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Das Jahr neigt sich dem Ende zu und traditionsgemäß erschien auch in diesem Herbst eine neue Ausgabe von "Magira", dem "Jahrbuch zur Fantasy". Auf rund 400 Seiten beleuchten die Herausgeber Hermann Ritter und Michael Scheuch gemeinsam mit einem guten Dutzend freier Mitarbeiter die vergangenen Monate. Dabei konzentrieren sich die Autoren vor allem auf Themenschwerpunkte und wie in den vergangenen Ausgaben auch gibt es einen Rückblick auf das Vorjahr sowie eine Vorausschau auf das (bereits fast zu Ende gegangene) aktuelle Jahr. Zu den Schwerpunktthemen dieses Jahr zählen unter anderem ein Artikel über Sherlock Holmes in der Fantastik, eine ausführliche Beschäftigung mit dem britischen Kultautor Michael Moorcock (bei dem es sich allerdings um die Übersetzung eines im Original englischsprachigen Artikels handelt), eine rund 25-seitige Serienvorstellung zu Bill Willinghams Comicserie "Fables", sowie eine ausführliche Auseinandersetzung mit George R. R. Martins "Fevre Dream" und wie dieser sich Anfang der 80er Jahre mit dem über die Jahrzehnte hinweg beliebt bleibendem Thema Vampirroman beschäftigt hat.
Daneben gibt es unter anderem einen Nachruf auf den Anfang 2011 verstorbenen Hans Joachim Alpers, diverse Filmkritiken und Roman- und Hörbuchrezensionen und Beiträge, die sich um Mervyn Peakes "Gormenghast" oder Julian Mays "Mond"-Trilogie drehen sowie drei Kurzgeschichten bis dato unbekannter Autoren.
Wen das Titelbild dieser Ausgabe vielleicht nicht ganz überzeugt, dem sei versichert, dass das Layout des semiprofessionellen Sekundärmagazins zur Fantastik dem gewohnten ansprechenden Standard entspricht. (Und inhaltlich geht es auch nicht ganz so düster zu, wie es das Cover vermuten lassen könnte). Sehr unterschiedliche, aber wirklich gelungene Innenillustrationen liefert Helge C. Balzer.
Schmerzlich vermisst wird in diesem Jahr die Vorstellung diverser englischsprachiger Fantasy-Romane, die zum Zeitpunkt der Drucklegung überwiegend noch nicht ins Deutsche übertragen wurden. So spart man zwar die internationale Fantasy in diesem Jahr nicht aus, konzentriert sich jedoch auf hierzulande bereits veröffentlichte Titel. Gerade diese Rubrik hatte einigen vorangegangenen Jahrbüchern noch einmal extra Gewicht beigemessen. Rezensionen zu deutschsprachigen Titeln findet man heutzutage auch zu Hauf im
WWW. Die Beiträge selbst stammen wie bereits erwähnt von diversen Autoren und sind daher auch von unterschiedlicher Qualität (von sehr überzeugend bis beliebig) und in unterschiedlichem Stil verfasst. Auch ist es schade, dass diesmal keine Kurzgeschichte von einem etablierten Autor enthalten ist – in der Vergangenheit fanden sich in dieser Sparte Beiträge von u. a. Karl Edward Wagner, Helmut Pesch und George R. R. Martin.
Im direkten Vergleich wirkt "Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2011" alles in allem etwas schwächer als seine Vorgänger, weil insgesamt etwas weniger opulent und vielfältig. Trotzdem: Das Magira-Jahrbuch ist ein Projekt, bei dem sich der Fantasy Club e. V. offensichtlich viel Mühe gibt – und das im Vorjahr immerhin mit einem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet wurde. Da verzeiht man die eine oder andere Unsauberkeit bei der Recherche. (Pech für Artikelschreiber Hermann Urbanek, dass er in seinem Beitrag ausgerechnet den privaten Blog des Rezensenten fälschlich jemandem anderen zugeordnet hat). Mit gutem Willen dürfen trotzdem verdiente dreieinhalb Sterne auf eine Vier-Sterne-Bewertung aufgerundet werden.
Insgesamt ist "Magira 2011" wieder ein wuchtiger Band geworden, der viel unterschiedlichen Lesestoff bietet, den man am besten häppchenweise genießen kann. Ob die diesjährige Ausgabe etwas für einen ist, muss diesmal noch stärker als sonst jeder für sich entscheiden – vielleicht nach einem Blick ins Inhaltsverzeichnis oder aufgrund dieser Rezension.