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Silke und Maja sind schon seit Jahren beste Freundinnen, aber das Berufsleben hat die ehemaligen WG-Partnerinnen getrennt. Silke schreibt für ein Restaurantmagazin in Berlin, während Maja arbeitslos in Hamburg bleiben muss. Da Maja gezwungenermaßen viel Freizeit hat, verbringt sie viel Zeit online, vor allem auf Facebook. Durch eine Bekannte beginnt sie, Orakelsprüche an ihre Facebook-Freunde zu verteilen, von denen sie viele gar nicht persönlich kennt. Dennoch treffen ihre Weissagungen so oft ins Schwarze, dass sie selbst überrascht ist. Diese Orakelsprüche haben auf manche der Personen weitreichenden Einfluss, und auch für Maja selbst soll sich einiges durch sie ändern. Aber zunächst machen Maja und Silke die typischen Erfahrungen eines ü30-Singles: Die Männer, die man mal hatte, haben sich als Zeitverschwendung entpuppt, die Männer, die sie jetzt treffen, kommen selten ohne Gepäck und Schäden. Vor allem Maja muss das heftig erleben, als sie sich in den Schriftsteller und Erben Zoran verliebt. Eigentlich ist er perfekt für sie - hätte er nicht Ballast in Form eines kleinen Satansbratens dabei.
Zwischen Liebe, Enttäuschung, Jobperspektiven und -katastrophen und viel Schokolade und Wein gehen die beiden Freundinnen zusammen ihren Weg.
"Schokolade ist auch nur Gemüse" wirkt wie ein typischer Frauenroman. Die beiden Hauptfiguren sind beide über 30, stehen im Leben und könnten größtenteils glücklich mit ihrem Leben sein - auch die arbeitslose Maja kommt halbwegs gut über die Runden, auch wenn sie sich langweilt. Wenn jetzt noch die jeweils perfekten Männer auftauchen würden, wäre das Glück vollkommen. Doch so einfach ist es natürlich nie, Traumprinzen entpuppen sich als Frösche und einen passenden Mann, ohne Frau, ohne Kind und mit ausreichendem Barbestand, findet man in dem Alter einfach nicht mehr so leicht - so zumindest der Eindruck nach diesem Buch. Irgendwas ist immer falsch, bleibt nur die Frage, ob sich die Protagonistinnen mit diesen "Fehlern" arrangieren können - selbst wenn sie Marten heißen und eine wahre Landplage sind.
Leider wird diese Geschichte vom Autorinnenpaar sehr banal erzählt. Zwar sind die Protagonistinnen bunt gezeichnet, mit vielen Eigenheiten und durch die wechselnden Kapitel ausreichend Einblicken in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, aber das reicht nicht. Zu vorhersehbar ist das Geschmachte, zu schnell verlieben sie sich gleich so unsterblich, dass auch mal handfeste Lügen schnell verziehen werden - und das wiederholt! Als Leserin fragt man sich an mancher Stelle, ob Single bleiben nicht doch die bessere Alternative wäre.
Die komplette Handlung ist konstruiert gestrickt, Zufall häuft sich auf Zufall und Maja und Silke stolpern von einer glücklichen Fügung zur nächsten, ohne selbst ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. So viel Passivität nervt auf Dauer, da hilft es auch nicht, sich mit dem Schokoladenheißhunger Majas identifizieren zu können - übrigens kommt hier die Frage auf, ob vielleicht eine gewisse Schokoladenmarke mit lila Kuh dieses Buch sponsert?
Da Essen eine nicht unwichtige Rolle spielt - die entscheidenden Szenen sind mit Essen verbunden -, finden sich die Rezepte der Handlung auch detailliert wieder. Ein sehr netter Einfall ist, dass hier einerseits die anspruchsvollen, von Silke gekochten Gerichte zu finden sind, andererseits aber auch die Rezepte des bekennenden Kochmuffels Maja. So ist für jeden Fähigkeitsgrad etwas dabei, was sicher schmecken wird. Aber da dieser Roman nun einmal ein solcher ist und kein Kochbuch, kann keine Kaufempfehlung gegeben werden. Wenn man krank und lustlos zuhause liegt, mag dieses Buch ganz unterhaltsam sein, da es den Leser sicher nicht überfordert. Wenn man aber im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, sind die Protagonistinnen einfach zu naiv und unglaubwürdig, die Situationen zu konstruiert und die Zufälle zu haarsträubend, um die Geschichte genießen zu können. Zum Lachen sind dann allenfalls die Wendungen, die ganz "zufällig" passieren und unglückliche Formulierungen - so wird unter "kleiner Zoran" einerseits ein primäres Geschlechtsmerkmal verstanden, andererseits ein Kind, weniger die Handlung selbst.
Eine kurze Leseprobe gibt es hier auf der Verlagswebsite.