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Es ist fast "High Noon? in Headley City. Eine Hochzeit ist geplant und Bones, der Leichenbestatter, richtet die Kirche ganz nach seinem Geschmack her. Doch kurz vor dem Jawort des Sheriffs Samuel Parker am 30. Juni 1865 wird ein Telegramm abgegeben. Die Daltons, die Parker vor Kurzem ins Gefängnis brachte, sind ausgebrochen, um sich zu rächen. Parker unterbricht vor dem Traualtar die Hochzeitszeremonie und eilt den Verbrechern entgegen.
Die vier Daltons sollen um zwölf Uhr mit dem Zug ankommen. Niemand will ihm helfen. Nur Lucky Luke, der Trauzeuge ist, eilt ihm nach und bietet seine Hilfe an. Der Sheriff weist dieses Angebot brüsk zurück, er ist noch nicht zu alt, um alleine die Banditen zu verhaften. Als Lucky Luke sich hartnäckig weigert, Parker allein zu lassen, beschließt der Sheriff ihn auszuschalten. Heimlich tauscht er die Waffe Luckys gegen einen Scherzartikel aus.
Als die Daltons ankommen, zeigt es sich, dass Parker nicht sehr treffsicher mit dem Revolver ist.
Als Lucky Luke ihm zu Hilfe eilt, merken die Daltons, dass die Waffe aus Plastik ist.
Die Geschichte wird gefährlich für den Sheriff und Lucky.
Sogar Jolly Jumper, Luckys Pferd vergiest heiße Tränen, als ein Sarg mit Lucky Lukes Namen an ihm vorbei getragen wird.
Wenn dem Leser der Plot dieses Albums, das 1993 erstmals erschienen ist, bekannt vorkommt, so hat er vermutlich den Hollywood-Film von Fred Zinnemann gesehen. "High Noon" scheint die exakte Verfilmung dieses Abenteuers zu sein. Mit der einen Ausnahme, dass Lucky Luke in Hollywood keine Verwendung fand.
Leider aber ist der Kinofilm sehr viel älter als das Comic-Album. So scheint es also eindeutig zu sein, dass Morris, Fauche und Leturgie die Geschichte, die im Film so dramatisch und spannend erzählt wird, als Ideenlieferant für ihr Album nutzten. Leider ist es ein müder Abklatsch geworden.
Vergeht die Wartezeit im Kinofilm sehr dramatisch und psychologisch gekonnt - am Ende steht der Sheriff völlig allein da, um die Verbrecherbande zu empfangen, ist das Album langweilig und zögerlich. Einige müde Gags und seitenlange Schiessübungen des Sheriffs, sowie absurde Verwicklungen schaffen es nur mühsam, so etwas wie Spannung zu erzeugen. Und den gewohnten Witz und Charme der Charaktere sucht man in diesem Album vergebens. Außer Lucky Luke, Bones und Parker spielen nur die Brauteltern eine tragende Rolle. Und leider sind diese Personen derart langweilig und klischeehaft geraten, dass dieses Album sehr uninspiriert und träge erscheint.
Sind die Zeichnungen von Morris noch im Bereich der gewohnten Qualität, fehlt es dem Abenteuer Nummer 62 (Zählung der französischen Originalausgabe; Band 67 in der deutschen Ausgabe) ansonsten an allem. Wenig Ideen, mäßiger Text, ins langweilige verkehrter Plot, kein Slapstick, mäßige Nebenfiguren, dummer und vorhersehbarer Schluss, mangelnde Logik und seitenweise Füllsel.
Dieses Album enttäuscht auf der ganzen Linie. Es ist einfach nur schlecht. Selten habe ich von den neueren Alben aus der Zeit nach Goscinnys ein Album von Morris und seinen wechselnden Co-Autoren gelesen, dass so schwach ist. Vor allem enttäuschen mich Fauche und Leturgie, die in der Vergangenheit brillante Arbeit ablieferten ("Der Pony-Express").
Wer auf die Gesamtausgabe Lucky Lukes wert legt, kann allerdings den Sammelband mit diesem Abenteuer nicht in den Regalen stehen lassen, den das Nachfolgealbum "Die Brücke am Ol?man River" gehört mit zum Besten, was die drei Autoren gemeinsam auf die Beine stellten. Ebenso ist "Belle Star" und "Am Klondike", die diesen beiden Abenteuern folgen, erstklassige Comic-Kunst.