England im Jahr 1888: Im berühmt-berüchtigten Londoner Stadtteil Whitechapel treibt ein Serienkiller sein grauenhaftes Spiel mit der Polizei. Der Mörder, der sich selbst in Briefen als "Jack the Ripper" bezeichnet, tötet Prostitiuerte und verstümmelt sie auf grauenhafte Art und Weise. Bisher hat der "Ripper" keine verwertbaren Hinweise auf seine Identität hinterlassen, die Polizei glaubt aber, einen dringend Tatverdächtigen ausgemacht zu haben: Ausgerechnet Dr. John Watson, der alte Freund und Mitbewohner von Sherlock Holmes, soll in die Mordfälle verwickelt sein.
Tatsächlich hat Watson sich nach der Trennung von seiner gerade erst Angetrauten nach Whitechapel zurückgezogen und will offenbar nicht gefunden werden. Holmes glaubt dennoch fest an die Unschuld seines Freundes und macht sich auf ins East End, um Watson zurückzuholen und sich davon zu überzeugen, dass sein Kompagnon nichts mit der Sache zu tun hat ...

"Im Schatten des Rippers" ist die Auftaktfolge einer neuen Hörspielserie, die den englischen Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinen Freund und Helfer Dr. Watson in den Mittelpunkt stellt. Obwohl Holmes in den originalen Vorlagen nie etwas mit dem Ripper zu tun hatte, kann die Verknüpfung überzeugen: Immerhin gilt Jack the Ripper auch heute noch als einer der faszinierendsten Serienmörder aller Zeiten - zumal er nie gefasst wurde - und vermag es auch mehr als hundert Jahre später, für Gänsehaut beim Hörer zu sorgen.
Sherlock Holmes auf der anderen Seite ist eine ungemein beliebte Romanfigur und der wohl berühmteste Detektiv der Weltgeschichte, der unlängst sogar ein Revival in der Neuzeit erleben durfte (in der BBC-TV-Serie "Sherlock"). So stört es nicht, dass das Hörspiel hier zusammenbringt, was eigentlich nicht wirklich zusammengehört.

Die Produktion aus dem Hause Lübbe Audio besticht durch eine authentische, lebendige Atmosphäre und vor allem durch die sehr hochkarätige Besetzung, die den Hörer unmittelbar in das düstere London des viktorianischen Zeitalters versetzt. Zu hören sind die Stimmen von Joachim Tennstedt als Holmes - der Sprecher ist unter anderem als die deutsche Synchronstimme von John Malkovich, James Belushi und vielen anderen bekannt - und Detlef Bierstedt (unter anderem George Clooney) als Dr. John Watson. Direkt ins Ohr gehen auch die Stimmen der großartigen Regina Lemnitz als mütterlich-aufdringliche Haushälterin Mrs. Hudson, Christian Stark als Inspektor Abberline und Axel Lutter als Ripper.
Die Spannung zieht sich weniger aus den kriminalistischen Ermittlungen - denn zu keiner Zeit übernehmen Holmes und Watson den Fall offiziell, zudem weiß man ja, dass der Ripper nie geschnappt wurde -, sondern vielmehr aus der Tatsache, dass ausgerechnet der harmlose Watson in Verdacht gerät, Holmes sich auf der Suche nach ihm nach Whitechapel begibt und dass dort ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Denn der blutrünstige Mörder kann scheinbar nicht eher ruhen, bis er seine kranken Bedürfnisse vollends befriedigt hat.

So bleibt am Ende ein stellenweise recht blutiger Kriminalfall ohne echte Auflösung, der aber trotzdem über die gesamte Laufzeit von über 80 Minuten gut unterhalten kann, vor allem dank der tollen Sprecherriege und der gelungen transportierten Atmosphäre Londons im 19. Jahrhundert. Ein guter Einstieg in die neue Reihe, aber sicher noch steigerungsfähig, was den Spannungsbogen und den Kriminalfall an sich angeht.

Eine Hörprobe gibt es auf der Lübbe-Verlagsseite: Sherlock Holmes - Im Schatten des Rippers