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Russland 1929: Es war ein langer Weg bis hierher, doch nachdem Lydia Ivanova erfahren hat, dass ihr dänischer Vater nicht von den Bolschewisten ermordet wurde, gab es kein Halten mehr für die 17-Jährige in China. Selbst ihr geliebter Chang An Lo konnte sie nicht mehr halten - zumal unruhige Zeiten für China beginnen: Der Kommunismus mit Mao Tse-tung an der Spitze hält in China Einzug, mit dem Versprechen eines besseren Lebens für alle. Doch die Idee war schon immer besser durchdacht als seine Umsetzung und Changs Zweifel an dem großen Führer keimen noch ehe die große Vision des Kommunismus greifbar wird - und auch Lydia im fernen Russland bleibt diese Erkenntnis nicht erspart.
Zum Glück ist die junge Dame nicht auf sich allein gestellt: Lydias Halbbruder Alexej ist an ihrer Seite, ebenso ein alter Bediensteter ihres Vaters, der seine unerschütterte Treue auf sie übertragen hat. Allerdings können sich die beiden Männer nicht ausstehen. Popkows hält Alexej für einen eingebildeten und überheblichen Schnösel und sieht in ihm eine noch größere Gefahr für die Mission als in der übermütigen Lydia; Alexej sieht in Popkows einen versoffenen alten Kosaken mit zweifelhaften Motiven. Doch die Reise bis Felanka verlangt von allen Geduld, denn in Russland von A nach B zu kommen braucht Zeit - mehr Wartezeit als Reisezeit.
Eine abenteuerliche Reise durch das stalinistische Russland beginnt, die noch die ein oder andere Überraschung für die kleine Reisegruppe bereithält. Ob sie ihren Vater noch lebend finden, steht in den Sternen.
"Sehnsucht der Konkubine" ist der zweite Roman von Kate Furnivall, der sich mit der Figur der Lydia Iwanowa beschäftigt. Die Handlung spielt nur zwei Jahre nach den Ereignissen von "Die russische Konkubine", doch könnte die Entfernung kaum größer sein, denn Lydia und ihre Begleiter befinden sich in Russland - jenem Land, aus dem Lydias Familie floh, um dem Kommunismus zu entkommen. Da der Kommunismus nun auch in China um sich greift und das Leben für einen fanqui, einen ausländischen Teufel, damit gefährlich wird, wird Lydia nur in ihren Entschluss bestärkt. So verlässt sie China und damit ihren Geliebten und begibt sich in Russland auf die Suche nach ihrem tot geglaubten Vater.
Die Handlung wird von Kate Furnivall aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Autorin wechselt zwischen Lydia, Alexej, Chang und dem Vater von Lydia und Alexej hin und her und erschafft damit ein recht umfassendes Bild von den Zuständen in Russland und China. Dadurch entsteht aber auch eine sehr persönliche Note, denn man erhält Einblick in das Gefühlsleben dieser Figuren. Kate Frunivall geht dabei nicht gerade freundlich mit den herrschenden kommunistischen Systemen um. Zwar lässt sie immer wieder durch ihre Figuren anklingen, dass die Ideen des Kommunismus durchaus erstrebenswert sind, aber in der Realität ein sehr hässliches Wesen entwickelt haben, welches von der Gier nach Geld und Macht ebenso regiert wird, wie von einem beständigen Misstrauen jedem gegenüber und damit auch nicht besser oder schlechter ist als andere Regierungsformen dieser Zeit.
"Die Sehnsucht der Konkubine" ist um einiges mehr nach innen gerichtet: Der Leser wird oftmals mit den Gedanken der Figuren konfrontiert, wobei es nicht nur um ihre Gedanken zum politischen System geht, sondern auch um Liebe, Hoffnung und natürlich auch Zweifel, die eine solche Suche begleiten.
Zum Ende sei so viel verraten: Es verspricht Hoffnung, auch wenn sie von dunklen Schatten begleitet wird und sicherlich nicht das Ende ist, was man zu Anfang erwartet hat.
"Die Sehnsucht der Konkubine" entführt den Leser in die Vergangenheit und wirft ein kritisches Licht auf die Umstände in denen die Figuren versuchen ihr Glück zu finden - verpackt in eine nette Story.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.