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 Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Serie: Zamonien
Autoren: Walter Moers
Sprecher: Andreas Fröhlich
Verlag: Der Hörverlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist inzwischen 200 Jahre her, dass Hildegunst von Mythenmetz sich in der Stadt der träumenden Bücher in das größte Abenteuer seines Lebens stürzte. Damals brannte in Folge der dramatischen Ereignisse Buchhaim fast bis auf die Grundmauern nieder. Zweihundert Jahre sind eine lange Zeit, die an Mythenmetz nicht spurlos vorbeigegangen ist: Der Lindwurm ist zum bedeutendsten Dichter von ganz Zamonien aufgestiegen, wird allseits geehrt, mit Lobhudeleien überschüttet und hofiert - und ist dadurch unausstehlich, bequem und fettleibig geworden. Auch seine literarischen Werke haben in erschreckendem Maße nachgelassen und sind bar jeglichen Orms, doch Mythenmetz hält sich in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung immer noch für das Maß aller Dinge.

Das ändert sich schlagartig, als er eines schönen Morgens einen rätselhaften Brief erhält, der nicht nur seinen eigenen, todlangweiligen Schreibstil erschreckend genau kopiert, sondern auch vier Worte enthält, die Mythenmetz zutiefst erschüttern: "Der Schattenkönig ist zurück". Wie kann das sein? - Schließlich ist Homunkoloss doch gemeinsam mit Buchhaim einen grausigen Flammentod gestorben! Hildegunst von Mythenmetz' Neugier ist jedenfalls geweckt. Zum zweiten Mal macht er sich auf in die Stadt der träumenden Bücher. Dort muss er feststellen, dass die neu erbaute Stadt sich in vielen Dingen vollkommen von jenem Ort unterscheidet, den er vor zwei Jahrhunderten besuchte. Auf Mythenmetz warten neue und alte Bekannte, phantastische Schauplätze und Sehenswürdigkeiten - und nicht zuletzt die lebensgefährliche Rückkehr in die Katakomben tief unter der Stadt ....

Hier geht die Geschichte weiter - endlich!, möchte man als großer Zamonien-Fan ausrufen, ist doch der Vorgänger "Die Stadt der Träumenden Bücher" einer der besten, wenn nicht sogar der beste Zamonien-Roman aus der Feder von Walter Moers. Umso größer ist dann der Unmut, wenn der Hörer nach vielen, vielen Minuten - es handelt sich bei diesem Hörbuch um eine ungekürzte Lesung der Romanvorlage - feststellen muss, dass die hier erzählte Geschichte bei weitem nicht an die Klasse des ersten Teils heranreicht, ja dass es sich im Prinzip um eine Mogelpackung handelt.

Die Handlung beginnt zunächst vielversprechend mit einem kleinen Déjà-vu-Erlebnis: Hildegunst von Mythenmetz erhält erneut einen mysteriösen Brief, der sein Leben verändern soll; ganz ähnlich begann ja auch das Abenteuer im ersten Band. Je weiter aber die Geschichte voranschreitet, umso deutlicher wird, dass in dieser Fortsetzung im Grunde genommen überhaupt nichts passiert. Moers erschöpft sich buchstäblich stundenlang in Schilderungen des neu erbauten Buchhaim - sicher, das ist nett und interessant, aber es passiert eben überhaupt nichts, was die Geschichte vorantreibt. Der Gipfel - beinahe schon eine Unverschämtheit - ist eine ellenlange Nacherzählung der Ereignisse aus dem Vorgängerband.
Richtig spannend wird es tatsächlich erst ganz am Ende, buchstäblich in den letzten Minuten, wenn das Hörbuch mit einem fiesen Cliffhanger endet - und erst hier fängt die Geschichte dann wirklich an! Oder würde sie, wenn sie denn weitergehen würde ... Eine böse Überraschung: "Das Labyrinth der träumenden Bücher" ist gar nicht in sich abgeschlossen, sondern im Prinzip bloß eine laaaaaaaange (und leider auch recht langatmige) Ouvertüre für das eigentliche Abenteuer, das sich dann im nächsten Teil - Erscheinungsdatum unbekannt - zutragen soll. Nicht gerade nett, die treuen Fans, ob als Leser oder Hörer, so hinzuhalten! Dementsprechend hagelte es auch kurz nach Erscheinen des Romans harsche Kritik von vielen enttäuschten Käufern, die sich zu Recht ein wenig betrogen fühlten - nirgendwo auf dem Buch oder Hörbuch findet sich ein Hinweis, dass dieses Werk nur eine Art Vorgeplänkel beziehungsweise Teil 1 von 2 ist. Wer sich auf amazon die Kritiken zum Buch und Hörbuch durchliest, wird sich verwundert die Augen reiben - nicht einmal auf drei Sterne Gesamtwertung schafft es das Werk. Für einen Zamonien-Roman geradezu katastrophal.

Immerhin: Andreas Fröhlich hat "Das Labyrinth der träumenden Bücher" in voller Länge - und das sind beeindruckende 882 Minuten - eingelesen. Wer den "Schrecksenmeister" gehört hat, der lehnt sich erwartungsvoll zurück und hofft auf eine ebenso großartige Lesung, doch leider kann auch der geniale Sprecher die in die Länge gewalzte Handlung nicht retten. Fröhlich hat sich scheinbar dem um zweihundert Jahre gealterten Mythenmetz angepasst und liest dermaßen gemütlich, ja stellenweise sogar behäbig, dass auch beim Zuhören keine richtige Begeisterung aufkommen mag. Wirklich schade, denn Andreas Fröhlich ist sonst ein Garant für erstklassige Unterhaltung, bei dem es fast schon egal ist, welchen Stoff er vorträgt.
Und sogar die Aufmachung des zwölf CDs umfassenden Hörbuchs muss hinter den liebevoll aufgemachten Ausgaben von "Der Schrecksenmeister" oder "Die Stadt der Träumenden Bücher" zurückschrecken: Das Booklet ist ein dünnes Blättchen fast ohne jegliche Information, die CDs stecken in schmucklosen Plastikhüllen.

Fazit: "Das Labyrinth der Träumenden Bücher" ist der erste Zamonien-Roman, der nicht guten Gewissens als absoluter Pflichtkauf empfohlen werden kann. Langatmig, stellenweise extrem redundant und vor allem nicht in sich abgeschlossen - das frustriert und verärgert auch den größten Moers-Fan!

Eine Hörprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 12 | Erschienen: 5. Oktober 2011 | Laufzeit: 882 Minuten | Preis: 29,99 Euro | Sprache: Deutsch

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