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 Friedrich der Große

verehrt. verklärt. verdammt


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Am 24. Januar 2012 jährte sich der Geburtstag des preußischen Königs Friedrich II. zum 300. Mal. Aus diesem Anlass gestaltete das Deutsche Historische Museum eine Ausstellung, welche "sich (…) mit den reichhaltigen Hinterlassenschaften, Gegenständen und Zeugnissen des Kultes um Friedrich II." (S. 11) beschäftigt.
Wie ist bei Ausstellungen üblich ist, gibt es dazu auch einen Ausstellungskatalog, in welchem die Exponate abgebildet und erläutert werden. Dieser gliedert sich in 13 Abschnitte, die von der Inszenierung des Preußenkönigs in Porträts über die nachfolgende dynastische Traditionspflege der Hohenzollern bis hin zur Inanspruchnahme Friedrichs als Werbeikone reicht. Zudem rückt neben anderen Themen auch die Heroisierung beziehungsweise Verdammung des Feldherrn Friedrichs des Großen oder der Satirekult um ihn in den Mittelpunkt. Jeder Abschnitt wird dabei von einer kurzen, meist doppelseitigen Einleitung begleitet, der in die Thematik einführt. Anschließend werden die Exponate jeweils präsentiert und erläutert. Ein Personenregister rundet den Band ab.

Der Katalog besticht vor allem durch seine exzellente Bildqualität, die die Ausstellungsstücke optisch ansprechend in Szene setzt. Nur ganz vereinzelt wären etwas größere Abbildungen wünschenswert gewesen – vor allem bei Text-Bild-Kombinationen wie beispielsweise der Karikatur "Eine Berliner Groteske" (S. 224) –, um Wort und Bilddetails besser zu erkennen.

Überzeugend ist jedoch insbesondere die inhaltliche Konzeption, welche einen ganz neuen Blick auf den Preußenkönig wirft. Denn im Gegensatz zu klassischen Ausstellungen über historische Herrscherpersönlichkeiten steht weniger ein zeitgenössischer Blick auf das Leben und die Persönlichkeit im Mittelpunkt, sondern das Weiterwirken der Person, welches sich in unterschiedlichsten Bereichen (zum Beispiel Werbung, Publizistik, Film, Kunst, Literatur oder auch Spielzeug) manifestiert. Dadurch gerät das Blättern, Betrachten und Lesen zu einem Vergnügen, da immer wieder andersartige Facetten zum Tragen kommen. Dabei bewegen sich viele Exponate im Umfeld von Kaiserreich und Nationalsozialismus und rücken somit den klassischen Rezeptionszeitraum Friedrichs in den Mittelpunkt, bisweilen scheint aber auf, dass Friedrich der Große auch heute noch eine markante Figur darstellt, die in der Werbung, als Comic oder in Form eines Strategiespiels in die Gegenwart wirkt.

Bemerkenswert ist zudem, dass viele Exponate aus dem Fundus des Deutschen Historischen Museums stammen und zum ersten Mal öffentlich präsentiert werden. Aber auch Stücke aus anderen Sammlungen werden in die Präsentation integriert, wodurch ein umfassendes Bild der Friedrich-Rezeption entsteht. Freilich kann dieses Bild aufgrund der unzähligen Gegenstände zur Erinnerungskultur Friedrichs nicht vollständig sein, deckt aber durch die kluge Auswahl der Exponate exemplarisch das gesamte Rezeptionsspektrum ab. Nicht zuletzt bietet der Band außerdem zu allen Ausstellungsstücken sehr sorgfältig recherchierte Grundinformationen wie zum Beispiel die Größe von Gemälden, das Jahr der Veröffentlichung oder der Hinweis auf Materialeigenschaften, sodass dieser als rundum gelungen bezeichnet werden kann.

Einen Blick ins Inhaltsverzeichnis und ein Probekapitel bietet die Verlags-Website.

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 21. März 2012 | ISBN: 978-3515101233 | Preis: 24,00 Euro | 244 Seiten | Sprache: Deutsch

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