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 Liberty - Shtunk!

Die Freiheit wird abgeschafft Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Charlie Chaplin war eines der größten Feindbilder der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Kaum ein anderer Künstler wurde von den Nazis radikaler bekämpft. In Deutschland verboten sie seine Werke, in anderen Ländern setzten sie sich diplomatisch dafür ein, nicht selten mit Erfolg. Chaplin war ein überzeugter Antifaschist, der "große Diktator" eines seiner aufwendigsten Projekte, das er gegen Widerstände und auf eigene Kosten produzierte. Norbert Aping hat diesen Kampf zwischen Nationalsozialisten und Chaplin in seinem Buch "Liberty Shtunk!" nachgezeichnet.

Das 424-seitige und zweispaltig gedruckte Buch ist in 13 Abschnitte und einem Anhang gegliedert. Die einzelnen Abschnitte sprechen in unzähligen Unterkapitel eine Vielzahl an Aspekten des Verhältnisses zwischen Chaplin und den Nazis an. Das Werk geht dabei kaum chronologisch vor. Es werden die Entstehungsgeschichte vom "großen Diktator", aber auch von anderen Filmen beschrieben. Die Nazis versuchten nicht nur diesen Film zu bekämpfen, sondern beispielsweise auch "Goldrausch", "Lichter der Großstadt" oder das Frühwerk "Shoulder Arms". Gerade dieser Film, in dem Chaplin einen einfachen Soldaten im ersten Weltkrieg spielt, der den deutschen Kaiser gefangen nimmt, hat die Nazis schon früh gegen ihn aufgebracht.

Aping beschreibt die Instrumente der Nazis: Diplomatische Interventionen, Störaktionen bei Vorführungen, Propaganda und Verleumdungen. Und er beschreibt Chaplins filmische Gegenwehr und auch sein Auftreten gegen Nazis. Er schreibt von grotesken Diskussionen über den Bart von Hitler und dem Tramp. Viele kleine Anekdoten, Ereignisse und Geschichten um Filme und Politik ergeben ein mosaikartiges Ganzes, das die Geschichte des Verhältnisses zwischen Chaplin und den Nationalsozialisten darstellen soll.

Der Text wird durch viele Bilder aufgelockert. Das Buch endet mit einem längeren Anhang mit einigen Originalquellen, mit einem Personen- und Sachregister sowie einem Filmregister.

Norbert Apings informationshaltiges und reich bebildertes Buch ist für jeden filmhistorisch Interessierten eine Fundgrube spannender und unterhaltsamer Fakten. Allein deshalb ist das Buch schon empfehlenswert. Der sehr lange, vielleicht zu lange Text bietet genug für einige Leseabende. Das Bildmaterial ist sehr schön. Es finden sich viele Aufnahmen, oftmals geschickt einander gegenübergestellt, Karikaturen und andere Abbildungen. Diese lockern den Text erfolgreich auf. Die gesamte Aufmachung des Buches, samt seines Covers sind sehr gelungen.

Ebenfalls spannend ist der längere Anhang mit interessanten Quellen, beispielsweise der Katalogkarte des Reichsfilmarchivs zum "großen Diktator". Solche Quellen sind nicht für jeden leicht zu erreichen. Das gute Register hilft das Buch auch zu einzelnen Aspekten zu befragen. Überhaupt ist das Werk mit seinen sehr vielen Fußnoten sehr gut belegt und bietet viele Hinweise zum Weiterlesen.

Trotz der insgesamt spannenden Lektüre fällt jedoch negativ die große Redundanz des Textes auf. Da das Buch nicht chronologisch, sondern eher systematisch aufgebaut ist, muss einiges wiederholt werden, da es an mehreren Stellen eine Rolle spielt. Oftmals ist durch Seitenverweise auch auf die mehrmalige Behandlung diverser Aspekte hingewiesen. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn der Leser gerade an diesem Aspekt interessiert ist. Wer das Buch allerdings komplett liest, fragt sich oft, ob an der ein oder anderen Stelle nicht hätte gekürzt werden können. Das betrifft dann auch Aspekte, die die Frage aufwerfen, ob sie wirklich interessant genug sind, ausführlich diskutiert zu werden. Beispielsweise beschäftigen sich einige Seiten mit der Frage, ob Hitler je den großen Diktator gesehen habe. Selbst wenn der Autor eine gesicherte Antwort geben könnte, welche Erkenntnis würde daraus folgen?

Zu guter Letzt ist dann noch eine stellenweise stilistische Schwäche des Textes zu bemerken. Da wird jemanden etwas "eingeblasen", nicht eingeflößt, da wird von "Erträgnissen" anstatt von Erträgen gesprochen. So liest sich das Buch an manchen Stellen als wäre es schlecht übersetzt worden.

Dennoch ist das Buch für Film- und für Chaplinfans eine reiche Fundgrube. Es ist intensiv recherchiert und mit seinem Fußnotenapparat und Anhang in eine wissenschaftlichen Form gebracht. Der leicht lesbare, nur etwas zu lang geratene Text und die Begeisterung des Autoren für Chaplin richten sich an ein breites Publikum, dem dieses Buch empfohlen werden kann.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite: http://www.schueren-verlag.de/paymate/search.php?vid=2&aid=3029

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 1. April 2011 | ISBN: 9783894727215 | Preis: 38,00 Euro | 424 Seiten | Sprache: Deutsch

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