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Nick (Til Schweiger) hat ein Autoritätsproblem, dies wird ihm sogar auf dem Arbeitsamt bescheinigt. Der sympathische Nick verliert infolgedessen jeden Job, den er vermittelt bekommt, die meisten schon nach wenigen Tagen. Doch diesmal soll alles anders werden: Er nimmt den Job in einer psychiatrischen Klinik an, nicht ahnend, dass er der Putzmann werden soll.
Doch auch dieses Mal endet alles wieder in einer Katastrophe: Nick telefoniert gerade, als ein Insasse eine Flasche Reinigungsmittel trinkt. Noch nie hat Nick einen Job so schnell wieder verloren. Als er sich ins Bad zurückzieht, um nachzudenken, bemerkt er zufällig Laila.
Laila (Johanna Wokalek) ist 19 Jahre alt und war schon ihr ganzes Leben lang eingesperrt. Erst von ihrer Mutter, die sie nie ins Freie ließ, nach deren Tod in der Klinik, da sie ja vom wahren Leben keine Ahnung hat. Völlig arglos und zutraulich läuft sie durch die Welt, und das immer barfuss, um ihre Füße nicht dem Zwang auszusetzen, den ihre Seele erleiden muss.
Nachdem sie in einer Gruppensitzung erkannt hat, dass keiner sie wirklich versteht und liebt und es für sie keinen Ausweg aus der Anstalt gibt, sucht auch sie das Bad auf. Doch im Gegensatz zu Nick will sie nicht denken, sondern sich mit dem Gürtel ihres Bademantels erhängen.
Hier beginnt die Geschichte von Laila und Nick, denn er rettet sie, verlässt daraufhin jedoch sofort die Klinik. Laila kann es nicht ertragen, den Menschen zu verlieren, der ihr Achtung und Interesse entgegenbrachte, und folgt ihm heimlich, was in der Klinik einen großen Aufruhr verursacht. Eine psychisch Kranke verschwindet schließlich nicht alle Tage und Laila ist auch zu unselbstständig, um sich zu versorgen, da sie noch nie wirklichen Alltag erlebt hat.
Doch die Sorge ist unbegründet: Laila folgt Nick in seine Wohnung und weigert sich, ihn zu verlassen. Das hat ihm gerade noch gefehlt: Nun muss er, der immer für sich selbst lebte, zahlreiche Affären hatte und sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, sich um eine Verrückte kümmern. Als wäre das nicht genug, flattert auch noch eine Einladung ins Haus, zur Hochzeit von Nicks Halbbruder Victor (Steffen Wink) mit Janine (Alexandra Neldel), ihres Zeichens Exfreundin und große Liebe Nicks. Seit der Trennung der beiden verlief Nicks Leben immer mehr auf der Spirale nach unten, was vom angespannten Verhältnis zu seinem Stiefvater (Michael Mendl) und seinem Halbbruder noch verstärkt wird. Nick war schon immer das schwarze Schaf der Familie und konnte sich nie wirklich an den gehobenen Lebensstil der Familie anpassen, einzig seine Mutter (Nadja Tiller) hält noch zu ihm und versucht ihr Möglichstes, um ihn wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Auf dieser Hochzeit will Nick so tun, als hätte er es zu etwas gebracht, und da Laila ihn sowieso nicht in Ruhe lässt, soll sie gleich als Alibi-Freundin herhalten. Im Laufe ihrer Reise quer durch Deutschland freunden die beiden sich immer mehr miteinander an und machen manches Abenteuer durch.
Dieses ungleiche Paar, wovon eine Hälfte noch nie Verantwortung übernommen hat, während die andere die Welt noch wie ein neugieriges Kind, das nirgends eine Gefahr vermutet, erlebt, begeistert den Zuschauer auf Anhieb.
Selten hat man eine so anrührende und auch amüsante Liebesgeschichte gesehen, die ohne einen einzigen Kuss auskommt. Trotz der tragischen Vergangenheit Lailas und ihren Schwierigkeiten, sich in der Welt zurecht zu finden, wird der komische Aspekt nicht vernachlässigt. Unschlagbar ist ihr Versuch, ein völlig demoliertes Auto zu verkaufen - es war mit einem wirklich sehr großen Huhn zusammen gestoßen - und auch ihre erste Begegnung mit Prostitution ruft immer wieder Lacher hervor.
Doch besonders die leisen und liebevollen Töne betont Multitalent Til Schweiger, der das Drehbuch zusammen mit Jann Preuss schrieb, Regie führte und die Hauptrolle spielte. Lailas Feststellung, dass sie Nick nie wieder verlassen will, rührt den Zuschauer, ebenso wie ihre naiven und kindlichen Fragen, die genau den Nerv treffen. Wer würde nicht gerne einfach fragen können: "Bist du mein Freund?"
Auch ihre Liebeserklärung gehört zu den schönsten, die die Filmgeschichte je zustande gebracht hat. Dies wohl gerade durch ihre Naivität, die ganz deutlich sagt, dass es nur einen Mann für sie geben kann.
Die Atmosphäre des Films wird von der Musik hervorragend unterstützt. Hierbei wurden nicht alltägliche Stars ausgewählt, sondern eher altmodischere Titel gewannen hauptsächlich, so zum Beispiel Rea Garveys "Hallelujah" oder "Barefoot" von Ray Collins Hot Club. Doch nicht nur solche Klassiker finden sich auf dem Soundtrack, auch ruhige und melodische Klänge von Mariha verzaubern den Zuschauer. Wer immer die Musikauswahl traf, sie ist perfekt!
Die schauspielerische Leistung ist ein Thema für sich, besonders glänzt hier eindeutig Johanna Wokalek als Laila. Es muss sehr schwer sein, immer dieses unschuldige Bild zu vermitteln, doch es gelingt ihr außerordentlich gut. Immer nimmt man den Schauspielern ihre Rolle ab, nie wirkt Traurigkeit aufgesetzt oder lächerlich.
Und wann findet sich schon ein Film, in dem namhafte deutsche Schauspieler so überzeugende Gastauftritte haben wie zum Beispiel Armin Rohde als Obdachloser oder Markus Maria Profitlich und Axel Stein als Vater und Sohn? Allein diese hochwertige Besetzung garantiert schon für die Güte der schauspielerischen Leistungen.
Auch die Extras der DVD lohnen den Kauf: Zusätzlich zu den obligatorischen Trailern und dem Audiokommentar finden sich noch Deleted Scenes, Outtakes und andere Pannen, ein Making of und das Musikvideo zu "Barefoot" auf der DVD. Eine besondere Beilage ist das Booklet, welches vier Songtexte des Soundtracks und viele Beiträge aus dem Gästebuch des Internetauftritts des Films (
www.barfuss-derfilm.de), in welchem Besucher ihre Eindrücke schildern, enthält. In der Innenseite der Hülle finden Musikinteressierte zudem die Noten des Stücks "Lailas Theme" vom Soundtrack, so dass sie diese bei Interesse selbst nachspielen können.
Da "Barfuss" ein deutscher Film ist, ist Deutsch die einzige Sprache, die zur Verfügung steht. Untertitel kann man sich in Deutsch für Hörgeschädigte oder Englisch anzeigen lassen.
Fazit:
Eine wunderschöne, romantische Liebeskomödie, die den Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle stürzt. Mal weint er Tränen der Verzweiflung, dann wiederum überzieht ein Lachen das Gesicht, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: "Wie weit gehst du, wenn du verliebt bist?"
Dieser Film macht Mut, bis ans Ende der Welt zu gehen, nur um Liebe zu finden. Und das natürlich barfuss!