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Es ist ein schöner Sommertag, an dem Opa Bertold gemeinsam mit zwei Mitbewohnern der Seniorenresidenz Burgblick in der Schlange des Frühstücksbuffets steht und auf ein frisch zubereitetes Rührei wartet. Ungehalten über die müßige Warterei philosophiert er gerade über seine Ansprüche an das Leben, als ein neuer Heimbewohner zu ihnen tritt. Mit einem Lächeln auf dem runzeligen Gesicht reiht sich dieser in die Riege der Wartenden ein und vergißt dabei nicht, sich gebührend vorzustellen. Eine nette Geste, die durch eine schroffe Bemerkung des stets unfreundlichen Wilhelm Floto ihr jähes Ende findet. Und plötzlich sprüht der Neuzugang vor ungehaltenem Zorn, schiebt den bleich gewordenen Floto zur Seite und verlässt aufgebracht den Frühstückssaal.
Am gleichen Abend macht Opa Bertold eine erschreckende Entdeckung. Die Appartementtür seines Heimbewohners und Freundes Gustav Brenner steht offen, ohne dass dieser zu finden ist. Zusammen mit Professorin Bärbel Müllenmeister begibt er sich auf die Suche nach dem Entschwundenen und trifft mitten in Nideggen nicht nur auf den schlafwandelnden Brenner, sondern auch auf die Leiche des unfreundlichen Wilhelm Floto, dem jemand mit einem Knüppel den Garaus gemacht hat. Ein kniffliger Fall für den kriminalistisch ambitionierten Opa Bertold, der diesmal jedoch kaum zum Zuge kommt. Denn neben den Nidegger Polizisten und einem Aachener Kommissar taucht plötzlich auch noch eine amerikanische Ermittlerin auf.
Nach
"All die alten Kameraden" und
"Altes Eisen" ist "Alte Narben" der dritte Fall, in dem der betagte Hobbydetektiv Bertold Lorenz seinen kriminalistischen Spürsinn auf die Probe stellt und, ohne Skrupel zu hegen, zwei seiner betagten Mitbewohner in die verdeckten Ermittlungen einbezieht. Dabei geht es ganz schön zur Sache. Denn nicht nur ein Bewohner der idyllisch gelegenen Seniorenresidenz muss sein Leben lassen, auch hochkarätigen Beamten geht es an den Kragen. Kein Wunder also, dass Opa Bertolds Recherchen durch das plötzliche Erscheinen des Aachener Kriminalkommissars Paul Gedeck empfindlich gestört werden und letztendlich sogar zum Scheitern verdammt sind.
Flüssig geschrieben und mit einer Menge interessanter Informationen aus dem Eifelland versehen, versteht es der Autor Guido M. Breuer, seine Leser mit der idyllischen Gegend und deren Geschichte vertraut zu machen. Dabei liegt der Schwerpunkt seines Kriminalromans nicht in einem immensen Spannungsaufbau begründet, sondern eher in der Ausarbeitung vielfältiger Charaktere, die sich mit der unrühmlichen Vergangenheit ihres Landstrichs und deren Auswirkungen auseinandersetzen müssen. So stolpert der Leser schon bald über aktive Nazis und antifaschistische Gruppen oder trifft auf ein Opfer der Judenverfolgung. Figuren, die einen nicht unerheblichen Anteil am kriminellen Handlungsverlauf haben.
Fazit:
"Alte Narben" ist ein Eifel-Krimi, der neben vielen amüsant geschilderten Begebenheiten eines rüstigen Rentner-Trios ein noch immer erschreckendes Thema aus der Vergangenheit und dessen Auswirkungen auf die Gegenwart thematisiert. Ein Buch mit Tiefgang, dessen Ereignisse allerdings sehr vorhersehbar sind. Deshalb kann dieser Krimi vorrangig den Lesern empfohlen werden, die nicht auf durchgängige Spannung bauen, sondern sich eher mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen möchten.