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Es musste alles ganz schnell gehen - Jenny wusste und hat immer gewusst, dass es einmal so weit kommen könnte, aber für ihre geliebten Bonobos nimmt die Primatologin auch gerne die kongolesischen Rebellen in Kauf. Doch nun, direkt vor der Haustür ihrer Forschungsstation, kann Jenny sie nicht mehr ignorieren; in unmittelbarer Nähe des Schutzwechsels beginnt ein Rennen ums Leben. Auf ihrer Flucht stolpert sie durch das Lager ihres benachbarten Forschers, doch haben ihn die Rebellen schon erwischt, ebenso wie einen Bonobo. Nur seine Tochter Lucy hat den Überfall überlebt und so nimmt Jenny sie mit und besitzt sogar so viel Geistesgegenwart, einige persönliche Gegenstände des Forschers an sich zu nehmen.
Lucy entpuppt sich als hübsche und sehr begabte Teenagerin, die im Nu das Herz von Jenny erobert. Da Lucy jedoch abgeschieden, nur mit ihrem Vater, im Kongo aufgewachsen ist, ergeben sich schnell Situationen, die man getrost als Anpassungsschwierigkeiten bezeichnen kann. Doch Jenny ahnt nicht, dass viel mehr hinter dem etwas sonderlichen Verhalten von Lucy steckt. Lucy ist kein gewöhnliches Kind, sie ist das Produkt eines umstrittenen Experiments, sie ist eine genetische Kreuzung zwischen Mensch und Bonobo und sollte ihr Geheimnis je entdeckt werden, könnte ihre ganze Existenz infrage gestellt werden ...
Mit "Lucy" erzählt der Autor Laurence Gonzales die Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens. Und obwohl dieses so aussieht wie jeder andere Teenager und auch so spricht, macht sein Innerstes es zu einer echten Sensation - es ist das Kind zweier Welten.
Obwohl einen die Story auf den ersten flüchtigen Blick an die von Tarzan oder Mogli erinnern könnte, da die Hauptfigur ebenfalls abseits der Zivilisation aufwachsen ist, muss man doch schnell feststellen, dass die Thematik hier eine viel aktuellere und auch brisantere ist. Es geht um Genforschung und -experimente und die ethnischen Aspekte hinter der Forschung.
Sicherlich mag die erdachte Kreuzung zwischen Bonobos und Menschen vielen als Science-Fiction anmuten, doch nur mit einem einzigen Satz vermag der Autor seine Idee als eine reale Möglichkeit erscheinen zu lassen. Denn wenn es möglich ist, Pferde und Esel miteinander zu kreuzen, deren Gene weniger Gemeinsamkeiten aufweisen als die von Bonobo und Menschen, warum sollte eine Kreuzung dann hier nicht möglich sein?
Natürlich lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass das Experiment ethnisch wohl kaum zu vertreten war, selbst die Figur des Forschers räumt dies in Form von Tagebucheinträgen ein. Doch was ist mit Lucy - sie hat nie darum gebeten, so zur Welt zu kommen, dennoch ist sie nun hier und die Welt muss einen Weg finden, mit ihr umzugehen.
Laurence Gonzales zeigt dabei leider die Mehrheit der Menschheit von ihrer schlechten Seite. Alles, was anders ist, wird verteufelt, und wenn es um die Forschung geht, scheint den Leuten jedes Mittel recht zu sein, ihren Vorteil aus einer Situation zu ziehen. Doch lässt der Autor seine Hauptfigur nicht gänzlich im Stich, einzelne Individuen entpuppen sich als wahrhaft menschlich, im Sinne von hilfsbereit und liebenswert, und stehen der Hauptfigur zur Seite. Denn es kommt, wie es kommen muss, zu einigen echten Dramen und Schicksalsschlägen, denen die Hauptfigur am Ende nur mithilfe ihrer Freunde entgegen treten kann und die sogar ein offenes Happy End ermöglichen.
Laurence Gonzales widmet sich somit einem sehr kontroversen Thema. Trotzdem schafft er es, den Leser von Anfang an zu packen, und vor allem bei jugendlichen Lesern dürfte dieses Buch seine Wirkung nicht verfehlen, fühlen sie sich doch auch oft fremd oder anders in ihrer Welt, nur dass ihre Andersartigkeit nicht so grundlegend ist wie die von Lucy. Doch auch unabhängig davon regt dieser Roman Jung und Alt dazu an nachzudenken: über menschliche Werte, was einen Menschen ausmacht und auch, wie weit man gehen sollte oder auch nicht im Namen der Forschung oder einer anderen höheren Idee.
Spannend, packend und zum Nachdenken herausfordernd sind die Schlagworte, die diesen ungewöhnlichen Jugendroman charakterisieren und zu einer echten Leseempfehlung machen.
Eine
Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.