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 Haiunfälle

Hintergründe verstehen - Gefahren erkennen


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Jeder, der den Film "Der Weiße Hai" gesehen hat, wird das unangenehme Gefühl kennen, wenn man allein im Meer schwimmt, nicht wissend, was unter einem lauert.
Doch woher kommt diese Furcht, die Angst vor Haien, die Schwimmer und Badende zu Tausenden befallen hat, nachdem sie den Streifen um den monströsen Killerhai gesehen haben?
Erich Ritter, bekannt aus Fernsehdokumentationen, und Gerhard Wegner gehen dieser Frage nach und beleuchten eine Reihe berühmt berüchtigter Haiunfälle in der Geschichte.
Dabei steht die Frage im Vordergrund, was einen Hai dazu bringt, einen Menschen zu beißen.

Das Buch beginnt mit der Analyse der Angst vor Haien. Was ist Angst überhaupt? Welche Arten der Angst sind bekannt? Was läuft dabei im Kopf ab? Und natürlich die Frage aller Fragen: Warum hat der Mensch Angst vor Haien, wenn er noch nie einen zu Gesicht bekommen hat? Haie sind Tiere des Meeres, einem Gebiet, welches nicht zum Lebensraum des Menschen gehört, und deshalb kann er sich nicht instinktiv vor Haien fürchten.
Dabei werden die größten und in ihren Auswirkungen für die Haie gravierendsten Haiunfälle vorgestellt:
Die Unfälle von 1916 an der Ostküste der vereinigten Staaten von Amerika, die dem "Menschenfresser vom Matawan Creek" angelastet wurden.
Der Untergang der U.S.S. Indianapolis, welche 1945 im Pazifik gesunken ist.
Der "Black December" von 1957/58 in Südafrika.
Der "Summer of the Shark" 2001.
Der Unfall von Erich Ritter im Jahre 2002, welcher als einziger Haiangriff vor laufender Kamera stattfand.
Und, last but not least, die fünf tödlichen Haiunfälle von 1974 in der Lower Bay, besser bekannt als der Film "Der weiße Hai".

Anschließend stellen die Autoren die Auswirkungen der Angst vor Haien dar und beschreiben anschaulich, welche Maßnahmen unternommen wurden, um sich vor Haien zu schützen. Angefangen von chemischen Mitteln, welche abschreckend wirken sollen, bis hin zu Netzen vor den Stränden.
Erstmals werden hier auch die gängigen Risikoeinschätzungen aufgezählt, welche immer wieder bei Berichten über Haie angeführt werden.
So ist es zum Beispiel 1666mal wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen als von einem Hai angegriffen zu werden.
Im nächsten Kapitel werden Aufbau und Funktionsweise von Kiefer und Zähnen der Haie vorgestellt. Hauptaugenmerk wird hierbei selbstverständlich auf die Haiarten gelegt, welche am häufigsten in Unfälle mit Menschen verwickelt sind.
Teilweise ist dieses Kapitel sehr trocken und die Stellung und Aneinanderreihung der Zähne wird mit vielen Fachbegriffen erläutert.

Danach werden Sinne und bissorientiertes Verhalten der Haie analysiert. Hierbei werden nicht nur die Sinne der Haie vorgestellt, sondern auch die verschiedenen Bissarten der Haie. Die meisten Angriffe der Tiere scheinen nämlich gar nicht aus der Absicht heraus zu geschehen, einen Menschen zu töten, vielmehr untersucht der Hai ein ihm unbekanntes Objekt und setzt dabei schon mal einen Testbiss an. Dass dieser bei einem großen Hai mit erheblichen Verletzungen einhergehen kann, ist dabei die traurige Folge.
Darüber hinaus räumen die Autoren mit dem Märchen auf, dass Haie Surfer mit Robben verwechseln. Sie werden scheinbar von den Geräuschen angezogen und dabei kommt es auch hier zu Test- oder so genannten Gaumenbissen.
Im nächsten Kapitel werden Methoden vorgestellt, wie Haiunfälle im Labor rekonstruiert werden, wobei die Bissmotivation des Hais näher erläutert wird.

Die folgenden zwei Kapitel beschäftigen sich mit potenziell gefährdeten Personengruppen und Lokalitäten mit einem erhöhten Risiko, einem Hai zu begegnen.
Im Anschluss werden die oben erwähnten historischen Haiunfälle mit dem heutigen Wissensstand analysiert und die Angriffe als das dargestellt, was sie im Endeffekt waren: Unfälle mit ungünstigen Voraussetzungen, die zum Biss geführt haben.

Zum Abschluss beschreiben die Autoren die Auswirkungen der Angst vor dem Hai. Ein Schwerpunkt wird dabei auf das "Finning" gelegt, dem Massenfang von Haien, bei denen den Tieren bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten und die verstümmelten Tiere wieder ins Meer geworfen werden. Mit einem Aufruf, die Tiere vor der Ausrottung zu bewahren, schließen Erich Ritter und Gerhard Wegner ihr reich bebildertes Buch.
Eine umfangreiche Liste an Literatur und Internetadressen vervollständigen das Werk.

Das Buch ist bis auf wenige Ausnahmen, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, durchweg gut zu lesen und auch für Laien leicht verständlich.
Ein längst überfälliger Beitrag, denn in jedem anderen Buch gibt es Kapitel, die sich mit dem Thema beschäftigen, oft aber nur die gleichen Ansichten wiederholen, die hier wissenschaftlich widerlegt werden konnten, oder das Thema nur unzureichend behandeln und leider auch sehr sensationsheischend aufgemacht sind.
"Haiunfälle" ist unzweifelhaft ein Pro-Hai-Buch, welches endgültig mit dem Mythos "Menschenfresser" aufräumen will.
Besonders faszinierend ist die Analyse der Haiunfälle aus dem Film "Der weiße Hai", die hier zunächst als Tatsachen behandelt werden. Erstaunlich ist hierbei, dass der Autor zumindest bei den ersten Angriffen durchaus auf Fakten zurückgegriffen und Situationen beschrieben hat, welche auch in der Realität zu Konflikten zwischen Mensch und Hai führen können. Doch allzu bald driftet der Autor in Fantasien ab, die den Hai zu einem berechnenden Mörder machen.
Tipps für Verhaltensweisen bei Begegnungen mit Haien werden selbstverständlich ebenfalls gegeben und bilden damit einen erstklassigen Ratgeber für brenzlige Situationen. Einziger Haken: Man muss den Hai rechtzeitig bemerken, bevor es zum Biss kommt.
Das Titelbild ist passend, ohne aufdringlich zu wirken, und das Bildmaterial im Buch selbst ist ebenfalls hervorragend, insbesondere da viele ältere Fotos von der Haihysterie und den "Tatorten" der historischen Unfälle Verwendung fanden.
Für jeden Haiinteressierten eine lohnenswerte Anschaffung und ein unverzichtbares Nachschlagewerk, wann immer es um die Konfrontation Hai - Mensch geht.

Florian Hilleberg



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2005 | ISBN: 3440101711 | Preis: 24,90 Euro | 270 Seiten | Sprache: deutsch

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