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Der neuste Fall für Superintendent Roy Grace führt den Ermittler zurück in die Vergangenheit. In Brighton geht ein offenbar gestörter Vergewaltiger um, der Frauen auflauert und sie misshandelt. Dabei gibt es ein ganz bestimmtes Opferschema: Alle Opfer sind attraktiv und haben ein Faible für teure hochhackige Schuhe namhafter Designer. Was Grace stutzig macht, ist die Tatsache, dass einige Jahre zuvor bereits ähnliche Verbrechen in der englischen Küstenstadt geschahen. Damals verschwand schließlich eine junge Frau - ebenfalls eine Anhängerin schicker Schuhe mit schwindelerregend hohen Absätzen - spurlos, sie konnte bis zum heutigen Tag nicht gefunden werden.
Damals riss die Serie der Vergewaltigungen plötzlich ab, doch nun scheint der Täter zurück zu sein - oder handelt es sich um einen Nachahmer? Für Roy Grace und sein neues Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, zumal gleich mehrere Verdächtige ein ausgeprägtes Interesse an Damenschuhen haben ...
Für Roy Grace, den sympathischen, immer etwas melancholischen Ermittler aus dem englischen Brighton, geht es in die bereits sechste Runde der erfolgreichen Romanreihe. Nachdem die letzten beiden Krimis von Peter James mit den Themen "Organhandel" (
Und morgen bist du tot) und "Betrug/11. September 2001" (
So gut wie tot) zwar gut unterhielten, aber nicht vollends überzeugen konnten, läuft der Autor nun wieder zu seiner alten Form auf: Es wird verdammt spannend, teilweise ziemlich abstoßend und schockierend - denn James spart nicht mit Details der bizarren Verbrechen - und wie immer gibt es gleich mehrere höchst verdächtige Personen, zwischen denen die einzelnen Kapitel hin- und herspringen. Auch die Zeitebene wechselt in diesem Krimi häufig, denn die Verbrechen aus der Vergangenheit, die der Leser bereits aus einem anderen Grace-Roman kennt, spielen hier eine entscheidende Rolle. "Du sollst nicht sterben" endet nach viel Rätselraten und mehreren abscheulichen Verbrechen in einem wirklich atemberaubenden Showdown, der mehr als nur fesselt - man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen! Und selbst dann geht es noch weiter, denn Peter James präsentiert auf den letzten Seiten einen überraschenden Clou, der nicht nur die Vermutungen von Grace, sondern auch die des Lesers ad absurdum führt. Somit ist "Du sollst nicht sterben" ein wirklich gelungener Thriller: spannend, flott geschrieben, mit stetig steigendem Spannungsbogen und einem sympathischen Ermittlungsteam im Mittelpunkt.
Was man Peter James allerdings vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass er das Verschwinden von Roys Frau Sandy, das sich vor sieben Jahren zutrug, immer noch auswalzt, ohne dem Leser viel mehr als nur ein winziges Häppchen an Information zuzugestehen. Immer noch ist Sandys Schicksal ein absolutes Rätsel - verließ sie ihren Mann aus freien Stücken, wurde sie entführt, ist sie überhaupt noch am Leben? Wohlwissend, dass alle Fans der Krimireihe der Auflösung entgegenfiebern, lässt der Autor in jedem Roman nur Kleinigkeiten zum Fall durchblitzen. Eigentlich ist der Protagonist Roy Grace ja mittlerweile glücklich in seinem "neuen" Leben mit der bildschönen Cleo, die auch noch schwanger ist, und dennoch: Der Schatten von Sandy liegt über den Büchern und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Grace' ehemalige Frau wieder auftauchen wird - ob tot oder lebendig, wird ein zukünftiger Serienteil hoffentlich bald zeigen, ohne den Leser noch länger hinzuhalten.
Der siebte Teil der Reihe ist übrigens bereits Mitte 2011 auf Englisch unter dem Titel "Dead Man's Grip" erschienen; ein Erscheinungsdatum für die deutsche Fassung steht allerdings noch nicht fest.
Eine Leseprobe und ein Interview mit Peter James zum Buch gibt es hier auf der Verlagswebsite: "Du sollst nicht sterben"