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Unter den reichhaltigen Neuerscheinungen des Splitter-Verlags befand sich kürzlich auch das Debüt von Daniel Schreiber, der über Umwege zum Medium Comic gekommen ist und seine Geschichte eigentlich als Film konzipiert hatte.
Im Mittelpunkt der Handlung von "Annas Paradies" steht zunächst das "kleine Paradies". Hierbei handelt es sich um den einzigen intakten Stadtteil einer im Krieg zerstörten Großstadt. Doch das kleine Paradies blüht und gedeiht und hat sich in den wenigen Monaten seit Ende des Krieges zum Zuhause von einer Menge zwielichtigen Gestalteten gemausert. Hier tummeln sich Prostituierte, aber auch Diebe und Schmuggler.
So ein Schmuggler ist auch Viktor. Er hat einen brisanten Auftrag: Er will einen ehemaligen General der Wehrmacht aus der Stadt schmuggeln. Doch es kommt zu einem folgenschweren Zwischenfall, an dessen Ende lediglich Viktor und die Tochter des Generals am Leben sind. Zusammen schlagen sie sich in ein improvisiertes Hospital durch. Doch es bleibt das Geheimnis rund um die verschlossene Tasche des getöteten Generals. Dieses Geheimnis muss jedoch warten, denn unverhofft steht die mysteriöse Anna vor Victors Tür und stellt dessen Leben komplett auf den Kopf. Mit ihrem dunklen Geheimnis ist sie im "kleinen Paradies" jedoch kein Einzelfall ...
Die Geschichte entwickelt sich relativ langsam, gewinnt ab der Mitte des 64-seitigen Bandes aber spürbar an Geschwindigkeit. Während die ersten Seiten relativ gemächlich und arm an Action sind, geht es im weiteren Verlauf der Handlung bisweilen recht brutal und actionlastig zu. Am Ende des ersten Bandes der dreiteiligen Serie sind noch viele Fragen offen, die hoffentlich im Nachfolger geklärt werden.
Die Ideen, die "Annas Paradies" zugrunde liegen, sind interessant und bieten der Erzählung viele Möglichkeiten. Sicherlich gewinnt die Serie keinen Innovationspreis, denn das Setting wurde in Film und Literatur schon häufig genutzt. Und auch gefallene Engel, die mit ihrem Schicksal hadern, kennt man irgendwie schon. Die Mischung funktioniert aber und zu keinem Zeitpunkt wirkt das Handeln der Charaktere aufgesetzt oder die Handlung konstruiert.
Schreiber ist es gelungen, die Atmosphäre einer Nachkriegsstadt einzufangen und hinterlässt mit seinen abwechselnd groben und detailreichen Zeichnungen einen bleibenden Eindruck.
Am Ende des 64-seitigen Comic-Albums findet man noch einige Bonusseiten, auf denen der Autor und Zeichner die Entstehung des nicht genutzten Covers darlegt. Hier findet der Leser einige sehr sehenswerte Entwürfe, die gut illustrieren, wie sich der Comic im Lauf der Zeit entwickelt hat.
Mit "Annas Paradies" ist Daniel Schreiber ein beachtenswertes Debüt gelungen. Im Auftaktband wurden die sympathischen Figuren eingeführt und die Rahmenhandlung festgelegt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.
Eine Leseprobe wird vom Verlag zur Verfügung gestellt.