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 Weltliteratur

Modelle transnationaler Literaturwahrnehmung im 19. Jahrhundert

Autoren: Peter Goßens
Verlag: Metzler

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Heutzutage ist es alltäglich geworden, dass in Magazinen, Feuilletons, Blogs oder Foren über Literatur aus aller Welt diskutiert wird, dass sich Autoren weltweit austauschen und gegenseitig beeinflussen. Im 19. Jahrhundert war dieses Phänomen noch nicht ausgereift, aber durch die an Fahrt gewinnende Globalisierung entwickelte es sich rapide. Niemand anderer als Goethe wollte diese Entwicklung beschleunigen und konzeptionell fundieren. Er forderte und förderte die Weltliteratur. Nationale Literaturen sollten nicht einfach nebeneinander bestehen, sondern die Literaten sollten in Akte des Austausches miteinander treten. Weltliteratur sollte ein „über nationale Grenzen hinweg geführtes Gespräch“ sein.

Peter Goßens erzählt in seinem Buch "Weltliteratur – modelle transnationaler Literaturwahrnehmung im 19. Jahrhundert" die Begriff- und Diskursgeschichte dieses Konzepts. Das knapp 460-seitige Buch ist in fünf Abschnitte gegliedert. Zunächst erläutert der Autor, wie der Begriff entstand. Dabei wird vor allem auf Goethes Konzept eingegangen, aber auch auf vorhergehende Modelle, insbesondere aus der Richtung des kosmopolitischen Humanismus.

Im dritten Abschnitt wird die Rezeptions- und Entwicklungsgeschichte bis 1848 erzählt. Goßens geht auf zahlreiche Autoren ein, unter anderem Schreiber des Jungen Deutschlands und sozialistische Theoretiker. Im vierten Abschnitt wird die Zeit nach 1848 behandelt, wobei sich der Fokus stark auf wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungen verschiebt - vor allem auf Geschichte und Literaturwissenschaft. In einem letzten Abschnitt fasst der Autor die Ergebnisse zusammen und versucht einen Ausblick auf die weitere Entwicklung des Konzepts Weltliteratur.

Das Buch endet mit einer Bibliographie und einem Namensregister.

Peter Goßens Buch „Weltliteratur – modelle transnationaler Literaturwahrnehmung im 19. Jahrhundert“ ist eine fundierte und dichte, aber dennoch flüssig und leicht lesbar geschriebene Studie. Goethes Konzept der Weltliteratur hat im 19. Jahrhundert eine wechselvolle Rezeption und eine Fülle an Erwiderungen und Erweiterungen erfahren. Dem Autor gelingt es, diese Entwicklungen verständlich und spannend zu vermitteln.

Die Lektüre dieser Begriff- und Diskursgeschichte macht den Leser mit einer Fülle an Literaten, Philosophen und Theoretikern sowie mit künstlerischen und politischen Strömungen des 19. Jahrhunderts bekannt. Zum Verständnis beschreibt Goßens meistens auch deren kunsttheoretischen, philosophischen oder politischen Standpunkt. Die Lektüre ist also auch ohne großes Vorwissen gewinnbringend. An manchen Stellen übertreibt er es sogar: zum Beispiel wenn er über mehrere Seiten aus dem kommunistischen Manifest zitiert, um Marx und Engels Perspektive zu erläutern.

Der Autor ist sehr um quellennahe Geschichtsschreibung bemüht und lässt fast immer die angesprochenen Personen selbst sprechen. Das führt zwar oft zu Redundanzen, sobald er im eigenen Text Zitate wiederholt, macht das Buch aber lebendig und trägt zur Verständlichkeit sehr gut bei.

Goßens hat eine interessante Studie vorgelegt, die auch Aspekte einer Art Frühgeschichte globalisierter Literaturpraxis darstellt. Das Buch ist allen historisch und literaturgeschichtlich Interessierten sehr zu empfohlen!

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite .

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 14. November 2011 | ISBN: 978-3476023056 | Preis: 49,90 Euro | 457 Seiten | Sprache: Deutsch

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