Römische Kunst begegnet uns ständig. Reisende im Mittelmeerraum stoßen auf Ruinen, in den Museen Europas werden Statuen, Porträts und Reliefs ausgestellt. Wolfgang Wohlmayr hat nun ein Handbuch vorgelegt, in welchem die Entwicklung der römischen Kunst von der Gründungszeit Roms bis zum Untergang des weströmischen Reiches nachgezeichnet wird.

Das knapp 400-seitige Buch ist in zwölf chronologisch sortierte Kapitel gegliedert. Der Zeitabschnitt jedes Kapitels ist dabei vom Autor selbst bestimmt worden. Die ersten zwei behandeln die frühen Phasen Roms und die Frage, ob es bereits in dieser Zeit eine eigenständige römische Kunst gegeben hat. Die folgenden drei Kapitel beschäftigen sich mit der römischen Republik, während der der Autor die Entwicklung und Stabilisierung einer spezifischen Formsprache wahrnimmt und damit einer eigenständigen römischen Kunst. Die weiteren Abschnitte behandeln die Augusteische Zeit und die Phasen der weiteren Kaiser bis Konstantin dem Großen. Dabei werden meistens die Regentschaften mehrerer Kaiser zu einer Epoche zusammengefasst.

Die einzelnen Abschnitte sind in sich größtenteils sehr ähnlich gegliedert. Kurzen Abstracts folgt jeweils eine kleine historische Chronologie des behandelten Zeitraumes. Danach kommen die inhaltlichen Unterkapitel, meistens unter den Überschriften Ausgangslage der Kunst, Architektur und Technik, Gesellschaft, Wohnkultur oder Provinzen um nur einige zu nennen. Zum Ende hin werden die Ergebnisse immer kurz zusammengefasst.

Zur Illustrierung finden sich über 200 schwarz-weiß-Abbildungen von Grundrissen, Gebäuden, Statuen, Porträts und Reliefs in dem Buch. In Fließtext wird auf jede Abbildung durch Nummerierung verwiesen. Im Anhang finden sich eine Bibliographie, ein Glossar mit Erklärungen zu den wichtigsten kunstgeschichtlichen und architektonischen Grundbegriffen sowie der Anmerkungsapparat.

Der Verlag verspricht in seiner Ankündigung ein anschauliches, klar strukturiertes und umfassendes Standardwerk zur römischen Kunst. Tatsächlich hat Wolfgang Wohlmayr dieses Versprechen eingelöst. Das Handbuch "Die Römische Kunst" liest sich ausgezeichnet und ist durch seine Übersichtlichkeit auch als Nachschlagewerk benutzbar.

Allerdings hätte gerade die Funktion als Handbuch noch verbessert werden können, wenn erstens in den Titeln der Kapitel auch der jeweilige Zeitraum angegeben wäre und zweitens es ein Register im Anhang gäbe. Durch das Fehlen des Registers muss ein regelmäßiger Nutzer des Buches leider oft blättern. Da sich die Gliederungen der einzelnen Abschnitte sehr ähneln und die Übersichtlichkeit durch viele Zwischenüberschriften recht gut ist, kommt der Suchende zwar dennoch zu seiner gewünschten Information, aber ein Register würde den Zeitaufwand dafür deutlich reduzieren.

Ansonsten ist das Werk sehr gelungen. Der Autor hat einen gut lesbaren Schreibstil. Das Buch ist sowohl für Experten als auch für interessierte Laien mit Gewinn zu lesen. Die konsequente Einbindung des umfangreichen und sehr guten Bildmaterials im Fließtext ist ebenfalls hervorzuheben. Jede Abbildung hat ihren Zweck.

Inhaltlich wurde darauf geachtet jedes Kapitel historisch mit den jeweils vorangehenden und folgenden Abschnitten zu verknüpfen. Der Autor arbeitet stets heraus, was sich unter den jeweiligen historischen Bedingungen kunstgeschichtlich verändert hat und was gleich blieb. Dabei legt er auch stets Wert darauf, den historischen Hintergrund und seinen Einfluss auf die Entwicklung der Kunst darzulegen.

Wer eine verlässliche und gut lesbare Informationsquelle für die Entwicklung der römischen Kunst sucht, ob aus wissenschaftlichem Interesse oder einfach um die nächste Italienreise vorzubereiten, wird mit Wolfgang Wohlmayrs Handbuch zufrieden sein.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.