Die Begriffe "Gentrifizierung", "gentrification" oder "gentrifier" treten in den letzten Jahren in den Medien immer mehr in Erscheinung. Doch nur die wenigsten Leser wissen eigentlich, was mit diesen Begriffen gemeint ist, obwohl sie einen Prozess beschreiben, der sich heutzutage in jeder Großstadt irgendwo abspielt. Christoph Twickel versucht in seinem Buch "Gentrifidingsbums oder Eine Stadt für alle" ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und anhand einiger Beispiele aufzuklären, was Gentrifizierung eigentlich genau ist. Während sich die Wissenschaft schon seit einigen Jahren diesem Thema widmet, gibt es nur sehr wenig außeruniversitäre Literatur darüber.

Twickels Buch gliedert sich in insgesamt sieben Kapitel, die Namen wie "Vom Unternehmen Stadt zur Image City", "Künstler rein, Arme raus. Kultur als Standortfaktor" oder "Auf dem Weg zu einer Stadt für alle" tragen. Das Kernthema des Autors ist die Veränderung in der Stadt, insbesondere die Veränderungen in der Sozialstruktur der Stadtbewohner und die damit einhergehenden Folgen für die Entwicklung bestimmter Stadtteile. Es werden in den verschiedenen Kapiteln viele Beispiele aufgezeigt, Interviews mit sogenannten Experten geführt und teilweise ausgesuchte Zitate wissenschaftlicher Texte verwendet.

Christoph Twickel, der neben seiner Tätigkeit als Buchautor auch als Journalist tätig ist, hat in der Hansestadt Hamburg verschiedene Stadtentwicklungsprojekte begleitet und teilweise mitbegründet. Unter anderem ist er Mitgründer der Initiative "Not in our Name, Marke Hamburg". Dem Leser wird schnell klar, dass der Autor sehr auf Hamburg fixiert ist, immer wieder wird über die Entwicklung der Hansestadt gesprochen und der Großteil der aufgezeigten Beispiele stammt aus der norddeutschen Großstadt. Kein wirklicher Nachteil, doch wünschen sich viele Leser gerade einen Überblick darüber, was Gentrifizierung in verschiedenen Städten bedeutet und wie die Gentrifizierung in anderen Großstädten wirkt. Twickel gibt dem Leser unter anderem einen kleinen Überblick über verschiedene Stadtentwicklungskonzepte wie die Ansätze der funktionalen oder der autogerechten Stadt; auch die sich vollzogene Suburbanisierung findet ihren Platz.

Der Leser bekommt ein Buch vorgesetzt, das vom Namen her einen Überblick über verschiedene Gentrifizierungsprozesse vermuten lässt. Selbstverständlich ist dies in "Gentrifidingsdums oder Eine Stadt für alle" der Fall, doch was Gentrifizierung nun wirklich ist, eine nüchterne, subjektive – vielleicht wissenschaftliche – Definition sucht der Leser vergeblich. Der Autor beteuert zwar, dass er auf keinen Fall ein wissenschaftliches Buch schreiben möchte und diesen Anspruch auch nicht nachkommen könnte, doch wirft er über das ganze Buch immer wieder soziologische Fachbegriffe ein, die nicht weiter erläutert werden.

"Gentrifidingsbums oder Eine Stadt für alle" ist für alle, die sich für Stadtsoziologie und insbesondere Gentrifizierungsprozesse interessieren, eine nette Lektüre – mehr aber leider nicht. Der Leser spürt die deutliche Abneigung des Autors gegenüber bestimmte Entwicklungstendenzen in der Stadt und seine Zuneigung gegenüber Initiativen für eine Stadt für alle. An vielen Stellen wirkt das Buch von Christoph Twickel sehr eindimensional, so vermisst der Leser jegliche Lösungsansätze zu den von Twickel als problematisch beschriebenen Entwicklungstendenzen. Wer einen objektiven Überblick über die Thematik der Gentrifizierung bekommen möchte, um sich selber eine Meinung zu bilden, sollte eher zu wissenschaftlicher Literatur greifen als zu diesem Buch. Wer schon eine Meinung zur Gentrifizierung hat und diese nur bestätigen möchte beziehungsweise auch einmal die andere Seite betrachten möchte, für denjenigen könnte "Gentrifidingsbums oder Eine Stadt für alle" durchaus interessant sein.

Weitere Informationen und eine Leseprobe sind auf der Verlags-Website zu finden.