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Kreta als historischer Ort ist für vieles bekannt, vor allem als Ort einer der ersten Hochkulturen, der Minoischen. Kretas Rolle als Provinz des Römischen Reiches ist weniger geläufig. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen ist diese Epoche der Geschichte Kretas noch weniger erforscht als die anderer Regionen, die Teil des römischen Reiches waren. Zum anderen war die Provinzialisierung Kretas das Ende einer konfliktreichen Phase für die Insel und der Beginn friedlicher Jahrhunderte ohne große Ereignisse.
Tilman Bechert hat den historischen und archäologischen Forschungsstand für den Zabern-Bildband "Kreta in römischer Zeit" zusammengefasst. In vier chronologisch geordneten Kapiteln berichtet er von der Entwicklung, die die Insel zwischen dem ersten vorchristlichen und dem neunten Jahrhundert nahm. Der erste kurze Abschnitt berichtet von der bisherigen Forschungsgeschichte und den geographischen Voraussetzungen der Insel. Im zweiten Kapitel geht Bechert kurz auf die Vorgeschichte ein, die vor allem durch die Konflikte der vielen kleinen Städte Kretas charakterisiert ist. Einer der Gründe aus der Perspektive Roms, diese Insel dem Reich einzugliedern, war dann auch die hohe Piratenaktivität, die von der Insel ausging. Ab circa 67 vor Christi war sie als Provinz befriedet, von da an war ihre Geschichte von Stabilität und einer kontinuierlichen wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung geprägt. Diese Zeit wird im zweiten Abschnitt behandelt.
Im vierten Kapitel wird schließlich die Geschichte ab dem vierten Jahrhundert erzählt, die mit dem Einsetzen der Völkerwanderung und der Christianisierung und durch den Untergang des weströmischen Reiches sowie wegen eines großen Erdbebens wieder deutlich wechselvoller wurde. Am Ende des Buches finden sich ein Register sowie ein Anhang mit einem Abkürzungsverzeichnis und einer kurzen Bibliographie.
Wie üblich bei den Zabern-Bildbänden wird der Text durch zahlreiche Abbildungen und Photographien ergänzt. Viele Bilder nehmen ganze Seiten oder Doppelseiten ein. Im Fließtext wird stets auf sie verwiesen zur Illustration. Jedes Bild hat außerdem einen kurzen Beitext zur Erklärung.
Tilman Becherts "Kreta in römischer Zeit" bietet eine fundierte und solide Zusammenstellung des bisherigen Forschungsstandes und überzeugt visuell durch zahlreiche schöne Aufnahmen. Der Autor kann nur wenig dafür, dass er oft Unterkapitel, beispielsweise zum Straßenbau oder zur Wasserversorgung, mit den Worten einleiten muss, dass der Forschungsstand hier noch keine allzu sicheren Aussagen zulässt. Das Thema des Bandes schuldet es, dass kein annähernd vollständiges Bild von der römischen Zeit Kretas entstehen kann.
Gerade das längste Kapitel des Bandes, die Geschichte zwischen dem ersten Jahrhundert vor und dem dritten Jahrhundert nach Christus, ist daher für interessierte Laien wenig spannend. Diese Phase der relativen Stabilität bietet nach dem bisherigen Kenntnisstand kaum Ereignisse, die über den Expertenkreis hinaus von einiger Spannung sind.
Das ist alles keine Kritik an den Autor. Bechert macht das Beste aus dem Stoff, er stellt den Wissenstand souverän und gut lesbar dar. Er geht sehr gut mit dem Bildmaterial um, das konsequent den Fließtext sinnvoll ergänzt. Die Auswahl der Abbildungen ist sehr gut. Insbesondere auch die Landschaftsaufnahmen sind großartig anzuschauen.
Insgesamt ist dieser Bildband sehr zu empfehlen. Allein schon, weil er das Augenmerk auf eine bisher vernachlässigte Epoche der Geschichte Kretas setzt. Der Forschungsstand wird vom Autor bestmöglich zusammengefasst, das Bildmaterial ist ausgezeichnet. Für Studenten und interessierte Laien ist "Kreta in römischer Zeit" eine ausgezeichnete Wahl, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Eine Leseprobe im PDF-Format gibt es hier auf der Verlags-Website.