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Kaum ein französischer Roman des 18. Jahrhunderts ist noch heute so bekannt wie "Gefährliche Liebschaften" ("Les Liaisons dangereuses") von Choderlos de Laclos. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass der Briefroman zu mehreren Verfilmungen inspiriert hat, die durch leichte Anpassung an verschiedene Kontexte immer wieder die zeitlose Aktualität des ursprünglichen Stoffes herausgearbeitet haben. Selbst als Highschool-Film funktionierte die Geschichte um Verführung, Intrigen, Machtspielchen, gekränkte Eitelkeit, Eifersucht und Liebe: 1999 war Roger Kumbles Laclos-Adaption "Eiskalte Engel" ("Cruel Intentions"), in der aus den libertinen Adligen des 18. Jahrhundert intrigierende Yuppie-Teenies wurden, ein Kinohit.
Weniger bekannt als diese Aktualisierung des Stoffes und erstrecht als der noch bekanntere Kostümfilm von Stephen Frears aus dem Jahre 1988, in dem John Malkovich, Glenn Close und Michelle Pfeiffer in den Hauptrollen spielten, ist heutzutage eine französische Verfilmung von 1959.
In seiner Version von "Gefährliche Liebschaften" ("Les Liaisons dangereuses 1960") nutzt der französische Regisseur Roger Vadim, der kurz zuvor mit "Und ewig lockt das Weib" ("Et Dieu… créa la femme") Brigitte Bardot zum weltweit umlechzten Sexsymbol gemacht hatte, die historische Romanvorlag, um ein Sittenbild der französischen Gesellschaft der beginnenden 1960er Jahre zu zeichnen. Aus dem Vicomte de Valmont und der Marquise de Merteuil ist hier ein High Society-Ehepaar geworden: Während dem Ehemann (Gérard Philippe) sein Ruf als ruchloser Casanova vorauseilt, genießt seine Frau Juliette (Jeanne Moreau) höchstes moralisches Ansehen. Beide jedoch stürzen sich um die Wette in eine Affäre nach der anderen und schrecken dabei nicht davor zurück, ihren Opfern seelischen und gesellschaftlichen Schaden zuzufügen. Als Valmont sich eines Tages tatsächlich verliebt, gerät das komplizenhafte Spiel der beiden Eheleute aus den Fugen und nimmt ein tödliches Ende ...
Roger Vadims Film schwimmt mit dem Strom der Nouvelle Vague, die Ende der 1950er Jahre das französische Kino – und von ihm ausgehend das Kino überhaupt – revolutionierte. Atmosphärisch nimmt "Gefährliche Liebschaften" teilweise den Geist der Filme der jungen Wilden um François Truffaut und Jean-Luc Godard auf beziehungsweise vorweg: Er zeigt Cocktailparties zwischen leeren Konversationen und exzessiver Ausgelassenheit, eine Gesellschaft im moralischen Umbruch zwischen Befreiung und Orientierungslosigkeit, das alles flankiert von cooler Jazzmusik und dem Chic der Sixties. Er entwirft damit ein durchaus sehenswertes Gesellschaftsporträt. Und auch die Übertragung des Laclos-Romans auf seine eigene Epoche, in der es in besonderem Maße das Verhältnis von Freiheit und Moral im Verhältnis der Geschlechter und ihrer gelebten Sexualität auszuloten gilt, erscheint überzeugend. Völlig begeistern kann die Umsetzung allerdings nicht. Dafür wirkt die Inszenierung – trotz einiger sehr schön gefilmter Momente – doch ein wenig zu gehemmt und sowohl die Dialoge als auch das Spiel der Darsteller manchmal doch etwas zu hölzern. Dadurch hat der Film, der in Anbetracht der dichten Story mit gut anderthalb Stunden eigentlich recht kurz gehalten ist, ein paar Längen. Wenn er vor allem im Abstand von nun gut fünfzig Jahren auch nicht mehr ganz so frisch wirkt, lohnt es sich aber dennoch sich den Film einmal anzuschauen, wenn man sich für die Zeit und das französische Kino der Epoche interessiert.
Die bei
Concorde erschienene DVD eignet sich dafür durchaus, man sollte aber keine Edition für den cinephilen Sammler erwarten: Bild (1.66:1 anamorph) und Ton (DD 1.0) sind altersentsprechend in Ordnung, aber auch nicht mehr. Und an Extras gibt es leider nur einige Trailer. Dafür holt man sich mit der Scheibe die ungekürzte Version des Films ins Haus.