Schafe reißen, die Häuser von Schweinchen umpusten und dergleichen mehr - das stellt man sich eigentlich unter dem vor, was ein großer böser Wolf den ganzen Tag so treibt. Nicht aber der Protagonist aus Big Brain Wolf - dieser Wolf ist zwar groß, aber nicht böse, genau genommen ist er sogar Vegetarier, auch wenn Mama Wolf das nicht gerne sieht.
Im Moment macht der friedliebende, stets etwas trottelig wirkende Wolf eine Ausbildung zum Flaschengeist. Doch noch während er sich auf die große Abschlussprüfung vorbereitet, erhält er eine schockierende Nachricht: Seine Mutter wurde verhaftet, denn sie soll die Großmutter von Rotkäppchen ermordet haben. Für den Big Brain Wolf steht fest, dass seine Mutter unschuldig ist - nun liegt es am Spieler, diese Unschuld zu beweisen!

Brainteaser machen Laune

"Big Brain Wolf" scheint auf den ersten Blick ein Point-and-Click-Adventure zu sein, verfolgt dann aber doch ein anderes Spielprinzip. Zwar bewegt man sich als Wolf auf zwei Beinen adventure-like durch eine mehr oder weniger abgedrehte Spielwelt und kann teilweise auch mit seiner Umgebung interagieren, im Vordergrund stehen aber zahlreiche Logik-Rätsel, die gelöst werden müssen. Diese "Brainteaser" sind höchst unterschiedlich und teilweise vom Schwierigkeitsgrad her auch angenehm herausfordernd. Vieles dürfte Rätsel-Fans im Ansatz bekannt sein: So lautet eine Aufgabe, die Spitze einer Pyramide aus Münzen durch das Verschieben von höchstens drei Münzen nach unten zu verschieben; eine Reihe von Punkten muss verbunden werden, ohne dass dabei eine Linie zweimal abgefahren wird; ein Raster muss mit Zahlen gefüllt werden, die diagonal, vertikal und horizontal jeweils die gleiche Summe ergeben. Für jedes Rätsel sind drei Hinweise verfügbar; sind diese aufgebraucht, muss man sich neue hinzuverdienen. Die Idee mit den vielen Rätseln, die der Wolf im Spielverlauf lösen muss, gefällt und macht Spaß, zum Teil sind sie auch wirklich herausfordernd; allerdings ist der Rest der Spielumsetzung weniger gut gelungen.

Schluffiger Wolf - eher nervig als lässig

Die Story an sich ist schon ziemlich hanebüchen - der Wolf, der eine Ausbildung zum Genie macht und deshalb in Pluderhosen durchs Bild läuft -, die Spielwelt dabei leider viel weniger abgedreht, als es die Entwickler anpreisen. Hier werden zahlreiche Märchen persifliert und der Wolf trifft viele dem Spieler wohlbekannte Figuren. Die Dialoge sind aber meistens wenig komisch und die Anspielungen zünden teilweise einfach gar nicht. Wo Filme wie "Shrek" die Märchenpersiflage gekonnt meistern, hinkt der Big Brain Wolf mindestens zehn Jahre hinterher.
Auch die Steuerung ist behäbig und deshalb sehr schnell ärgerlich. Der Wolf schleicht in einem solchen Schneckentempo durchs Bild, dass man ihm gerne mal einen Schubs geben würde. Die gewollte Schluffigkeit der Haupfigur ist ganz niedlich gedacht, nervt aber bereits im ersten Kapitel. Aktive Bereiche sind im Spiel nicht gekennzeichnet und auch sonst nicht auf den ersten Blick erkennbar, so dass man erst mal alles und jedes anklicken muss, um die im Bild verborgenen Rätsel zu finden. An und für sich nicht so schlimm, aber bis der leicht zugedröhnt wirkende Wolf dem Mauszeiger hinterher geschlurft ist ... nun ja. Nicht mal per Doppelklick auf ein Ziel lässt er sich beschleunigen, so dass der Spieler bald entnervt vorm Bildschirm sitzt und seine Zeit lieber mit etwas anderem verbringen würde.

Auch grafisch nicht der große Bringer

Man mag einwenden, dass die Grafik für einen Spieletitel für unter 20 Euro nicht der ganz große Bringer sein muss, dennoch enttäuscht die grafische Umsetzung von Big Brain Wolf (obwohl das schön gestaltete, knallbunte Comic-Cover eine ganze Menge verspricht). Die Outlines der Figuren und Gegenstände wirken arg unscharf, die Bilder teilweise pixelig und die Dialoge sind lieblos in Kästchen gesetzt, welche abwechselnd aufblinken, je nachdem, wer gerade spricht. Eine Sprachausgabe gibt es nicht; alle Rätsel und Texte sind jedoch komplett in deutscher Sprache.

Fazit: "Big Brain Wolf" hat eine an und für sich nette Grundidee - die Logikrätsel machen Spaß, wenn man gerne Rätsel knackt, und man hätte aus dieser Idee in Verbindung mit der schrägen Märchenwelt sicher eine ganze Menge mache können. Leider können die Umsetzung, der Humor und vor allem der schluffige Antiheld nicht überzeugen.

Auf der Website von Astragon gibt es einen kleinen Trailer zum Spiel.