Mit der Ruhe ist es vorbei auf Sylt, als bekannt wird, dass auf der beliebten Ferieninsel einige Episoden der berühmten Telenovela "Liebe, Leid und Leidenschaften" gedreht werden. Ob am Strand, auf dem Schulhof oder in der Friesenkapelle: Die Einwohner von Wenningstedt haben nur noch das eine Ziel, eine Komparsenrolle in "Liebe, Leid und Leidenschaften" zu ergattern. Genau aus diesem Grund machen sich auch Mamma Carlottas Enkel auf den Weg zum Set, um die Casting-Chefin von ihren schauspielerischen Fähigkeiten zu überzeugen. Doch ihr Einsatz schlägt fehl und ausgerechnet ihre Großmutter erhält eine der begehrten Sprecherrollen, während sie lediglich im Hintergrund agieren dürfen.

Etwa zur gleichen Zeit haben sich die Beamten der Sylter Polizei zusammengefunden, um den 50. Geburtstag von Polizeiobermeister Rudi Engdahl zu begehen. Und während sie mit einigen Schnäpsen auf dessen Wohl anstoßen, fischt die Küstenwache eine männliche Leiche aus dem Lister Hafenbecken. Es ist der Klatschreporter Max Triebel, der eine heiße Story auf Sylt verfolgt. Ausgerechnet der berühmte Gaststar von "Liebe, Leid und Leidenschaften" sollte der Aufhänger seiner skandalträchtigen Enthüllungen sein und avanciert nun zum Hauptverdächtigen. Doch als wäre ein Toter nicht genug, gibt es auch am Set der romantischen Telenovela schon bald einen Mord, an dem Mamma Carlotta irgendwie beteiligt ist. Ein Umstand, der ihrem Schwiegersohn, dem Sylter Kommissar Erik Wolf, gar nicht gefällt, seinen Ermittlungen allerdings zugutekommt.

Mit einem lustigen Covermotiv, einer resoluten Heldin und jeder Menge skurriler Begebenheiten kommt der fünfte Fall der italienischen Großmutter Mamma Carlotta daher und weiß seine Hörer gleich von Beginn an für sich einzunehmen. Denn wie sich die Mittfünfzigerin so ganz nebenbei eine begehrte Rolle in einer Telenovela erschleicht und gemeinsam mit ihren neuen Schauspielkolleginnen dem Hahn im Korb einen Denkzettel verpasst, ist schon einige Schmunzler wert. Doch leider geht der Plan schief und die quirlige Italienerin sieht sich in der Pflicht, das Dilemma aufzuklären. Eine amüsante Angelegenheit, die mit liebenswerten Figuren, gut konstruierten Handlungssträngen und stimmungsvollen Szenarien einhergeht und die Krimihandlung eher im Hintergrund ablaufen lässt.

Gelesen wird der turbulente Regionalkrimi von Katharina Thalbach, die es mit ihrer markanten Stimme gut versteht, den eigenwilligen Charme der energiegeladenen Italienerin und deren merkwürdige Erlebnisse dem Hörer nahezubríngen. So ist dieser stets dabei, wenn die bei allen beliebte Mamma Carlotta von Neugier getrieben in ein Casting platzt, schamvoll den schlüpfrigen Ausführungen dreier Schauspielerinnen lauscht oder aufgeregt einen Mörder verfolgt. Szenen, die sie mit einer spürbaren Lebendigkeit spricht und in denen Thalbach nicht nur der Hauptprotagonistin eine passende Stimme verleiht, sondern jeden auch noch so unscheinbaren Charakter mit einem eigenen Ausdruck versieht. Eine Lesung, die mitreißt und gleichzeitig den unterschwelligen Humor der Autorin Gisa Pauli gekonnt zum Ausdruck bringt.

Fazit:
"Inselzirkus" ist ein amüsanter Krimi, der vor allem von seiner Heldin lebt und neben vielen spaßigen Szenen und merkwürdigen Gestalten auch zwei handfeste Morde und einen ermittelnden Kommissar aufzuweisen hat. Ein Hörvergnügen der besonderen Art.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.