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Der amerikanische Autor Brent Weeks machte bereits mit seiner ersten veröffentlichten Trilogie, der "Night Angel"-Trilogie, auf sich aufmerksam und etablierte sich überraschend schnell unter den Genregrößen als Nachwuchsautor, mit dem man rechnen sollte. Sein jüngster Roman, "Schwarzes Prisma", ist mit rund 800 Seiten nicht nur recht episch, sondern ebenfalls Auftakt einer Trilogie.
Die Fantasy-Welt, in der Weeks seine Geschichte ansiedelt, ist zwar pseudo-mittelalterlich, es kommen jedoch auch Schusswaffen darin vor. Auffällig ist in "Schwarzes Prisma" vor allem das ausgeklügelte Magiesystem, das auf Farben und Licht beruht und einen großen Teil der Geschichte ausmacht, weil auch religiöse und politische Strukturen dadurch bestimmt werden. In "Schwarzes Prisma" gibt es sogenannte Wandler: Menschen, die die Fähigkeit haben, Farben zu nutzen, um damit Magie zu wirken. Doch diese Magie hat ihren Preis: Benutzt man sie zu oft, kann sie einen über eine Kante treiben, zum "Farbwicht" machen. Meist kann ein Mensch nur eine einzige Farbe wirken, es gibt aber auch jene, die mit mehreren Farben arbeiten können. Über ihnen steht das sogenannte Prisma, ein Lichtwandler, der alle Farben beherrscht.
Wie das seit einigen Jahren modern ist, erzählt Brent Weeks sein High Fantasy-Epos aus der Sicht mehrerer Charaktere. Hauptfigur ist der Junge Kip: ungeschickt und dicklich scheint er auf den ersten Blick nicht gerade aus Heldenmaterial gemacht zu sein. Gemeinsam mit seiner versoffenen Mutter lebt er in einer kleinen Wüstenstadt – zumindest, bis diese auf brutale Weise von einem lokalen Herrscher niedergebrannt wird. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Kip noch nicht, dass er der Bastardsohn eines der mächtigsten Männer der Welt ist.
Und damit kommen wir zu Gavin Guile, der zweiten Hauptfigur des Romans. Gavin ist zweifellos der interessantere Charakter, das "Prisma" seiner Welt: eine Art Herrscher und mächtiger Magier, der sich seinerseits jedoch in einem engen politischen Korsett bewegen muss. Einem Prisma stehen aber nur eine bestimmte Anzahl von Jahren zur Verfügung, ehe sein Körper sterben wird; diese Anzahl von Jahren ist zyklisch bemessen: Ein Prisma lebt entweder sieben Jahre oder 14 oder 21. Da Gavin bereits seit sechzehn Jahren das Prisma ist, ahnt er, dass ihm nur noch weitere fünf Jahre zur Verfügung stehen, um sein Lebenswerk zu vollenden. Zudem ist er ein willensstarker Mann, der – das wird gleich zu Anfang klar – auch grausam sein kann, um seine Ziele zu erreichen. Was es genau mit dem geheimen Gefangenen auf sich hat, der in einer Zelle unterhalb der Kammern des Prisma eingepfercht ist, ist zu Anfang ein großes Rätsel, das Gavin in ein facettenreiches Licht taucht. Der Roman beginnt damit, dass Gavin erfährt, dass er vor Jahren im Krieg einen Sohn gezeugt hat (Kip). Ein Umstand, von dem seine Geliebte Karris möglichst nichts erfahren soll. Doch Gavins und Kips Wege überschneiden sich, und das Prisma sieht sich gezwungen, sich mit seiner eigenen, dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen …
Daneben gibt es noch weitere Point of View-Figuren, wie zum Beispiel Gavins Geliebte Karris oder die junge Liv, aber deren Geschichte ist eng mit der Kips und Gavins verknüpft.
Was den Roman lesenswert macht, ist jedoch nicht nur die spannende Geschichte, die er erzählt, sondern Brent Weeks packende Art zu Schreiben. Es gelingt ihm, eine komplex scheinende Welt zu zeichnen, ohne dass dies zu Lasten des Erzählflusses geht: Die Handlung und deren Voranschreiten steht bei Weeks an erster Stelle, ebenso wie seine Charaktere. Einzig das Magiesystem, wenn auch sicher ambitioniert ausgearbeitet, wirkt ein bisschen zu technisch, um komplett zu überzeugen. Das ist jedoch verzeihbar, denn ansonsten ist es dem Autor gelungen, einen High Fantasy-Roman zu schreiben, der aus der großen Maße an Neuveröffentlichungen deutlich heraus sticht. Wer Brandon Sanderson und George R. R. Martin mag, sollte es mal mit diesem Buch probieren. Brent Weeks beginnt in "Schwarzes Prisma" eine ambitionierte, spannende Geschichte, die im Gedächtnis haften bleibt.