Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Als Sarah erwacht, kann sie sich zunächst an nichts erinnern, doch nur allzu schnell kehrt die Erinnerung des kleinen Mädchens zurück. Ihre Eltern wurden von einem Monster getötet, ebenso wie ihre Schwester. Nur sie ist noch da. Damit sie sich nicht selbst in eins der Monster verwandelt, da sie von ihm gebissen wurde, ist sie nun in diesem merkwürdigen Schloss gelandet, von dem sie nicht einmal genau weiß, wo es sich befindet. Es ist eine Art Mischung aus einem Krankenhaus oder einem ärztlichen Forschungslabor und einem Waisenhaus. Nur dass Sarah die anderen Kinder, die hier wohnen müssen, nicht treffen darf. Dieses Verbot ist allerdings nicht lange aufrecht zu halten, denn Milos, Jan und Marketa haben einen geheimen Gang gefunden, durch den sie viele Räume erreichen können, auch den von Sarah. So kommt sie zu ihren geheimen Treffen. Alle Kinder teilen das gleiche Schicksal, sie tragen ein Monster in sich, das jederzeit hervorbrechen könnte. Nur die Medikamente, die sie hier bekommen, sorgen dafür, dass sie weiterhin menschlich bleiben. Doch Sarah scheint etwas besonderes zu sein, denn sie hört auch noch eine Stimme. Eine sanfte Stimme, die ihr verspricht, ihr zu helfen, dessen Ursprung sie aber nicht sehen kann. Diese Stimme zeigt ihr die grausame Wahrheit, die sich im Keller des Schlosses befindet. Hier werden ältere Kinder, die kaum noch menschlich zu nennen sind, gefangen gehalten. Das Mädchen weiß nicht mehr, wem sie glauben soll, den Ärzten, die behaupten, die Krankheit bekämpfen und ihr helfen zu wollen oder der körperlosen Stimme, die ihr ein unfassbares Wissen enthüllt. Wer steht wirklich auf ihrer Seite?
Und dann passiert das große Unglück: Das Monster in Sarah bricht aus und sie beginnt, als Vampir zu wüten. Wer kann sie jetzt noch aufhalten?
"Das Schloss der stummen Schreie" ist ein Comic, der den Leser in eine düstere alternative Realität des Jahres 1949 entführt. Es gibt Viren, die einen infizierten Menschen verwandeln. Meist wird das Wort "Monster" benutzt, aber genau betrachtet, sind sie eine Art Mensch-Tier-Chimären. Fledermäuse, Wölfe, Affen, aber auch Vögel oder Echsen finden sich in einer Verschmelzung mit dem Menschen wieder und verändern sein ganzes Wesen.
Nach und nach eröffnet sich eine komplexe Welt, in der man nicht immer weiß, wer auf wessen Seite steht und wer für welches Ziel kämpft. Dadurch wird die Spannung bis zum letzten Augenblick gehalten. Was sich zu Anfang noch als simple "Mensch gegen Monster"-Geschichte präsentiert, wird mit jeder Seite mehr zu einem Verwirrspiel zwischen mehreren Lagern, die alle eigene Ziele verfolgen. Der Fixpunkt in der Geschichte ist das Mädchen Sarah. Sie lernt auf sehr unbefangene Art alle Seiten kennen und macht sich ihr eigenes Bild vom Geschehen. Der Leser wird dazu eingeladen, sie zu begleiten und mit ihr eine neuartige, aber faszinierende Welt zu entdecken.
Einige der beeindruckendsten Szenen in diesem Comic sind die Kampfszenen. Besonders die, in denen die verwandelte Sarah eine Rolle spielt, wissen zu beeindrucken. Ein kleines, niedliches Mädchen, dass plötzlich spitze Zähne und eine grauenhaft verzerrte Fratze bekommt, löst ganz andere Gefühle aus als "einfach nur ein Monster".
Der Zeichenstil ist ein sehr zarter, in vielen geschwungenen Linien. Alles hat weiche Kanten, auch wenn das, was man sieht, noch so grausam ist. Wirken manche Gesichter zu Anfang noch ein wenig verzerrt in den Proportionen, werden die Bilder in ihrer Qualität nach dem ersten Teil qualitativ noch mal ein Stück besser. Gerade die Mimik der einzelnen Figuren ist gut gelungen und macht ihre Gefühle gut sichtbar.
"Das Schloss der stummen Schreie" ist bei Ehapa als "All in one" erschienen, einem Sammelband, der alle drei Einzelbände, in denen die Serie ursprünglich erschienen ist, in einer kompletten Ausgabe vereint.
Fazit: Dies ist ein absolut spannender Fantasy-Comic über Macht und Monster, Vampire und Werwölfe und über Kinder, die nicht so hilflos sind, wie es scheint.
Hinweis: Der Verlag bietet auf seiner Webseite eine Leseprobe an.