Gesamt |
|
Anspruch | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Spannung | |
Ton | |
Der Versicherungsagent Leonard Shelby leidet an einer sehr seltenen Form von Gedächtnisschwund. Er kann sich lediglich an die letzten vergangenen 15 Minuten erinnern, wodurch er nicht nur seinen Job verlor, sondern auch Probleme hat, überhaupt noch im Leben zurecht zu kommen. Erschwert wird das Ganze jedoch noch dadurch, dass Leonard nur noch ein Vorhaben in seinem Leben hat: Er will unter allen Umständen den Vergewaltiger und Mörder seiner Frau finden, der auch für seine Krankheit verantwortlich ist.
Die Polizei schenkt dem kranken Mann keinen Glauben, dass ein zweiter Einbrecher zugegen war, nachdem Leonard den ersten erschossen hat, und hat die Untersuchung eingestellt. Dies kommt für Leonard nicht in Frage. Damit er sein Leben organisieren kann, notiert er alles auf Karteikarten und macht Polaroid-Fotos, um seinem einzig verbliebenen Lebensziel nachgehen zu können. Und um selbiges nicht wie alles, was nach dem Mord geschah, zu vergessen, hat er es sich auf die Brust tätowiert: "Find and kill him!"
Trotzdem, dass Leonard nach jedem Erwachen nicht weiß, wo er ist, und sich schließlich selbst die Geschehnisse durch seinen Körper aufzeigt, gibt er nicht auf. Schritt für Schritt versucht er den Tathergang nachzuvollziehen und notiert sich alle Hinweise, Indizien und Forschungsergebnisse auf seinen Körper, um sich gleich wieder selbst daran erinnern zu können. Doch er ist nicht allein. Der zwielichtige Teddy und die undurchschaubare Kellnerin Natalie scheinen ihm helfen zu wollen. So hofft es Leonard zumindest immer wieder aufs Neue, auch wenn er bald selbst Zweifel daran bekommt.
Was Leonard bei der ganzen misslichen Lage bei der Stange hält, ist die ihm noch aus seiner Zeit als Versicherungsagent bekannte Geschichte eines Mannes, den er zu beurteilen hatte. Auch dieser Mann wies die seltene Krankheit auf, noch bevor Leonard etwas von ihr wusste. Immer wieder erzählt er den Leuten von diesem Mann, dessen Frau fast an der Krankheit verzweifelt wäre.
Doch es ist schwer, alles zu durchschauen, wenn man nur 15 Minuten der Erinnerung hat, und somit beginnt eine aufregende Suche ohne Vergangenheit und mit unsicherer Zukunft
Der Film mag sich nach einer netten Story anhören und sich für den Zuschauer eher langwierig geben, jedoch ist zu sagen, dass der Film noch einen Knüller aufzuweisen hat: Er läuft szenenweise rückwärts! Diese brillante Idee fordert nicht nur dem Zuschauer einiges an Auffassungsgabe ab, er versetzt ihn auch gleichzeitig in den Zustand Leonards. Zwar wird das Ende zu Beginn noch nicht offen gelegt, dennoch ist der Film durchgängig rückwärts zu verfolgen. Einen Vorteil hat der Zuschauer jedoch: Das eben Gesehene macht eine Szene später (oder vorher?) wieder Sinn und ergibt einen fließenden Zusammenhang, den Leonard nicht sofort erkennen wird, sollte er sich nicht sogleich alles notieren können.
Auch neben der Idee des Puzzles oder der Rückwärtsbewegung hat der Film einiges weitere aufzuweisen. Die Geschichte zeigt (auch vorwärts gedacht) eine gewisse Tiefe und interessante Wendungen. Der kriminalistische Aspekt ist wohlüberlegt und lädt zum Detektivspiel ein, welches durch die Probleme Leonards nur bereichert wird, auch wenn dies bedeutet, dass es keine entspannende Abend-Berieselung darstellt.
Leider hat der Film einen zu großen Schwerpunkt auf der Idee und dem Detektivspiel, sodass man von den Bildern oder dem Schauspiel nicht zu viel erwarten darf, auch wenn sich die Darsteller schon in gut dargestellten Rollen präsentiert haben (Matrix, Batman). Über die Darstellung des Leids Leonards kann man geteilter Meinung sein, wobei ein zu emotionaler Schwerpunkt wohl auch eher störend auf das Werk eingewirkt hätte.
Alles in allem ein Film, den man gesehen haben sollte, sollte man eine Abwechslung zur Unterhaltungs-Berieselung suchen und dabei eine gute Story nicht missen wollen.
Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano
USA, 2000
VHS