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Charlie liebt Pferde. Doch nachdem ihr alter Ackergaul starb, kaufen ihre Eltern einen Traktor. Sehnsüchtig spaziert Charlie jeden Tag zu Sterntaler. Der wunderschöne weiße Hengst steht auf der Nachbarwiese der kleinen Insel Uthörn. Leider ist Herr Grimm, der Besitzer des Pferdes, ein mürrischer alter Mann. Wochenlang traut Charlie sich nicht ihn zu fragen, ob sie Sterntaler einmal reiten kann. Er wird nur der "Alte Grimm" genannt und ist im Dorf unbeliebt. Als sie ihn zufällig im Lebensmittelladen trifft, weist er ihren Wunsch, einmal mit Sterntaler auszureiten, rüde zurück.
Doch in einer stürmischen Nacht, in der Charlie nicht schlafen kann, steht sie plötzlich auf, zieht sich an und schleicht zum Nachbarhaus. Sie nimmt das Zaumzeug von Sterntaler und läuft hinaus auf die Weide.
Obwohl Herr Grimm es ihr verboten hat, legt sie dem Hengst das Zaumzeug an und schwingt sich auf seinen Rücken. Sie galoppiert zum Meer und reitet wie der Teufel persönlich durch die Sturmflut. Der alte Knut, der einsam am Strand Wache hält, denkt wirklich, der Teufel reitet durch den Nebel. Schnell läuft er nach Hause, da hat er morgen was zu erzählen. Er hat den Mitternachtsreiter gesehen.
Da wiehert Sterntaler plötzlich laut auf und springt mit einem ungeheuren Satz über ein Stück Treibgut. Charlotte versucht sich festzuhalten, doch die Kräfte verlassen sie und sie stürzt direkt an der Flutlinie zu Boden. Bewusstlos liegt sie im Sand.
Krista Ruepp ist ein spannendes Kinderbuch gelungen. Die extra große Schrift kommt den sechs- bis zehnjährigen Kindern sehr entgegen. Die 165 Seiten sind im Nu durchgelesen. Die in drei unabhängige Kapitel gegliederte Geschichte über das kleine Mädchen Charlie ist einfach nur nett. Einfache Sätze, wenige Charaktere und eine überschaubare Geschichte zeichnen dieses Buch aus.
Doch neben der Geschichte, die an sich schon fesselnd genug ist, wartet "Mitternachtsreiter" mit etwas Einzigartigem auf:
Die Bilder, die Ulrike Heyne beisteuert, sind einfach nur genial. Sie machen aus diesem Buch ein Erlebnis. Die zahlreichen Aquarell-Zeichnungen sind wunderschön. Sehr realistisch und zugleich emotional beeindruckend sind es vor allem die großformatigen, über zwei Seiten reichenden Landschaftsbilder, die in jeder Kunstausstellung einen guten Preis erzielen würden. Dankenswerterweise sind es sehr viele Bilder, so dass für die kleinen Erstleser die Bilder beinahe wichtiger sind als die Geschichte.
Immer wieder gerät der Lesefluss ins Stocken, weil die Bilder betrachtet werden müssen. Immer wieder wird zurückgeblättert, um den einen oder anderen Charakter, das Pferd oder eine Landschaft noch einmal zu bewundern.
Es gibt nicht eine Doppelseite im Buch, die nicht wenigstens ein Bild trägt, meist sind es ganzseitige oder doppelseitige Bilder, in denen einige wenige Sätze eingedruckt und leider zum Teil etwas schwer lesbar sind.
So relativieren sich die 165 Seiten Text zu weniger als 60 echten Textseiten und das auch noch in Großdruck. Eindeutig ist die Gewichtung damit auf Seiten der Bilder. Und das ist auch gut so. Sie illustrieren nicht nur die Geschichte, sie tragen sie. Der "Mitternachtsreiter" wird erst durch die Bilder zu einer echten Empfehlung.
Jeder, der weiß, wie schwer es ist, ein Pferd wirklich gut zu malen und erst recht einen vollen Galopp darzustellen, kann diese Bilder nur bewundern. Anatomisch korrekt, perspektivisch perfekt, atmosphärisch treffend; diese Bilder muss man gesehen haben.
Auch für Jugendliche, vor allem für Pferdenarren ist dieses Buch so eine Empfehlung, auch wenn die Geschichte sicherlich für ältere Kinder und Jugendliche etwas zu schlicht geraten ist - die Bilder entschädigen nicht nur, sie sind eine Augenweide!
Wer nach diesem Buch Lust auf mehr Geschichten von Krista Ruepp oder auf Bilder von Ulrike Heyne hat, sollte sich "Keine Angst, Islandpony", "Annas Islandpony" oder "Laura und der Fackelritt" anschauen. Diese Bücher sind von den beiden gemeinsam gestaltet worden. Aber Vorsicht: Die Einzelbände "Nebelpferde" und "Meerpony" sind im rezensierten "Mitternachtsreiter" enthalten.