Eine lehrreiche Wanderung sollte es werden, in der sich die Schüler eines Bochumer Gymnasiums durch den schlammigen Sand von Norddeich nach Norderney kämpfen, um dabei die teamfördernde Wirkung eines gemeinsam erlebten Abenteuers zu spüren. So jedenfalls hat es sich Oberstudienrat Bollmann gedacht, als er mit vierzehn Schülern und einer Lehrerin in die Untiefen des Wattenmeers aufbricht und dabei die drohende Gefahr des heimtückischen Fahrwassers ignoriert. Ein schwerwiegender Fehler, wie sich bald herausstellt, der nicht nur die Schüler in große Gefahr bringt, sondern ihrem Lehrer das Leben kostet. Allerdings befinden sich in seinem Körper, der kurz darauf von den Rettungskräften aus dem Meer gefischt wird, zwei Pistolenkugeln und spätestens von diesem Augenblick an wird den ermittelnden Kriminalbeamten klar, dass hinter dem tragischen Unglück ein heimtückisch verübter Mord steckt. Aber wer hat den unbeliebten Lehrer aus dem Weg geräumt?

"Ostfriesenangst" ist der sechste Fall der eigensinnigen Kriminalkommissarin Ann Kathrin Klaasen, die sich voller Eifer auf den ungewöhnlichen Fall stürzt und darüber ihr Privatleben völlig vergisst. Kein Wunder also, dass sie trotz Vorwarnung in eine ausgelassene Party ihres pubertierenden Sohnes platzt und so dessen Missfallen erregt oder ihren verletzten Lebensgefährten im Krankenhaus erst nach Stunden mit der nötigen Lektüre versorgt, weil ihr ein neuer Ermittlungsansatz wichtiger ist. Eine Frau, die weiß, was sie will, allerdings dafür aber auch einiges riskiert. Aber nicht nur die Figur der beharrlich agierenden Krimninalkommissarin wurde von Klaus-Peter Wolf nachvollziehbar dargestellt und versteht es, den Leser für sich zu gewinnen, auch ihr marzipanvernichtender Chef Ubbo Heide oder ihr machohafter Kollege Rupert erscheinen sehr lebensecht und sorgen für die nötige Unterhaltung. Ein Ermittlerteam, das die Facetten des Lebens in einem reellen Maß widerspiegelt.

Die Handlung selbst ist sehr spannend konstruiert und versteht es, den Leser an das Buch zu fesseln. Denn das, was zunächst wie ein Racheakt mehrerer Schüler erscheint, entwickelt sich schon bald zu einer handfesten Verbrechensserie. Überraschende Wendungen, zwielichtige Gestalten und kriminelle Vergehen sind genauso enthalten wie überschäumende Gefühle oder menschliche Schwächen. Dabei tragen der flüssige Schreibstil des Autors und seine bildhafte Beschreibung von Figuren und Orten gleichermaßen dazu bei, dass sich der Leser von Beginn an mitten im Geschehen befindet und gemeinsam mit Ann Kathrin Klaasen ermittelt. Ein spannender sechster Fall, dessen Glaubwürdigkeit etwas im Argen liegt, der dafür aber umso besser unterhält.

Fazit:
Eine klare Empfehlung für alle Fans deutscher Krimis.