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 Hochzeit kommt vor dem Fall


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Prothalamion

Heiraten

[justify]Wimsey - Vane. 8. Oktober, St. Cross-Kirche, Oxford, Peter Death Bredon Wimsey, zweiter Sohn des verstorbenen Gerald Mortimer Bredon Wimsey, 15. Herzog von Denver, mit Harriet Deborah Vane, einziger Tochter des verstorbenen Dr. med. Hanry Vane aus Great Pagford, Hertfordshire.

[justify]Helen, die Herzogin von Denver, ist wütend. Ihr Schwager, Lord Peter Wimsey, hat es nicht nur gewagt, ihre Bemühungen, eine standesgemäße Hochzeit zu arrangieren, abzulehnen - er hat auch noch die Unverschämtheit an ihr und dem Herzog begangen, in einer "Nacht- und Nebel-Aktion" eine kleine Kirche in Oxford als Ort der Hochzeit anzugeben und ihnen keinen Tag Zeit zu geben, dorthin zu gelangen. Dieser Skandal wird nach Meinung der Herzogin komplettiert durch das aufreizende und unverschämt hochnäsige Verhalten der Braut, die nach ihrer mehr als unschicklichen Vergangenheit (nachzulesen in "Starkes Gift") eine Hochzeit in der Kirche für angebracht hielt.
Demgegenüber hat sich die Herzoginwitwe köstlich amüsiert - allerdings war sie ja auch eingeweiht in das Täuschungsmanöver, das einzig inszeniert wurde, um die Presse und die Herzogin in ihre Schranken zu weisen.
Die schlussendliche Krönung ist die heimliche Abreise des Brautpaars: Sie verschwanden mit ihrem Butler Bunter durch die Hintertür und niemand scheint zu wissen, wo sie ihre Flitterwochen verbringen.
Derweil sind Peter, Harriet und Bunter an ihrem Ziel angekommen. Im Heimatort von Harriet hat Lord Peter ein kleines altes Landhaus gekauft. Für Harriet geht ein Traum in Erfüllung, als sie in der hereinbrechenden Dunkelheit dort ankommen. Doch der Traum wird zum Alptraum: Niemand erwartet sie, das Haus liegt im Dunkeln und kein Schlüssel weit und breit. Eine Nachbarin wird geweckt, aber sie weiß von nichts. Der ehemalige Besitzer, ein gewisser Noakes, hat ihr nichts gesagt und ist seit einer Woche verschwunden.
Lord Peter und Harriet begeben sich auf die Suche nach einem Ersatzschlüssel. Sie werden bei der Nichte von Noakes, Miss Twitterton, fündig. Auch sie hat von einem Verkauf nichts gehört und kann sich das Ganze nicht erklären.
Endlich im Haus angekommen, richten sich die Brautleute notdürftig ein und nehmen die Unbequemlichkeiten heiter in Kauf, steht ihnen doch die Hochzeitsnacht und damit die Erfüllung all ihrer Träume bevor.
Am nächsten Morgen stehen der bestellte Kaminfeger, der örtliche Pfarrer und am Gatter nebenan der Dorfpolizist mit dem Sohn der Haushälterin Mylord und Mylady zur Verfügung. Der Gärtner Crutchley erscheint und ist furchtbar wütend, dass er Noakes nicht antrifft, denn der hatte ihm die Begleichung seiner Schulden zugesagt. Als auch noch ein Geldeintreiber auftaucht, der die riesige Schuldsumme von 800 englischen Pfund einzutreiben hat, sieht alles nach einer Flucht des pflichtvergessenen Noakes aus.

Der spannende und sehr unterhaltsame Kriminalroman aus der Feder von Dorothy L. Sayers beginnt mit einem Höhepunkt der humoristischen Literatur. Die Briefe der Honoria Lucasta, Herzoginwitwe von Denver, sind so wunderbar aristokratisch, so überdreht assoziativ und so wunderbar komisch, dass sie ein Highlight dieses Buches sind. Zahlreiche Briefwechsel mit ihrer Freundin, Mirabelle Komtesse von Severn und Thames, Briefe von Helen, Herzogin von Denver, von Miss Letitia Martin, Dekanin des Shrewsbury College zu Oxford und zahlreiche Tagebucheinträge der Herzoginwitwe eröffnen dieses Buch. Von Krimihandlung kann auf den ersten einhundert Seiten also keine Rede sein, doch gerade diese Briefe sind so fein den jeweiligen Charakteren auf den Leib geschrieben, spiegeln so perfekt deren Seelenzustand, deren Haltung und gesellschaftliche Stellung wider, dass sie einen perfekten Roman der viktorianischen Zeit abgeben würden.
Doch die sich langsam entwickelnde Krimihandlung löst in der Folge diesen wunderbaren Einleitungsmarathon ab und weiß den Leser mit weiteren Qualitäten der Autorin zu begeistern. Der Krimi ist so perfekt ersonnen, die Handelnden sind so herrlich in Szene gesetzt, dass dieses Buch wirklich ein einziger Genuss ist.
Einzig die etwas geschwätzigen Seiten, in denen von Kaminen, Nachbarn, Dorfkneipen und zu verpfändenden Einrichtungsgegenständen die Rede ist, schmälern etwas die spannende Geschichte.
Dennoch: Dieses Buch ist sehr zu empfehlen, einzig die Bände "Starkes Gift" und "Aufruhr in Oxford" sollte der geneigte Leser diesem Buch vorziehen, sie sind für den Aufbau der Beziehung zwischen Wimsey und Vane unabdingbare Vorbedingung.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juli 2002 | ISBN: 3499232456 | Preis: 8,90 Euro | 374 Seiten | Sprache: Deutsch

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