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 Mingamanga, Band 1: Kruzitürk und Sowobinibayer


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Wutentbrannt stülpt Mustafa dem rothaarigen Mädchen ihre Schultasche über den Kopf. "Kruzitürk" hat sie zu ihm gesagt. Das kann er sich am ersten Schultag in der neuen Stadt nicht gefallen lassen. Doch es kommt noch schlimmer. Das "Mädchen" entpuppt sich als bayrisches Landei namens Korbinian Panikowski und setzt sich ausgerechnet neben ihn in die letzte Bank. Da ist Ärger vorprogrammiert. "Bini", wie Mustafa den fast unverständliches Bayrisch redenden Jungen nennt, nervt gewaltig. Scheint er doch Türken zu hassen und keine Gelegenheit auszulassen, um ihn anzumachen. Doch auch "Bini" findet wenig Gefallen an dem mies gelaunten Türken. "Staffi", wie er ihn abwertend nennt, scheint seine ganze Wut ausgerechnet an ihm abreagieren zu wollen.
Entsetzt stellen die beiden Jungen fest, dass sie in derselben Straße wohnen, denselben Schulweg haben und von ihren Eltern für Freunde gehalten werden. Da ist weiterer Ärger vorprogrammiert.

Was der Münchner Robert Platzgummer da abliefert, ist schon ein starkes Stück. Türken werden verspottet, Bayern sowieso – zumindest wenn sie in ihren unverständlichen Dialekt verfallen – und politisch korrekt geht es nur selten zu. Da fliegen schnell die Fäuste, werden Schimpfkanonaden abgelassen und die pure Fremdenfeindlichkeit propagiert.

Doch hinter dem vordergründigen Duell des kleinen Türken mit dem langhaarigen Bayern lauert köstlicher Humor. Türken und Bayern sind plötzlich beide Zielscheibe des Spotts, werden trotz scheinbar massivem Widerstand zusammengeschweißt und sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Mal trifft der Humor mit dem Holzhammer, meistens aber lauert der sprichwörtliche Schalk im Nacken hinter den ausnehmend gelungenen Illustrationen von Robert Platzgummer.

Der Leser kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, wenn er miterlebt, wie sich ein missgelaunter Türke und ein über sein hartes Schicksal lamentierender Bayer zusammenraufen. "Kruzitürk und Sowobinibayer", der erste Band der als Serie angekündigten Reihe "Mingamanga" begeistert von der ersten bis zur letzten Seite. Und wer die zahlreichen Aussprüche von "Bini" überhaupt nicht versteht, kann am Ende gar ein kleines Lexikon finden, das die markantesten bayrischen Ausdrücke ins Hochdeutsche übersetzt. Doch selbst absolute Nichtbayern sollten davor nicht zurückschrecken – man kann die Tiraden des kleinen Korbinian durchaus verstehen.


Wer sich Bilder und Story ausgiebig ansehen will kann hier einen Blick riskieren – auf die Gefahr hin, dass man sich diesen kleinen "Mingamanga" dann ohne Zweifel kaufen muss. Das kleine Comic-Bändchen ist einfach zu komisch.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Juni 2011 | ISBN: 9783941815735 | Preis: 12,95 Euro | 47 Seiten | Sprache: Deutsch

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