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Es sah alles so gut aus zwischen Karina und Tim. In "
Wackelkontakte" wurde aus der anfänglichen Feindschaft zwischen den Nachbarn nach einigen Wirren eine Beziehung, und "
Geheimnummer" festigte diese Beziehung, auch hier mit einigen Höhen und Tiefen, nur noch mehr. Daher der Schock zu Beginn von "Seitenwechsel": Karina und Tim sind kein glückliches Paar mehr, direkt auf den ersten Seiten geht es um ernste und traurige Themen. Tim hat Karina betrogen, auf Klassenfahrt, mit einer Kollegin. Und es war nicht nur ein einmaliger Ausrutscher - etwas, was Karina bereit gewesen wäre zu verzeihen.
So aber verlässt sie Tim und, was fast noch schmerzhafter ist, ihren Sohn Kai und zieht zu ihrer Freundin. Hier hat sie Zeit nachzudenken: Sind sie und Tim gescheitert? Wo lag der Fehler? Ist es möglich, heutzutage ohne Trauschein, mit Kind lebenslang zusammen zu bleiben, auch wenn beide einen anspruchsvollen Vollzeitjob haben? Bei dem ganzen Auf und Ab mit Tim sollte Karina eigentlich die Finger von Männern lassen - eigentlich, denn ausgerechnet jetzt lernt sie ihren attraktiven und sympathischen Chef näher kennen. Und auf einmal hat sie wieder eine Beziehung und eine Affäre, nur ist dieses Mal Tim die heimliche Affäre, von der keiner etwas wissen darf.
Gewohnt chaotisch stolpert Karina auch im dritten Band durch ihr Liebesleben. Moralische Standpunkte sollte man hier beim Lesen ausschalten, denn Karina ist ein herrlich unkonventioneller Charakter, der es auch gelingt, Affären und Seitensprünge vor sich selbst absolut nachvollziehbar zu begründen und zu entschuldigen. Dass sie sich damit nicht immer Freunde macht, ist klar. Sabine Leiert hat ihre Karina mittlerweile im dritten Band in eine vermeintlich sichere Beziehung gebracht, nach den Höhen und Tiefen der vorangehenden Bände. Doch dieser Zustand ist natürlich nicht von Dauer und "Seitenwechsel" wird zum emotional dramatischsten Band der bisherigen Reihe.
Seitensprünge, Affären, Routine in der Beziehung und verlorenes Interesse am Partner sind die traurigen Themen, mit denen sich Karina und Tim in diesem Band herumschlagen müssen. Verständlich, dass es etwas dauert, bis wieder etwas mehr Humor aufkommt, der nicht die Bezeichnung Galgenhumor verdient. Aber auch das gehört zum Leben und Lieben leider dazu, und so ist es nur konsequent, dass Sabine Leipert sich auch diesem Thema widmet. Die Art und Weise, wie sie ihre Charaktere damit umgehen lässt, wird nicht jeden Leser zufrieden stellen - Affären sind immer verletzend, egal, wer der Betrogene ist, da kann man nichts schönreden. Zum ersten Mal führt das Buch auch zu einem Ende, das nicht in jeder Hinsicht befriedigend ist - wie das Leben auch.
"Seitenwechsel" ist für Fans von Karina ein unverzichtbarer Band, der auch in das Leben dieser sympathischen Chaotin eine ganze Menge Herzschmerz bringt.