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 Vampire Souls, Band 1: Nachtrausch

Serie: Vampire Souls, Band 1
Autoren: Jeri Smith-Ready
Übersetzer: Beke Ritgen
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Von Verächtern der Kunstform abfällig Vampirschnulzen genannt, gibt es mittlerweile zig romantische Frauenromane mit bissig-männlichem Hintergrund in den Bücherläden - auch als Romantic Fantasy Romane bezeichnet. Doch die Spanne zwischen Bestsellern wie die Twilight Serie oder Black Dagger und billigen Kopien, die in der Regel versuchen, auf den durchaus profitablen Zug der Romantic Fantasy aufzuspringen, ist groß. Mit "Nachtrausch" beginnt Jeri Smith-Ready ihre neue Serie "Vampire Souls", dessen zweiter Band "Böses Blut" vom Verlag bereits für August 2012 angekündigt wurde. Doch wie eröffnet die amerikanische Schriftstellerin ihre neue Serie?

Trickbetrügerin, Eltern wegen Betrug im Gefängnis und seit sechs Jahren Dauerstudentin am College - so lässt sich Chiaras Leben in Kürze zusammenfassen. Nicht unbedingt die optimale Grundlage für einen Lebenslauf, den sie dem Radiosender WVMP vorlegt, um dort ein dringend für ihr Studium benötigtes Praktikum zu erhalten.
WVMP ist ein kurioser Radiosender: Die Moderatoren arbeiten nachts, tagsüber laufen aufgezeichnete - teils eingekaufte - Sendungen. Bei ihrer Einstellung erfährt Chiara auch den Grund für dieses seltsame Verhalten, denn die Moderatoren sind allesamt Vampire. Sie verbindet ihre Liebe zu Musik, jeder von ihnen hängt jedoch stilistisch in der Epoche fest, in der er unsterblich wurde. "Schlechter Scherz!", denkt sich Chiara und kündigt ihr Praktikum, noch bevor es überhaupt angefangen hat. Doch etwas Überzeugungsarbeit durch den umwerfenden (Vampir) Shane, ein Vampirbiss mit blutigen Folgen und die äußeren Umstände veranlassen Chiara, schließlich doch das Praktikum anzutreten.

Im Marketing steht Chiara vor einer schwierigen Situation: WVMP muss innerhalb von wenigen Monaten das Unmögliche schaffen und die großen roten Zahlen in strahlende grüne verwandeln. Chiara hat eine Idee: Wieso nicht das Ungewöhnliche als Vorteil nutzen? In einer großen Kampagne eröffnet sie den Hörern, dass die mysteriösen Moderatoren Vampire sind - mit durchschlagendem Erfolg: Die geheimnisvolle Aura und die mysteriösen Geschichten der höchst attraktiven Vampire zieht zahlreiche Fans an und alleine in der ersten Woche verzehnfacht sich die Zuhörerschaft; von den neuen Einnahmen durch Merchandise und Events gar nicht zu reden.

Der Erfolg intensiviert jedoch nicht nur die Bemühungen des bösen, großen Konzerns Skywave, der bereits zig Radiosender aufgekauft und drastisch kommerzialisiert hat. Menschliche Jäger - sowohl nach Geld als auch nach Vampiren - auf der einen, Vampire mit der Angst des Bekanntwerden ihrer Existenz auf der anderen Seite; mittendrin steht Chiara, die in kürzester Zeit viel mehr ist als die Praktikantin eines unbedeutenden, der Pleite ins Angesicht schauenden Radiosenders. Und dann übt auch noch Shane eine ungeheure Anziehungskraft auf sie aus ...

Bereits das erste Kapitel des Buches verleitet dazu, das Buch in die Ecke zu werfen und selbst als Liebhaberin der Romantic Fantasy den Begriff "billige Vampirschnulze" in den Mund zu nehmen. Der Schreibstil wirkt unbeholfen und unausgegoren, die Charaktere sind nicht überzeugend und die Ich-Perspektive von Chiara äußerst gewöhnungsbedürftig.
Doch - in diesem Fall zum Glück - kann kein Redakteur nach einem Kapitel eine ordentliche Rezension (noch nicht mal einen Verriss) zu einem Buch schreiben. Schon im zweiten Kapitel beginnt die Geschichte sich im Schneckentempo vorwärts zu bewegen - immerhin eine Steigerung zum ersten Kapitel. Langsam gewöhnt sich der Leser an die Erzählperspektive und lernt zumindest in Ansätzen die handelnden Charaktere kennen. Begeisterung sieht immer noch anders aus, aber das zweite Kapitel macht zumindest neugierig, ob eine weitere Steigerung folgt ...

Am Besten passt der Vergleich des Buches mit einem guten Alkoholrausch durch einen mittelmäßigen Wein. Die Grundlage, der Plot, ist genial - detailliert, spannend und wendungsreich -, doch die Ausführung ist nicht sonderlich gut: Der Schreibstil bessert sich im Laufe des Buches zwar, kann aber dennoch nicht überzeugen. Die Ich-Perspektive erinnert an ein Schulmädchen-Tagebuch, total unpassend für eine Trickbetrügerin mit Eltern hinter schwedischen Gardinen. Hinzu kommt, dass der Tagebuchstil mal über mehrere Kapitel eingehalten, mal komplett vernachlässigt wird. An sich ein gutes Stilmittel, um ereignislose Passagen kurz zu halten und nicht den Eindruck entstehen zu lassen, die ganze Geschichte spiele sich in wenigen Tagen ab. Doch wäre eine Kontinuität des Stils ebenso wichtig gewesen wie ein vernünftiges Lektorat zum Vermeiden von allzu oft auftretenden Rechtschreib- und Tippfehlern. Der Ich-Perspektive ist ebenfalls geschuldet, dass die Sexszenen sehr oberflächlich bleiben - bei diesem Punkt reiht es sich eher neben Twilight als neben Black Dagger ein.

Trotz der ganzen Schwächen ist hier die Sprache von einem Rausch, denn Jeri Smith-Ready schafft es nach ungefähr fünfzig Seiten, dass selbst eine Leserin, die am Anfang das Buch als Feuerholz verwenden wollte, es bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Fragen, wie der Plot weitergeht, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen und wie sich die aufkeimende Romantik zwischen Chiara und Shane entwickelt, verleiten zum "Aussaugen" des Buches. Auch die anfangs überzogen und wenig detailliert wirkenden Charaktere erhalten während dem Lesen zumindest einen Anflug von Facettenreichtum.

Katja Riegler



Taschenbuch | Erschienen: 17. Februar 2012 | ISBN: 9783404206414 | Originaltitel: Wicked Game | Preis: 8,99 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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