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 Schneebraut

Autoren: Ragnar Jonasson
Übersetzer: Ursula Giger
Verlag: Scherz

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Manchmal ist es nicht einfach, seinen Weg im Leben zu finden. So jedenfalls geht es dem jungen Isländer Ari, der nach einem abgebrochenen Philosophiestudium zur Theologie wechselt, um letztendlich auch dieses Studium frühzeitig und ohne einen Abschluss zu beenden. Nun aber lässt sich der Vierundzwanzigjährige auf der Polizeischule ausbilden und muss feststellen, dass er sich zum ersten Mal mit seiner Berufswahl identifizieren kann. Deshalb ist Ari auch überglücklich, als er ein Jobangebot für die nächsten zwei Jahre erhält und nimmt dafür gerne in Kauf, seine ersten Erfahrungen in einem kleinen Dorf hoch im Norden zu sammeln. Eine Entscheidung, die seiner Freundin Kristin überhaupt nicht gefällt. Und so bleibt die Medizinstudentin in ihrer gemeinsamen Wohnung in Reykjavik, während Ari gute 400 Kilometer nördlich ein Haus in Siglufjördur bezieht.

Doch die Euphorie, die der junge Polizist noch auf dem Weg in das Fischerdorf empfand, kühlt schnell ab, als er mit den tatsächlichen Begebenheiten in Siglufjördur konfrontiert wird. Berge von Schnee und Einsamkeit bestimmen seinen beruflichen Alltag, der in einem tristen Weihnachtsabend auf der Wache seine unliebsame Krönung findet. Lediglich ein mysteriöser Anruf stört die Idylle, wird aber von seinem Vorgesetzten Tómas als unbedenklich eingestuft.
Sechzehn Tage später ändert sich alles. Der beschauliche Ort, in dem nie etwas passiert, wird durch ein Unfall in seinen Grundfesten erschüttert. Denn der bekannte Schriftsteller Hrólfur Kristjánsson stürzt während einer Theaterprobe auf der Kinotreppe in den Tod und jeder im Ort weiß, dass der alte Griesgram eine Menge Feinde hatte. Noch während in der 1300-Seelen-Gemeinde ausgiebig darüber diskutiert wird, ob der Unfall vielleicht ein Mord war, liegt plötzlich die Frau des Hauptdarstellers mit ausgebreiteten Armen im Schnee und schafft es nicht, ihren nackten Oberkörper vor der Kälte zu schützen.

"Schneebraut" ist der zweite Kriminalroman des Isländer Rechtsanwaltes Ragnar Jónasson, allerdings das erste seiner Bücher, das in deutscher Sprache erscheint. Dabei versteht es der ebenfalls als Journalist tätig gewordene Autor gekonnt, in einer sehr bildlich gehaltenen Sprache viel von den winterlichen Entbehrungen seiner Landsleute zu erzählen und dabei die Schönheit der Landschaft zu offenbaren.
So präsentiert sich "Schneebraut" vor allem als ein ruhiger, zweifellos aber auch fesselnder Roman, der sein Augenmerk auf die Lebensgeschichten der beteiligten Personen lenkt, ohne dabei die eigentliche Krimihandlung zu vernachlässigen. Denn ein tödlicher Unfall und ein versuchter Mord in nur einer Woche sind für ein Dorf dieser Größenordnung schon viel. Deshalb wundert es auch niemanden, dass sich ein Polizeianfänger überaus enthusiastisch in die Aufklärung der Fälle vertieft, ohne Rücksicht auf seine Außenseiterposition zu nehmen. Eine gelungene Charakterzeichnung, die mit einem wendungsreichen Plot einhergeht und gut unterhält.

Fazit:
"Schneebraut" ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der mehr als nur die in ihm verübten Verbrechen thematisiert, dafür allerdings etwas ruhiger in Erscheinung tritt. Eine Empfehlung für alle Islandfans und Freunde tiefgründiger Krimis.

Dorit Wiebke



Hardcover | Erschienen: 4. Oktober 2011 | ISBN: 978-3651000223 | Originaltitel: Snjóblinda | Preis: 14,95 Euro | 368 Seiten | Sprache: Deutsch

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