Als der sechszehnjährige Roger Eriksson nach einem Besuch bei seiner Freundin nicht nach Hause zurückkehrte, glaubte zunächst niemand daran, dass dem Schüler eines renommierten Gymnasiums etwas geschehen ist. Auch seine Mutter nicht, die erst einen Tag später eine Vermisstenmeldung bei der zuständigen Polizeistation aufgab. Doch auch hier maß der zuständige Beamte dem Verschwinden des Jugendlichen nicht die notwendige Bedeutung bei und so passierte es, dass erst drei Tage später mit der Suche nach Roger Eriksson begonnen wurde. Ein nicht wieder gut zu machendes Versäumnis. Denn kurz darauf wird die Leiche des Jungen in einem Walstück entdeckt, mit unzähligen Messerstichen malträtiert.

Fast zur gleichen Zeit trifft der ehemalige Polizeipsychologe Sebastian Bergman in Västerås ein, um das Haus seiner verstorbenen Mutter zu verkaufen. Mit sich und seinem Leben schon lange nicht mehr im Reinen, sieht er in dieser Transaktion eine gute Möglichkeit, um seinen desolaten Lebensstil fortführen zu können. Denn seit dem plötzlichen Tod seiner Frau Lily und der gemeinsamen Tochter Sabine ist es für den einst als brillant geltenden Fachmann nicht mehr möglich, ein normales Dasein zu führen. Doch seine Ansichten ändern sich abrupt, als er in alten Unterlagen seiner Mutter entdeckt, dass Sabine nicht sein einziges Kind ist. Von dem Vorhaben besessen, die Mutter seines unbekannten Kindes ausfindig zu machen, sieht er nur eine Möglichkeit. Er muss den leitenden Ermittler der Reichspolizeibehörde Stockholm zwingen, ihn in das Team aufzunehmen, das derzeit den Mord an dem Gymnasiasten untersucht.

"Der Mann, der kein Mörder war" ist das Krimidebüt des schwedischen Autoren-Duos Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, die ihre schriftstellerischen Erfahrungen bereits als Drehbuchautoren sammeln konnten und diese gekonnt in einem komplex angelegten und spannend vonstatten gehenden Roman verarbeiten. So trifft der Leser bei der Lektüre des vorliegenden Kriminalromans nicht nur auf einen intelligent erdachten Fall, sondern vor allem auf eine Vielzahl interessanter Figuren, die schon für sich allein gut zu unterhalten wissen. Da ist zum einen ein ehrgeiziger Kommissar, der sich nach drei gescheiterten Ehen mit den nächtlichen Hotelbesuchen einer verheirateten Kollegin zufriedenstellt. Zum anderen trifft der Leser auf eine junge Schülerin, die es, aufgewachsen in einem strengen Elternhaus, mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Aber auch ein trotteliger Polizist, eine überforderte Mutter, eine talentierte Nachwuchskommissarin und ein verbrecherischer Hausmeister spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle in dem vorliegenden Fall.

Der Star des Ganzen ist allerdings ein egozentrischer und impertinent in Erscheinung tretender Psychologe, der durch den Unfalltod seiner Frau und seiner kleinen Tochter völlig aus der Bahn geraten ist. Mit ständigen Sexeskapaden und Pöbeleien auf sich aufmerksam machend, ist der in Wahrheit einsame Mann stets auf der Suche danach, seine Schuldgefühle irgendwie zu verdrängen. Deshalb kommt ihm der ungelöste Mordfall an einem Gymnasiasten gerade recht, um private Nachforschungen anstellen zu können. Doch während sich der geniale Fachmann in den Fall vertieft, um seine Tarnung nicht auffliegen zu lassen, passiert es plötzlich, dass er Gefallen an seiner einstigen Tätigkeit findet. Ein interessanter Charakter, auf dessen weitere Entwicklung der Leser schon gespannt sein darf. Denn der Nachfolgeband mit dem unausstehlichen Kriminalpsychologen ist 2011 unter dem Titel "Lärjungen" in Schweden bereits erschienen.

Fazit:
"Der Mann, der kein Mörder war" ist ein spannend geschriebener und wendungsreich in Szene gesetzter Kriminalroman, der den Leser durchgängig zu fesseln vermag.

Eine Leseprobe gibt es hier.