen würdigen Rahmen, ebenso wie die zahlreichen stimmungsvollen Zeichnungen. Jedoch wirkt der erste, extrem ausführlich erklärende Teil ein wenig aufgebläht.
Endlich gibt es wieder "Kleine Ängste" und bietet zahlreichen Spielern die Möglichkeit, in die Welt der Monster, Albträume und Kuscheltiere einzutauchen.