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Paisley und Beau sind Zwillinge, aber so unterschiedlich, wie man nur sein kann: Während Paisley andauernd ihre Grenzen austestet, einen Psychologen nach dem nächsten verschleißt und von jeder Schule fliegt, ist Beau introvertiert, schüchtern und angepasst. Die beiden Sechzehnjährigen wurden als Kinder getrennt, nachdem ihre Mutter starb und ihr Vater ins Gefängnis wanderte. Jetzt lebt Beau bei seiner kaltherzigen Großmutter, Paisley tingelt von Internat zu Internat und eckt überall an.
Als die beiden Teenager durch Zufall erfahren, dass ihr Vater ihnen seit ihrem siebten Lebensjahr regelmäßig liebevolle Briefe geschrieben hat, die ihnen ihre Großmutter aber vorenthalten hat, fassen sie einen kühnen Plan: Sie müssen ihren Vater finden! Der lebt angeblich irgendwo in Las Vegas, nur wo und unter welchen Umständen? In einer spektakulären Flucht brechen die wütende, zu allem entschlossenen Paisley und der zu Tode erschrockene Beau nach Vegas auf, im Gepäck einen gestohlenen Revolver und nicht den geringsten Hinweis, wo sie ihren Vater finden könnten ...
"Ziemlich krumme Dinger", das Debüt von C. J. Skuse, ist ein hinreißender Roman voller Wut, Humor, schrägen Wendungen, Gewalt und irrwitzigen Ideen. Ein bisschen Bonnie & Clyde, ein bisschen Tarantino und ganz viel Vegas: Die Geschichte um die beiden zuckersüchtigen Jugendlichen, die ihren Vater suchen und sich bald in kriminelle Aktionen verstricken, ist mitreißend und superspannend. Die Autorin schreibt abwechselnd aus der Sicht von Paisley und der von Beau, wobei sie die Figuren, vor allem Paisley, kein Blatt vor den Mund nehmen lässt. Die Ich-Perspektive bringt dem Leser die beiden Hauptfiguren ganz besonders nah - während Paisley alle Klischees der
angry young woman erfüllt, sich einen Dreck um Gesetze und Konventionen schert und um einen Ausweg nie verlegen ist (und letztendlich doch nur geliebt werden will), ist Beau der Bedächtigere und Vernünftigere, der seine Zwillingsschwester immer wieder runterbringen kann, wenn sie einen ihrer Ausbrüche hat.
Nachdem die beiden in Las Vegas zunächst, berauscht von ihrer neuen Freiheit, eine coole Zeit verbringen, erkennen sie, dass sie ihren Vater so niemals finden werden - und das Geld geht ihnen auch rapide aus. Was also tun? Paisley ist es natürlich, die einen so krassen wie wirkungsvollen Plan entwickelt, dem Beau nur äußerst ungern zustimmt. Und so kommt es, dass die Zwillinge bald als Kriminelle einige Berühmtheit erlangen, die immer höhere Wellen schlägt. Dann entgleitet den beiden jedoch zunehmend alles, und schließlich kommt es zum dramatischen Showdown ...
"Ziemlich krumme Dinger" überzeugt von der ersten Seite an durch die Lockerheit und hohe Authentizität, mit der Skuse schreibt - ganz so, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen, als sich in aufgebrachte Sechzehnjährige hineinzuversetzen. Der Roman wirkt niemals aufgesetzt, trägt gegen Ende jedoch enorm dick auf und dämpft damit dem perfekten Eindruck ein klein wenig. Die Handlung schraubt sich zum Schluss hin in unglaubwürdige Höhen und entlädt sich schließlich in einem so gewalttätigen wie spannenden Finale, das leider nicht völlig befriedigend ist. Eventuell hält sich die Autorin hier noch ein Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung offen? Sieht man jedoch von der eher unglaubwürdigen Eskalation am Ende ab, ist "Ziemlich krumme Dinger" rundum unterhaltsam, schräg, packend und einfallsreich. Ein toller Jugendroman, der ein bisschen Road Movie, viel Drama, schöne und schreckliche Momente und zwei sehr sympathische Hauptfiguren vereint. Empfohlen ist das Buch ab vierzehn Jahren.
Einen Trailer zum Buch und eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.