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Es gibt immer wieder Momente im Leben, da wünscht man sich, die Gedanken seiner Mitmenschen hören zu können. Eine hilfreiche Gabe, die neben der Vermeidung von Ärger, auch für eine Menge Klarheit sorgen könnte. Doch die vierzehnjährige Hannah Armstrong, die diese ungewöhnliche Fähigkeit bereits seit ihrer frühester Kindheit besitzt, weiß wie quälend das Eindringen der Gedankenfetzen anderer Menschen in das eigene Dasein ist. Eine ungeahnte Last, deren Pein sich noch verstärkt, als ihr Stiefvater sie für seine unlauteren Geschäfte benutzt. Immer wieder muss Hannah die Gedanken seiner Kunden ausspionieren, um dem skrupellosen Geschäftsmann Vorteile zu verschaffen. Dabei hat der verbrecherische Mann ihrer Mutter allerdings nicht bedacht, dass Hannah auch seine Gedanken hören kann und so erfährt sie eines Tages von einem Mord, den ihr Stiefvater an einem Geschäftspartner verübt hat.
Von diesem Tag an befinden sich Hannah und ihre Mutter Laurel auf der Flucht. Aus Hannah Armstrong wird Becca King, die hinter einem viel zu dunklen Make-up, einer Brille aus Fensterglas und braun gefärbten Haaren, ihr ursprüngliches Aussehen gekonnt verbirgt. Von ihrer Mutter nach Whidbey Island geschickt, soll Becca die nächste Zeit bei einer Freundin von Laurel verbringen, bis ihr gemeinsamer Plan von einem neuen und sicheren Zuhause Wirklichkeit wird. Doch als Becca auf der Insel ankommt, ist die Frau tot und das Handy ihrer Mutter nicht zu erreichen. Nur durch den Tipp eines Jungen findet sie eine andere Unterkunft, muss aber schon bald feststellen, dass das Leben unter Fremden mit einer Menge Gefahren verbunden ist. Schon bald begeht sie einen folgenschweren Fehler und macht damit nicht nur den örtlichen Sheriff auf sich aufmerksam.
"Whisper Island – Sturmwarnung" ist der Auftakt zu einer neuen Jugendbuchreihe der amerikanischen Autorin Elizabeth George, die durch ihre Kriminalromane um den adeligen Inspector Thomas Lynley und seine bürgerliche Assistentin Barbara Havers bekannt geworden ist. Bereits in den für erwachsene Leser konzipierten Romanen verstand sie es, mit psychologisch gut durchdachten und sehr komplexen Handlungsverläufen, eine breite Leserschaft für sich zu gewinnen. Eine Fähigkeit, die auch "Whisper Island" zugute kommt. Denn bereits im ersten Teil der Reihe überzeugt sie mit einem sicheren Gespür für ungewöhnliche Charaktere und dramatische Situationen und fügt darüber hinaus ein mystisches Element hinzu. Eine ungewöhnliche Gabe, über die ihre Hauptprotagonistin verfügt und die sie in die Lage versetzt, Gedanken hören zu können.
Allerdings ist an dieser Stelle auch etwas Kritik angebracht. Denn trotz der gut arrangierten Zutaten lässt der Beginn von "Whisper Island" einen durchgängig angelegten Spannungsbogen immer wieder vermissen. Zu sehr verzettelt sich die bekannte Autorin in unzähligen Ideen und bemüht einfach zu viele Personen und Handlungsstränge gleichzeitig, um die Geschichte von Becca King zu erzählen. Etwas mehr Geradlinigkeit und eine dramatischere Auflösung des Sturzes von Beccas Freund Derric hätten der Handlung gut getan. Eines aber muss man Elizabeth George lassen. Bereits von Beginn an ist es ihr gut gelungen, eine unheimliche und Angst erzeugende Atmosphäre zu entwickeln und die mystische Komponente dieser Geschichte auszureizen. Eine außergewöhnliche und mit unterschwelliger Bedrohung versehende Stimmung, die in der Lesung von Laura Maire gut zum Ausdruck kommt.
Fazit:
"Whisper Island - Sturmwarnung" ist der Beginn einer mystisch angelegten Jugendreihe, in der es die Autorin Elizabeth George trotz einiger Spannungsschwächen gut versteht, ihre Leser zu fesseln. Atmosphärisch dicht konzipiert und mit vielen Problemen und Gefühlen junger Menschen versehen, spricht "Whisper Island" vor allem Mädchen im Alter von 12-15 Jahren an.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.