In einer Zeit voller Intrigen, Verrat und rivalisierender Dynastien gestalten sich Mordermittlungen als äußerst schwierig. Doch genau diese werden Sie leiten! Schlüpfen Sie in die Rolle des Mönches und Medicus Basilius Valentinus, der eigentlich seinen kranken Freund Lorenzo de Medici besuchen und dessen rätselhafte Krankheit näher untersuchen soll. Lorenzo geht es sehr schlecht und schon kurz nach Basilius Ankunft verstirbt er. Tatsächlich stellt sich schnell heraus, dass Lorenzo de Medici ermordet worden ist. Aber wer sollte ihn töten und vor allem warum?
Finden Sie eine Antwort auf die Fragen, überführen Sie den Schuldigen und lassen Sie sich eine weitere Überlegung durch den Kopf gehen: Wird der Mörder erneut zuschlagen?

Kein Anschluss zur ZDF-Serie

"Borgia" ist ein Wimmelbildspiel von Daedalic Entertainment zur gleichnamigen ZDF-Serie. Das Spiel ist, abgesehen vom Namen, unabhängig von der TV-Serie, die Figuren um die Familie Borgia werden nur grob angeschnitten. So gibt es im Verlauf des Spiels kurzweilige Unterhaltungen mit Rodrigo (dem Familienoberhaupt) und dessen Söhnen Juan und Cesare Borgia. Dabei ist das Spiel vor Rodrigos Ernennung zum Papst Alexander VI. (1492) angesiedelt und seine - noch nicht legitimierten - Söhne werden dem Spieler als Neffen vorgestellt. Die Figuren der Familie Borgia werden als entgegenkommende Helfer in das Spiel integriert und dienen im Spielverlauf nur als Dekoration.

Vorgegebener Spielverlauf

Weiter gestaltet sich das Wimmelbildspiel als sehr kleinschrittig, was sich darin zeigt, dass dem Spieler sämtliche Entscheidungen und Denkaufgaben abgenommen werden. Muss beispielsweise eine Tür geöffnet werden, so lauten die Anweisungen nacheinander: "Finde den Schlüssel", "nimm den Schlüssel" und "schließe die Tür auf". Mit diesen Aufforderungen wird ein geradliniger Weg vorgeben, der es nicht ermöglicht sich anderweitig umzusehen. Gegenstände, die als sinnvoll erachtet werden, können erst nach einem expliziten Auftrag aufgenommen werden. Daher ist es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal erforderlich, sich an bestimmte Objekte zu erinnern und diese nun ins Inventar aufzunehmen. Trotz der direkten Führung des Spielers werden diesem keine interaktiven Bereiche angezeigt, sodass er wiederholt Räumlichkeiten aufsuchen und diese nach neuen Wimmelbildern durchsuchen muss, um die Handlung fortzusetzen.
Des Weiteren gestalten sich die Dialoge mit anderen Personen als langatmig. Zwar wird eine Auswahl von Themen präsentiert, dennoch müssen alle Gesprächsstoffe nacheinander aufgerufen werden, ohne dass der Verlauf der Unterhaltung in irgendeiner Weise, zum Beispiel durch vertauschte Reihenfolge, verändert wird.

Eine Auswahlmöglichkeit für unterschiedliche Schwierigkeitsstufen wird nicht angeboten. Als Hilfe stehen unbegrenzte Tipps zur Verfügung, welche schon nach kurzer Zeit wieder in Anspruch genommen werden können. Ebenso schnell können auch die Minispiele übersprungen werden, wenn der Spieler sie nicht lösen kann.
Leider ist es nötig, sich durch die einzelnen Sequenzen zu "klicken", dies beginnt schon während des Intros. Anstelle eines ablaufenden Videos muss der Spieler mit der Maus jede einzelne Entwicklung weiter vorantreiben, auch wenn gar kein Dialog oder Informationstext eingeblendet ist.

Grafik und Musik – eine Gradwanderung

Die Spielwelt ist in einem sehr schönen Zeichenstil gehalten, der allerdings oft unscharf wirkt, was in den einzelnen Wimmelbildern von Nachteil ist. Dessen ungeachtet sind die Abbildungen der Schauspieler aus der Fernsehserie sehr gut gelungen und integriert. Unterlegt wird das Spielgeschehen mit sich immer wiederholenden Melodien, welche zwar schön und passend gewählt sind, aber auf Dauer monoton wirken. Die Zwischensequenzen heben sich positiv hervor. Diese sind auf Deutsch sehr gelungen vertont worden und mit zusätzlichen Untertiteln versehen. Dem Sprecher gelingt es eine entsprechend fesselnde Atmosphäre zu erschaffen.

Simple Minispiele, dafür aber vielfältig – Bonusmaterial!

Die Anforderungen der Minispiele sind eher gering gehalten. So sind zum Beispiel Truhenrätsel zu lösen, grobe Briefstücke wieder zusammenzusetzen, Zahlenreihen anzuwenden und Worträtseln die entsprechenden Bilder zuzuordnen, welche sich allesamt nicht als schwierig gestalten. Der bereits erfahrene Spieler wird an diesen kleinen Spielen nur wenig Freude haben, da diese innerhalb kürzester Zeit gelöst sind beziehungsweise schon auf den ersten Blick erkannt werden. Mit den oben genannten Spielen wird sich um Abwechslung bemüht, auch wenn sie sich teilweise wiederholen.
Wer sich durch die Geschichte spielt und die Verbrechen aufklären kann, wird am Ende mit der Freischaltung eines Match-3-Bonusspiels belohnt. Hier gibt es vier Schwierigkeitsstufen (von leicht bis Experte), in denen sich der Spieler beweisen kann.

Insgesamt bekommt der Spieler in "Borgia" eine klar strukturierte Story mit guten Zwischensequenzen geliefert. Diese zeigt zwar keine weiterführende Geschichte um die Familiendynastie auf, bietet aber ein kurzweiliges Kriminal-Abenteuer im Zeitalter der Renaissance. Für erfahrene Spieler gestalten sich die Rätsel als zu einfach, was die gesamte Spieldauer von drei bis vier Stunden zusätzlich verkürzt. Dadurch, dass die interaktiven Bereiche nicht gekennzeichnet sind, wird Anfängern der Einstieg ins "Wimmeln" deutlich erschwert. Daedalic Entertainment präsentiert mit "Borgia" leider nur ein durchschnittliches Casual Game, welches nicht an die Qualität von so großartigen Spielen wie "Harveys neue Augen" oder "Machinarium" (ebenfalls bei Daedalic erschienen) heranreicht.