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Oft sind es Gelegenheitsjobs, die Schüler, Studenten und Erwachsene gleichermaßen finanziellen Spielraum verschaffen und ihnen die Möglichkeit geben, ihr Taschengeld aufzubessern, das Studium zu finanzieren oder den notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen. So auch Tobias Kurfer, der bereits in seiner Schulzeit Prospekte austrug, fragwürdige Buletten für eine amerikanische Fastfoodkette briet oder vergilbte Tapeten von den Wänden löste. Doch nach der erfolgreichen Beendigung seines Studiums sollte endlich Schluss mit den mies bezahlten Arbeiten sein und so begann der einstige Jobber eine erfolgsversprechende Karriere als freier Mitarbeiter beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und schwor sich, nie wieder einen Gelegenheitsjob anzunehmen.
Ein ernst gemeinter Entschluss, der bereits 3 Jahre später kläglich scheitert, als ein Berliner Magazin dem inzwischen etablierten Journalisten eine eigene Kolumne anbietet. Mit Beiträgen über Nebenjobs soll er seine Leser regelmäßig unterhalten und dazu die meist schlecht bezahlten Tätigkeiten probehalber vorher selbst verrichten. Und so lässt sich Tobias Kurver zwangsläufig erneut auf verschiedene Arbeitsangebote ein und jobbt als Kinderanimateur, lernt die schweißtreibende Tätigkeit eines Fussballmaskottchens kennen, begibt sich als Klomann in wenig erfreulichen Bereiche einer Diskothek oder versucht einen Tornadoquirl an skeptische Kunden zu bringen. Arbeiten, die ihm wenig Geld und viel Frust bescheren, die Zeitungsspalten allerdings gut füllen.
"Horrorjobs: Wie ich mich probehalber ausbeuten ließ" ist eine gelungene Auswahl von amüsant geschriebenen Begebenheiten, die der Journalist Tobias Kurfer bei umfangreich geführten Recherchen zu ungewöhnlichen Nebenjobs erlebt hat. Egal ob er als Dogwalker unterwegs war oder sich als Museumswärter verdingte. Immer wieder stieß der Mittdreißiger an die Grenzen seiner Möglichkeiten und musste erfahren, dass es gar nicht so einfach ist, eine Horde von Hunden im Zaum zu halten oder aufmerksam im Hintergrund zu agieren. Kein Wunder also, dass ihn neben jeder Menge Schweiß, Muskelkater und Migräneattacken auch Angst- und Ekelgefühle plagten und ihn hautnah den täglichen Horror mancher Berufe erleben ließ.
Allerdings sollte der Leser bei dieser humorvoll arrangierten Episodensammlung keine kritische Auseinandersetzung mit den jeweils herrschenden Arbeitsbedingungen erwarten. Denn der Focus der Arbeitserprobungen des Journalisten liegt zweifelsfrei im unterhaltsamen Bereich. So versieht Tobias Kurfer seine umfangreichen Job-Erfahrungen mit zusätzlichen Erlebnissen aus der eigenen Vergangenheit oder nutzt skurrile Vorkommnisse im Umfeld seiner weitläufigen Verwandtschaft schonungslos aus, um die Besonderheiten einzelner Berufsfelder zu untermauern.
Fazit:
Mit "Horrorjobs: Wie ich mich probehalber ausbeuten ließ" hält der Leser eine ironische Betrachtung ungewöhnlich anmutender Jobs in den Händen, die kurzweilig unterhält und gleichzeitig mehr Respekt vor den oftmals sehr anstrengenden Tätigkeiten fordert.