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Cassia ist es wie durch ein Wunder gelungen, in die Äußeren Provinzen versetzt zu werden und von dort den Fängen der Gesellschaft zu entfliehen - immer auf der Spur von Ky, ihrer großen Liebe.
Ky wurde nach den Ereignissen aus "
Die Auswahl" ebenfalls in die Äußeren Provinzen versetzt, wo er mit zahllosen anderen Aberrationen als Kanonenfutter im Krieg gegen den unbekannten Feind dient. Cassia erreicht ihn nur einige Stunden zu spät - als sie endlich dort eintrifft, wo Ky sich aufhalten müsste, erfährt sie, dass er seit kurzem auf der Flucht ist und sich zu den unwegsamen Canyons durchgeschlagen hat. Gemeinsam mit einem anderen Mädchen macht Cassia sich ebenfalls auf den Weg in die Berge - einem Weg, der sie nicht nur immer weiter von der allmächtigen Gesellschaft entfernt, sondern sie gleichzeitig sich selbst immer näher bringt ...
"Die Flucht" ist der zweite Teil der Cassia & Ky-Trilogie und Allie Condie und setzt wenige Monate nach den Ereignissen des Auftaktbandes ein. Cassia und Ky wurden getrennt, werden aber in diesem Buch rasch wieder vereint. Doch das lang ersehnte Wiedersehen bringt nicht nur Glückseligkeit für das junge Liebespaar, denn plötzlich müssen sie sich unangenehmen Wahrheiten stellen, die die beiden sogar ein wenig voneinander distanzieren. Warum verweigert Ky sich dem Widerstand, der "Erhebung", anzuschließen? Welche Rolle spielt Xander, Cassias offiziell von der Gesellschaft ausgewählter Lebenspartner, der zwar nicht selbst anwesend ist, der aber immer noch wie ein Schatten über Cassias und Kys Leben schwebt - und der nebenbei ein großes Geheimnis hat, von dem Cassia nichts ahnt?
Trotz packender und vieler sehr emotionaler und poetischer Momente - denn wieder spielen Gedichte eine große Rolle - schafft "Die Flucht" es nicht ganz, an den großartigen Vorgängerteil anzuknüpfen. Der Roman leidet ein wenig unter der typischen Mittelteil-Krankheit vieler Trilogien: Es geschieht zwar einiges, aber nichts von wirklicher Bedeutung; beim Lesen entsteht zunehmend das Gefühl, hingehalten zu werden. Gerade die Äußeren Provinzen, wo der Krieg tobt und sich Gerüchten zufolge der Widerstand gegen die Gesellschaft formiert, hätten viel Stoff für Spannung und Action geboten. Auch die Tatsache, dass Cassia sich zum allerersten Mal außerhalb ihres überbehüteten Lebens befindet, bietet einiges an Potenzial.
Stattdessen plätschert die Handlung etwas vor sich hin, Cassias und Kys langer Weg - und der ihrer Begleiter - durch die lebensfeindlichen Canyons wird zum quälend langen Marsch, der dann so abrupt beendet wird, dass der Leser ein wenig enttäuscht ist. Weil das Ende von Teil 2 die Situation fast wieder in den Zustand am Ende von
"Die Auswahl" zurückversetzt, entsteht das Gefühl, als hätte sich die Handlung, bis auf ein paar neue Erkenntnisse der Protagonisten, kaum vom Fleck bewegt.
Allie Condie hat sich diesmal dafür entschieden, abwechselnd aus der Perspektive von Cassia und von Ky zu erzählen, was neue interessante Einsichten in das Innenleben und die Gedanken der beiden ermöglicht. Spannender als die beiden turtelnden Hauptfiguren sind diesmal aber eigentlich die Nebencharaktere sowie eine Person, die nur in einer einzigen kurzen Szene tatsächlich anwesend ist: Xander. Von ihm wird hoffentlich im Abschlussteil noch einiges zu lesen sein, denn die Konstellation Ky - Cassia - Xander ist nach wie vor superspannend und höchst kompliziert.
"Die Flucht" sorgt nach dem irgendwie magischen und genial ausgedachten Auftakt von Allie Condies Dystopie-Reihe für ein klein wenig Enttäuschung. Zwar ist der Autorin immer noch eine emotional packende und unterhaltsame Liebesgeschichte gelungen, die in einer gnadenlosen, alles kontrollierenden Gesellschaft der Zukunft spielt, aber vor allem das Ende sorgt sicher für lange Gesichter bei einigen Lesern, die nun auf den dritten und letzten Teil der Jugendserie warten müssen.
Eine Leseprobe im PDF-Format bietet der Verlag hier auf seiner Website an.