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Tony Chu, Sonderermittler der Lebensmittelaufsicht der Vereinigten Staaten, hat es bekanntlich nicht leicht - sein Vorgesetzter mobbt ihn mit Leidenschaft und bei seinen Einsätzen passieren die unglaublichsten und ekligsten Dinge. Doch nun scheint Tony eine Glückssträhne erwischt zu haben, denn endlich einmal läuft alles so, wie es soll: Die Dates mit der attraktiven Amanda Mintz, in die Tony bis über beide Ohren verknallt ist, werden trotz kleiner und größerer Pannen immer vielversprechender. Mit seinem Partner Colby gelingt es Tony außerdem, eine Veranstaltung des illegalen und sehr exklusiven Bonvivant-Feinschmeckerclubs zu sprengen - dieser Club hat es sich zum Ziel gemacht, vom Aussterben bedrohte Exoten und bereits ausgestorbene Tiere zu verspeisen. Und sogar Tonys Chef, der sonst kein gutes Haar am ihm lässt, reißt sich aus irgendeinem Grund schwer zusammen.
Alles könnte schön sein, doch in der kranken Welt, in der Tony Chu lebt, lässt das nächste Verbrechen nie lange auf sich warten. Chus psychopatischer Ex-Partner Savoy ist immer noch auf der Flucht und schmiedet offenbar neue Pläne. Als dann auch noch ein neuer Hühnchen-Ersatz namens "Poult Plus" die Menschen in Aufruhr versetzt, werden die Dinge so richtig kompliziert für Tony und seine Kollegen ...
Mit "Eiskalt serviert" startet die geniale Comicreihe "
Chew - Bulle mit Biss!" in die dritte Runde. Im Mittelpunkt steht natürlich wieder der amerikanisch-asiatische Sonderermittler Tony Chu, der mit einem besonderen Talent gesegnet ist - oder gestraft, ganz wie man es nimmt: Tony ist ein Cibopath. Das bedeutet, dass alles, was er isst, ihm eine Botschaft mitteilt und Visionen beschert. Im Fall von Gemüse und Obst sind diese Visionen noch vergleichsweise harmlos. Nimmt Tony aber ein Stück Fleisch oder, wie schon häufiger passiert, ein Leichenteil in den Mund, dann bekommt er ganz andere Empfindungen. Das einzige Lebensmittel, das er gefahrlos essen kann, ist rote Bete.
Dank seiner cibopathischen Fähigkeiten konnte Tony allerdings schon eine Reihe spektakulärer Verbrechen aufklären - so auch in "Eiskalt serviert". Neben Mord, Totschlag und irren Intrigen erfährt der Leser diesmal aber auch einiges aus Tony Chus Privatleben - sei es über seine völlig durchgeknallte Exfreundin Mindy, seine große Familie und ein Geheimnis, das er bisher gut vor seiner neuen Liebe Amanda verborgen hat, das nun aber ans Licht kommt (wenn auch erst auf der allerletzten Seite). Nebenbei wird immer deutlicher, dass im Hintergrund die Fäden irgendwann zusammenlaufen werden. So gibt es ein Wiedersehen mit Mason Savoy sowie mit dem Kampfhahn Poyo und auch das Thema "Vampir" wird kurz angerissen.
Der Newcomer "Chew" wird von Kritikern und Fans zu Recht gefeiert, weil die Serie unkonventionell und verdammt originell ist und auch vor ekligen Einfällen - natürlich eindrucksvoll in Bilder gefasst - nicht zurückschreckt. Niemand kann so lässig und abgedreht wie John Layman erzählen, keiner so perfekt darauf abgestimmt zeichnen wie Rob Guillory. Dabei kommt die Story oft mehrere Bilder lang völlig ohne Worte aus, was den Blick auf Guillorys Talent lenkt, mit Mimik, Gestik und dramatischen Einlagen seiner Figuren auch Ungesagtes in Worte und Stimmungen zu fassen. Dass auch in Band 3 keinerlei Ermüdungserscheinungen auftreten, ist den vielen skurrilen Einfällen zu verdanken, die Layman scheinbar mühelos aneinander reiht. Heimlicher Star des aktuellen Bandes ist zweifellos das "Fricken", eine tollpatschige Kreuzung aus Frosch und Chicken, auch "Hoschi" (Huhn-Frosch) genannt. Wer die Welt durch Tony Chus Augen sieht oder vielmehr schmeckt, der wird danach nicht mehr so unbeschwert Hühnchen und Co verzehren wollen - und vielleicht auch mal zu rote Bete greifen! Ein dickes Lob gebührt auch der deutschen Übersetzung, die bemerkenswert locker und stimmig geraten ist.
"Chew" ist auch im inzwischen dritten Sammelband ein echter Kracher - clever ausgedacht, mit zahllosen bizarren Figuren und Ereignissen vollgestopft und grandios in Szene gesetzt von Zeichner Rob Guillory. Nicht umsonst wurde "Chew" mit dem Eisner-Award "Beste Serie 2011" und dem Harvey-Award "Beste neue Serie 2010" ausgezeichnet. Im Anhang gibt es diesmal ein kleines Interview mit Guillory, das sich sehr interessant liest.