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Der greise nostrische Magier Deoderich von Gorsten will seinen Namen in der Fachwelt unsterblich machen, doch dazu braucht er einen bahnbrechenden Erfolg. Als ihm zwei uralte Artefakte – ein Ring und ein Stirnreif – in die Hände fallen, sieht er seine Chance gekommen. Eine Gruppe junger Abenteurer soll für ihn nach Thorwal reisen, um dort nach den letzten Überlebenden einer vergessenen Hochkultur zu suchen – den Alben. Dabei ahnen weder die Helden noch der greise Magister, dass ihre Queste sie weit in den hohen Norden führen wird, wo die Aufdeckung eines uralten Geheimnisses auf sie wartet.
"Ein Traum von Macht" ist der achte Band der Einsteiger-Abenteuer-Reihe des Schwarzen Auges und stammt, wie sechs der bislang sieben Publikationen der E-Reihe, aus der Feder des ehemaligen Chefredakteurs Florian Don-Schauen. Mit dem vorliegenden Band hat er sich erneut eines seiner Lieblingsthemen, nämlich der Hochelfen, angenommen. Außerdem bietet "Ein Traum von Macht" vielleicht auch einen Vorgeschmack auf die kommenden Hochelfen-Themenbox.
Das Abenteuer gliedert sich im Wesentlichen in zwei Teile. Im ersten reisen die Helden im Auftrag Deoderichs zu den Thorwalern, um in der Stadt Hjalsingor Ermittlungen zu den Alben anzustellen. Von dort aus geht es dann weiter nach Albenheim, wo sie tatsächlich die Bekanntschaft eines vermeintlichen (?) Alben machen. Doch dabei tut sich ihnen der Vorhang zu einem viel größeren Geheimnis auf. Dies gilt es im zweiten Teil zu verfolgen, wenn es für die Helden nach einem kurzen Abstecher zu Meister Deoderich noch viel weiter in den hohen Norden geht. Und tatsächlich stoßen sie am Blauen See das Tor zu etwas auf, das sich der greise Magier in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Wenn sich ein Abenteuer um das Erbe der Hochelfen dreht, so kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass es episch wird. Umso interessanter ist hier die Tatsache, dass "Ein Traum von Macht" als Einsteigerabenteuer deklariert ist. Doch wer sagt, dass junge Helden oder unerfahrene Rollenspielgruppen immer nur mit einer von Orks entführten Jungfer zu tun bekommen sollen? Natürlich könnten erfahrenere DSA-Spieler viel mehr mit dem Komplex Hochelfen anfangen, doch liegt auch ein Reiz in der Vorstellung, einen Rollenspiel-Neuling mit Aventuriens tiefster Mythologie zu konfrontieren. Für ein Einsteigerabenteuer und insbesondere dessen Autor stellt sich hier natürlich eine besondere Herausforderung. Leider vermag Florian Don-Schauen diese Hürde nicht zufriedenstellend zu meistern. Gerade im letzten Teil des Abenteuers fehlt dem unerfahrenen Meister eine Leitlinie, anhand derer er die Helden durch die vergessene Stadt führen kann. Pflichtbewusst werden von Don-Schauen die einzelnen Orte in typischer Dungeon-Erkundungsmanier dargestellt, ebenso wie deren Bewohner oder einzelne Ereignisse. Regelmäßige Hinweise der Marke "Die Helden sollten nicht allzu früh in Kontakt mit den Hochelfen treten" sind jedoch ohne konkrete Ratschläge, wie ein unerfahrener Spielleiter an dieses Problem herantreten kann, relativ nutzlos.
Insgesamt erscheint "Ein Traum von Macht" vor seiner Niederschrift nicht gründlich durchdacht worden zu sein. Ein Beispiel hierfür sei die finanzielle Situation des Auftraggebers: So hat sich Deoderich von Gorsten angeblich in Schulden gestürzt, um vor Beginn des Abenteuers ein bestimmtes Artefakt erwerben zu können. Trotzdem ist es ihm möglich, jedem Helden einmal 30 und einmal bis zu 100 Dukaten als Belohnung anbieten zu können. Wenn er schon vorher kein Geld und hohe Schulden hat, woher nimmt er dann die 650 Dukaten für eine durchschnittliche Heldengruppe? Auch das Ende des Abenteuers ist nicht gerade das, was sich ein aufstrebender Held in Aventurien erwartet. Spiegelt es doch ein Spieler und Helden demotivierendes Schema wider, von dem man geglaubt hatte, es mittlerweile bei DSA nicht mehr zu finden.
Positiv hervorzuheben ist zum einen die liebevolle Einarbeitung der thorwalschen Kultur in Hjalsingor sowie das Wiedersehen mit einem bekannten NSC aus der Anfangszeit des Schwarzen Auges. Auch die Innenillustrationen sind sehr stimmungsvoll ausgefallen und können gegebenenfalls vom Spielleiter zur Veranschaulichung herumgereicht werden. Lediglich bei den Harpyien stellt man sich die Frage, ob diese Kreaturen den Jugendschutzbestimmungen zum Opfer gefallen sind, da sie ihre Oberweite nun mit einem seltsam geformten Federkleid zumindest teilweise bedecken.
Insgesamt stellt "Ein Traum von Macht" den interessanten Versuch dar, den Themenkomplex der aventurischen Hochelfen auch für Einsteigerspieler aufzuschlüsseln. Leider muss man dem Autor Florian Don-Schauen vorwerfen, einerseits den Plot nicht hinreichend durchdacht zu haben und andererseits gerade im komplexen Finale dem Spielleiter zu wenig Hilfe an die Hand zu geben. Für einen erfahrenen Schreiber von Einsteigerabenteuern und gleichzeitig Autor des Spielleiter-Bandes "Wege des Meisters" ist dies nicht gerade eine positive Leistung. Daher sei völlig unerfahrenen Rollenspielern von diesem Band eher abgeraten. Wer sich für das Thema Hochelfen begeistern kann und seine Spieler schon einmal auf die angekündigte Box zum Thema einstimmen will, kann gerne einen Blick riskieren. Allerdings sollte er sich vor allem für Einstieg und Finale des Abenteuers auf etwas Umarbeitung einstellen.
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