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 Die Kinder der Schattenstadt

Autoren: Frank H. Haubold
Verlag: BLITZ

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
1945: Die Nationalsozialisten haben erkannt, dass ihr Traum von einem mächtigen Reich sich nicht erfüllen wird. Doch anstatt zu kapitulieren, wollen sie die deutsche Nation mit der Wunderwaffe "Thors Hammer" auslöschen, denn kein Deutscher darf sich ergeben. Durch die Intervention eines Oberleutnants kann dies - vorerst - verhindert werden und die Waffe gerät in Vergessenheit.

Etliche Jahre später steigt der Jugendliche Fabian, der Protagonist des Romans, einen Schacht herab, um dort eine merkwürdige Begegnung zu haben. Ein dunkler Vogel, ein Wesen des Grenzlandes, jagt ihn wieder an die Oberfläche, da Fabian eine bedeutende Rolle auferlegt bekommt ...

"Die Kinder der Schattenstadt" von Frank W. Haubold ist ein Endzeit-Horror-Mix, angesiedelt in Deutschland, mit Elementen von 1945 über die DDR bis heute.

Aufgeteilt in drei Epochen ("Der dunkle Vogel", "Babylon", "Das weiße Feuer") werden dem Leser häppchenweise Handlungsstränge erzählt, die erst nach und nach ineinander übergehen und eine übergeordnete Geschichte repräsentieren. Dabei werden Fabian, seine damaligen Freunde und späteren Kampfgefährten kurzweilig aufgebaut und ausgestaltet, so dass trotz der im Verlauf des Abenteuers vorherrschenden (stark beschriebenen) Endzeitstimmung die Unterhaltung im Vordergrund steht.
Dabei bleibt das mysteriöse Wesen über lange Zeit außen vor und es wird eine scheinbar normale Jugend geschildert mit Freunden, Feinden und Alltagsproblemen, die - laut eigener Aussage von Haubold - mit eigenen Jugenderinnerungen gespickt ist. Auch Fabians Zeit in der NVA dient nur zur Grundierung, denn das Endzeitszenario beginnt erst mit einem heimtückischen terroristischen Anschlag, der fortan für Spannung sorgt.
Einige Stellen und Kapitel ziehen sich und erscheinen in der Nachbetrachtung überflüssig. Diverse andere Fragmente wirken hingegen fehl am Platz. Beispielsweise der mutierende Algorithmus zum Passwortknacken und der Lauf von Fabian durch eine am Boden liegende Welt, in der er aber immer noch findet, was er benötigt. Völlig in Ruhe, die Welt wartet, der Held speist.
Terrorangriffe, Allmachtwaffen, Killerviren und die Auslöschung von ganzen Landstrichen sind in sich nicht schlüssig in Einklang zu bringen - die Geschichte wird zu abstrakt, ja teilweise leblos. Es fehlen die Hintergründe und auch die Vertiefung des Vogels, Fabian wird von einer gut erzählten Szene zur nächsten geschoben, ohne wirklich zu bewegen. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.

Einen wesentlichen Anteil am Charme dieses Werkes hat der offene und direkte Schreibstil von Haubold. Charaktere werden nicht blumig umschrieben, sondern militärisch kurz ("Müller II") oder unverblümt bezeichnend ("Der Dicke") in Szene gesetzt, so dass immer eine gewisse Distanz zu den Figuren gewahrt bleibt. Das ist auch gut so, denn die Nebenfiguren sind nur Bauern in einem großen Spiel und werden in der Sekunde tödlich fallen gelassen, in der sie ihren Zweck erfüllt haben: Fabian dem Ziel ein Stück nähergebracht zu haben. Die Ausarbeitung der chaotischen Zustände ist hingegen vorzüglich gelungen, auch wenn das Buch davon allein nicht leben kann.

Kurzum: "Die Kinder der Schattenstadt" ist ein durchwachsenes Werk und zeichnet einen interessanten Untergang der zivilisierten Kultur, ist in letzter Instanz aber zu sprunghaft in den Ereignissen und lebt davon, dass An- und Protagonist bereits in der Kindheit aufgebaut werden und sich scheinbar immer wieder über den Weg laufen.

Auf der Website des Autors gibt es eine Leseprobe und ein Video zum Roman: www.frank-haubold.de/schatten.html

Nicolas Gehling



Taschenbuch | Erschienen: 15. Dezember 2012 | ISBN: 9783898400121 | Preis: 12,95 Euro | 315 Seiten | Sprache: Deutsch

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