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 Der Kalte Krieg

Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947-1991

Autoren: Bernd Stöver
Verlag: C. H. Beck

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Der Kalte Krieg hat 44 Jahre die Weltgeschichte bestimmt. Mit dem Untergang der UdSSR ist er zu Ende gegangen. Gut 20 Jahre später hat der Zeithistoriker Bernd Stöver nun erstmals eine deutschsprachige Gesamtgeschichte dieser Epoche geschrieben.

"Der Kalte Krieg - Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947-1991" beansprucht nicht nur, den gesamten Zeitraum dieses Konfliktes zu beschreiben, sondern sowohl seine weltweiten als auch seine Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche darzustellen. So liefert der Autor nicht nur ereignis-, politik- oder militärgeschichtliche Kapitel, sondern auch Kapitel zur Kultur, zur Wirtschafts- und Sozialpolitik oder zu mentalitätsgeschichtlichen Aspekten.
Stöver verzichtet dabei auf große Theorien, sondern bleibt weitestgehend dabei faktische Ereignisse und Entwicklungen nachzuzeichnen. Natürlich kommt er ohne gut begründete Thesen und Annahmen, die dem 528-seitigem Buch eine Struktur geben, nicht aus. Stöver verwirft beispielsweise alle Theorien, die in irgendeiner Weise dem Westen oder der UdSSR die Schuld an der Entstehung des Konfliktes geben, sondern geht vielmehr von realen Interessengegensätzen und Misstrauen erweckenden Fehleinschätzungen auf beiden Seiten aus, die schließlich zu einem ständigen Konflikt führten, in dem aber Konzepte wie Gleichgewicht und Abschreckung eine stabilisierende Rolle spielten.

Im Nachwort plädiert er daher dafür, diesen Konflikt systemtheoretisch, also wertfrei, zu analysieren. Vor diesem Hintergrund will er die Phasen und auch die Gleichzeitigkeit von Eskalation und Entspannung verstehen. Beides waren Strategien, die von den Supermächten sowohl aus Interessenslagen aber auch aus dem Glauben an die stabilisierende Wirkung des "Gleichgewichts des Schreckens" angewandt wurden. Außerdem arbeitet Stöver immer wieder heraus, inwiefern Konflikte und Phänomene der behandelten Zeit auf eigene lokale Ursachen zurückzuführen sind und inwiefern sie von den Gesetzmäßigkeiten des globalen Konfliktes zwischen den Supermächten abhängig waren.

Im Anhang des Buches befinden sich ein recht großer Anmerkungsteil sowie ein Namensregister. Das Buch ist darüber hinaus bebildert.

Bernd Stövers "Der Kalte Krieg - Geschichte eines radikalen Zeitalters 1947-1991" ist eine hervorragende zeithistorische Einführung sowohl für Historiker als auch für Studenten und Interessierte. Der Autor gibt einen guten Überblick über weltweite Phänomene des kalten Krieges und vermag dadurch ein lebendiges Bild der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln.

Am meisten überzeugt das Buch an den Stellen, die die Einbettung lokaler oder regionaler Entwicklungen in den Kalten Krieg behandeln. So wird beispielsweise verständlich, wie aus dem Kolonialkrieg in Indochina nach und nach der Vietnamkrieg wurde. Es sind insbesondere die Kriege in der Dritten Welt, die Stöver überzeugend als typische Konflikte des Kalten Krieges oder als regionale Konflikte mit eigenen Spezifika deuten kann. Vor diesem Hintergrund wird dann meistens auch recht schnell deutlich, warum einige von ihnen mit dem Ende der globalen Konkurrenz zwischen den Supermächten ebenfalls enden mussten, andere weitergingen und wieder andere neu aufflammten. Immer dann, wenn die Supermächte durch ihre Interessen treibende Kraft eines Konfliktes waren, endete dieser auch, sobald der globale Gegensatz verschwunden war. Andersherum entstanden neue Konflikte, wo die Supermächte sie bis dato durch ihre Macht eindämmen wollten und konnten. So wirkte der Kalte Krieg sowohl stabilisierend als auch destabilisierend, häufig beides zugleich.

Erhellend sind auch die Kapitel, die sich beispielsweise mit Kulturpolitik oder den Sozialsystemen beschäftigen und ihren jeweiligen Zusammenhang mit dem Kalten Krieg herausarbeiten. So entsteht das Bild eines totalen Konfliktes, der sich auf alle Lebensbereiche der meisten Menschen weltweit auswirkte.

Das Buch ist daher allen zu empfehlen, die sich für die ersten historischen Einordnungen einer erst kürzlich zu Ende gegangenen Epoche interessieren.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite (auf "Hineinblättern" klicken).

Andreas Schmidt



Taschenbuch, | Erschienen: 1. Juni 2011 | ISBN: 978-3406556333 | Preis: 19,95 Euro | 528 Seiten | Sprache: Deutsch

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